AMFT Feuerschutz a3bau
AMFT-Fachseminar mit über 80 TeilnehmerInnen
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Feuerschutz im Fokus

Am 16. Mai 2019 lud die Arbeitsgemeinschaft der Hersteller von Metall-Fenster/Türen/Tore/Fassaden (AMFT) zum Fachseminar unter dem Motto „Feuerschutz“ in die Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsstelle der Stadt Wien (MA 39) ein.

Über 80 TeilnehmerInnen – darunter Vertreter von Herstellerbetrieben, Systemgebern, der branchennahen Zuliefer- und Glasindustrie sowie von Planungsbüros – nahmen an der Veranstaltung teil und brachten ihre Anregungen ein. Das Seminar wurde in Kooperation mit dem Aluminium-Fenster-Institut (AFI) und der Bundesinnung der Metalltechniker durchgeführt. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Anton Resch (Geschäftsführer der AMFT) und Dipl.-Ing. Dieter Werner (Laborleiter – Bauphysiklabor in der MA 39), der das Tätigkeitsfeld der MA 39 vorstellte. Grußworte kamen auch von Mag. Harald Greger, Geschäftsführer Aluminium-Fenster-Institut (AFI).

Fachvortrag: CE-Kennzeichnung in der Praxis – aktuelle Entwicklungen

Dipl.-Ing. Martin Fehringer (Leiter der Zertifizierungsstelle der MA 39) widmete sich in seinem Vortrag der CE-Kennzeichnung in der Praxis und die aktuellen Entwicklungen dazu. Thematisiert wurde das sehr komplexe System der CE-Kennzeichnung von europäisch harmonisierten Bauprodukten. Der Bogen spannte sich dabei von den Grundlagen der EU-Bauprodukteverordnung über die möglichen Nachweisverfahren bis hin zu vereinfachten Verfahren. Aber auch weiterhin gültige und notwendige nationale Regelungen wie die ÜA-Kennzeichnung für Innentüren und Fixelemente wurden den Besuchern nähergebracht.

Besonderheiten bei Vorhangfassaden

Auch die Eigenheiten der verschiedenen Produkte wie Fenster, Türen, Tore oder Vorhangfassaden wurden in dem Vortrag beleuchtet. Gerade bei den Vorhangfassaden ergeben sich Besonderheiten. Hier ist beispielsweise für die Leistungserklärung und CE-Kennzeichnung nach wie vor die Produktnorm aus 2003 heranzuziehen und nicht die aktualisierte und wesentlich erweiterte Version aus 2015. Die neuere Ausgabe ist noch nicht im Amtsblatt der EU erschienen und wurde somit europäisch noch nicht harmonisiert.



Untypisch für den Markt ist auch, dass die Herstellung von Vorhangfassaden mit Anforderungen an den Feuerwiderstand keiner Fremdüberwachung des Herstellerbetriebes unterliegt. Dies begründet sich aus den Anforderungen für das System zur Bewertung und Überprüfung der Leistungsbeständigkeit (AVCP-System) der Vorhangfassaden. Werden jedoch gewisse Anforderungen an das Brandverhalten gestellt, ist eine Fremdüberwachung des Herstellerbetriebes erforderlich − jedoch nur bei Produkten oder Werkstoffen, bei denen eine deutlich feststellbare Stufe des Produktionsprozesses zu einer Verbesserung in der Klassifizierung des Brandverhaltens führt.

Aktuelle Entwicklungen der CE-Kennzeichnung

Derzeit befinden wir uns in einer Übergangsphase, in der Außentüren mit Anforderungen an den Feuerschutz sowohl ÜA- als auch CE- gekennzeichnet werden können. Die Koexistenzphase der zu Grunde liegenden harmonisierten Norm EN 16034 endet am 01.11.2019. Ab diesem Zeit-punkt sind Außentüren mit Anforderungen an den Feuerschutz ausschließlich mit einem CE-Zeichen zu versehen und die Leistungserklärung zu erstellen. Die Produktnorm für die Innentüren wurde im Jänner 2019 national veröffentlicht, ist aber bisher nicht im Amtsblatt der EU europäisch harmonisiert worden. Daraus ergibt sich, dass diese Produkte weiterhin der nationalen ÜA-Kennzeichnung unterliegen. Es gibt nun erste konkrete Hinweise in Sitzungsprotokollen aus Brüs-sel, worin erkennbar ist, dass sich das Ende der Koexistenzphase der EN 16034 verschieben kann. Damit könnte ermöglicht werden, dass sowohl Außen- als auch Innentüren zum gleichen Zeitpunkt in eine verpflichtende CE-Kennzeichnung gehen. Nachteilig stellen sich dabei weiter andauernde Hemmnisse im innergemeinschaftlichen Handel von Außentüren mit Anforderungen an den Feu-erschutz dar.

Fachvortrag: Feuerschutzabschlüsse – Inverkehrbringen, Einbau, Austausch, Nachrüstung

Dipl.-Ing. Kurt Danzinger (Leiter des Arbeitsgebietes Brandschutz in der MA 39) informierte in sei-nem Vortrag über das fachgerechte Inverkehrbringen von Feuerschutzabschlüssen, den praxisge-rechten Einbau sowie den Austausch und die Nachrüstung von Bauteilen. Dabei wurden unter an-derem die verschiedenen europäischen Feuerwiderstandsklassen und deren Merkmale erörtert und erklärt. In den weiteren Ausführungen wurde der Einbau und die Prüfszenarien besprochen sowie die Klassifizierung derartiger Bauprodukte nach den Prüfergebnissen.

Danzinger AMFT a3bau
Ing. Kurt Danzinger, Leiter des Arbeitsgebietes Brandschutz in der MA 39

Hitzige Diskussionen zur korrekten Auslieferung

Viel Diskussion löst das Thema der korrekten Lieferung von Feuerschutzabschlüssen vom Herstel-ler zum Einbauort aus. Dabei muss nach Vorgaben und Regelwerken bereits bei der Auslieferung im Werk das Produkt als vollständiger Feuerschutzabschluss hergestellt sein. Dafür müssen die Gläser in den Elementen nach den Produktprüfungen verbaut und etwaige Öffnungen z. B. für Zy-linder fachgerecht verschlossen werden. Gerade im Metallbau ist es üblich, dass Konstruktionen durch den Hersteller vor Ort komplettiert und fertiggestellt werden. Auch bei Vorhangfassaden ist das fast immer der Fall. Sehr schwere Feuerschutzgläser in großen mehrteiligen Elementen ma-chen den Transport und die Manipulation vor Ort schier unmöglich. Weiters müssen eingesetzte Gläser in Fixelementen für die Befestigung über den Falz der Konstruktion vor Ort wieder ent-nommen werden, um sie dann nach Montage wieder einzusetzen.



Im Zentrum stand bei den Diskussionen die Definition des „Inverkehrbringens“ von Bauelementen. Da trotz den intensiven Dialogen kein übereinstimmender Konsens für das Thema gefunden wer-den konnte, bietet die AMFT an, weitere Gespräche mit zuständigen Behörden sowie der MA 39 für eine praktikable Lösung zu führen. In der Folge werden dienliche Hinweise zum (erweiterten) Anwendungsbereich der Prüfungen sowie zu normativen Vorgaben für die Nachrüstung von Feu-erschutzelementen an die TeilnehmerInnen gegeben. Auch zu den Möglichkeiten, wie ein bereits verbautes Feuerschutzelement geprüft und Rückschlüsse auf dessen Klassifizierung getroffen wer-den können, werden die Anwesenden informiert.

Live-Brandversuch

Im Anschluss wurden alle TeilnehmerInnen zu einem Brandversuch in die Brandversuchshalle der MA 39 gebeten. Am Prüfstand stand eine Stahldrehflügeltüre, die den extremen Anforderungen eines Vollbrandes ausgesetzt wurde. Die Besucher wurden Zeugen, wie sich die Türe unter den steigenden Temperaturen im Prüfofen nach und nach verformte, bis sich zwischen Türrahmen und Türblatt ein Spalt zeigte und schlussendlich auch die Dichtungen auf der feuerabgewandten Seite zu brennen begannen.

AMFT Brandversuch a3bau
Am Prüfstand stand eine Stahldrehflügeltüre, die den extremen Anforderungen eines Vollbrandes ausgesetzt wurde



Netzwerken und Erfahrungsaustausch Beim gemeinsamen Lunch konnten die SeminarteilnehmerInnen die fachlichen Diskussionen wei-ter vertiefen und sich mit den Vortragenden austauschen. Die Fachveranstaltung der AMFT bietet somit neben profunden Sachinformationen auch eine wichtige Branchenplattform zum Erfahungsaustausch und Networking.

Weitere Informationen sowie Fotos zur Veranstaltung unter www.amft.at/amft-fachseminar

Über die AMFT (Arbeitsgemeinschaft der Hersteller von Metall-Fenster/Türen/Tore/Fassaden)

Die Arbeitsgemeinschaft der Hersteller von Metall-Fenster/Türen/Tore/Fassaden wurde 1976 gegründet und ist eine Arbeitsgemein-schaft im Rahmen der Wirtschaftskammer Österreich, welche die speziellen Bedürfnisse der Metallbaubranche abdeckt. Die AMFT fungiert für derzeit rund 50 Mitgliedsfirmen aus allen Bundesländern Österreichs als Serviceorganisation. Mitglieder sind in erster Linie Metallbauer, aber auch die Anbieter von Aluminiumprofilsystemen (Systemhäuser), das Aluminium-Fenster-Institut sowie Unternehmen der Glasindustrie und aus dem Bereich der Oberflächenveredelung.