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Architekt Rainer Hascher, Hascher Jehle Architekten, Berlin, spricht über den Niedergang der Baukultur
© Müller-Hofstetter

Irgendwo explodieren immer die Baukosten

Architekt Rainer Hascher, Hascher Jehle Architekten, Berlin, sprach über den Umgang mit der „neuen Baukultur“, seine Erfahrungen wie auch über seine persönlichen Visionen.

Oder sollen wir gleich über den Niedergang der Baukultur sprechen? leitete Architekt Rainer Hascher seine Ausführungen beim von Vasko+Partner veranstalteten Kulturtreff im azw Wien ein: "Irgendwo explodieren immer die Baukosten". Die Brutstätte des Baukostendilemmas sei die mangelnde Baukultur, so Hascher, der im Wesentlichen drei Ursachen dieser Fehlentwicklung:

1. Verlust der Bauherrenpersönlichkeiten
Es gibt keine Entscheider mehr, sondern nur mehr ängstliche Geschäftsführer bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung, die keinen Gestaltungswillen besitzen. Bei Besprechungen sitzt eine doppelt so starke Controllor-Mannschaft den Planenden gegenüber, die keine Innovationen zulässt.

2. Mangel an Teamgeist
Die Juristen haben das Heft in der Hand, Teamgeist funktioniert in keinster Weise, weil die Absicherung aller Beteiligten im Vordergrund steht, die am liebsten gar keine Entscheidungen treffen möchten.

3. Janusköpftigkeit der Politik
Die mangelnde Besetzung der Bauämter - zunehmend von Betriebswirten und Juristen besetzt - führt dazu, dass Baukosten viel zu niedrig eingeschätzt werden. Das hat vor allem damit zu tun, dass bei diesen Personen nach wie vor die Entstehungskosten im Vordergrund stehen.

Was kann man tun?

Nach der Analyse der Ursache für die Unkultur, die sich in der Planungs- und Bauwirtschaft breit gemacht hat, gab Hascher auch Einblicke, welche Schritte nötig sind, um eine bessere Baukultur zu schaffen:

1. Integrale Planungsmethoden für zukunftsfähige Gebäude
Wir brauchen von Anfang an Generalplanerteams, appellierte Hascher an die anwesenden Bauherren. Darüber hinaus müsse sich das Leistungsbild des Projektsteuerers ändern.

2. Vergabeverfahren ändern
Auch müsse sich die Vergabe ändern. Derzeit bestehe kein gutes Verhältnis zwischen Bauherr und Bauindustrie. Die Vergabe sei vor allem preisgetrieben. Es gebe zu wenig Kommunikation. Die Vergabe muss auch über die Qualität nicht nur über den Preis passieren. Derzeit habe vor allem das Claim Management die Oberhand.

3. Installation eines unabhängigen Baukostengutachters
Das müssen vor allem politisch unabhängige Menschen sein. Derzeit werden die Baukosten bei Projekten der öffentlchen Hand - politisch motiviert - zu niedrig angesetzt, um die Machbarkeit zu suggerieren. Damit erfolgen Zuschläge von bis zu 30 Prozent unter dem realen Preis. Wie sollen die Planer damit umgehen? Zu niedrig werden auch die Zeitbudgets angesetzt, ergänzte Hascher.

4. Lenkungsausschuss mit Entscheidungskompetenz
Dieses Instrument fehle bei der Vergabe großer Projekte. Ein derartiges Gremium sollte regelmäßig einberufen werden, um Entscheidungen top-down zu treffen. Nur so kann verhindert werden, dass Entscheider in der 3. Ebene immer wieder ein Projekt aufgrund mangelnder Entscheidungskraft verzögern.