Corona a3bau
So mancher Bauunternehmer musste sich in den vergangenen Tagen für das Weiterarbeiten rechtfertigen
© Pico Bello Bau

Corona-Krise am Bau: Anfeindungen auf Baustellen

Wie ein regionales Bauunternehmen mit 20 Mitarbeiter versucht, durch die Corona-Krise zu kommen und deshalb mit Anfeindungen zu kämpfen hat.

„Wir versuchen 20 Arbeitsplätze und die Aufrechterhaltung eines Betriebs sicherzustellen und müssen uns dafür anfeinden lassen.“ Was Joachim Watzke seit Ausbruch der Corona-Krise erlebt, will er möglichst schnell wieder abhaken. Der 52-jährige Unternehmer ist Geschäftsführer des erfolgreichen Bauunternehmens Pico Bello Bau mit Sitz im niederösterreichischen Hof am Leithaberge. Wie andere österreichische Betriebe erlebten Joachim Watzke und Leon Verbaj mit ihrer Firma in den vergangenen Tagen ein Wechselbad der Gefühle – hin und her gerissen zwischen der Verantwortung gegenüber der Gesundheit und Aufrechterhaltung des Arbeitsplatzes aller Mitarbeiter, die Versprechen gegenüber Kunden einzuhalten und gleichzeitig die Beschränkungen der Regierung nicht zu verletzen. Entsprechende Schutzmaßnahmen wurden schon früh gesetzt.

Im Unterschied zu den häufig kritisierten Umständen auf Großbaustellen, sind auf den Baustellen von Pico Bello Bau im Normalbetrieb maximal 5 Bauarbeiter im Einsatz. Um einen noch höheren Schutz der Mitarbeiter zu ermöglichen, wurde die Anzahl der eingesetzten Bauarbeiter pro Baustelle nochmals auf 3 Personen reduziert, wodurch der vorgegebene Sicherheitsabstand in der Regel auch eingehalten werden kann. Damit der Sicherheitsabstand auch am Weg zur Baustelle gewährleistet wird, kommen die Bauarbeiter mit dem eigenen Auto oder maximal zu zweit in einem Baustellenfahrzeug. Mit dem Ziel, das Infektionsrisiko auf ein absolutes Minimum zu reduzieren, wurden die Bauarbeiter zusätzlich mit Schutzmaterial ausgestattet.

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Mail an sabine.mueller-hofstetter@a3bau.at

Dass es wegen der Fortführung des Baubetriebs zu verallgemeinernden Anfeindungen der Baufirmen in der Öffentlichkeit, speziell über soziale Medien kommt und gegen Pico Bello Bau sogar schon mehrfach Anzeige erstattet wurde, stößt beim Hofer Bauunternehmen auf Unverständnis. Polizeibeamte haben die Umstände auf der Baustelle des Reihenhausprojekts „Auerpark“ in Hof am Leithaberge schließlich auch vor Ort überprüft und ihr Einverständnis für das Weiterführen der Baustellen unter fortführender Einhaltung der Schutzmaßnahmen ausgesprochen. Auch von der Wirtschaftskammer erhält das Bauunternehmen nun eine offizielle Bestätigung für die Weiterführung der Bauarbeiten.

Leon Verbaj freut sich, dass die laufenden Bauprojekte weitergehen können: „Der Ärger über die Anzeigen bei der Polizei hält sich bei mir in Grenzen, da wir so nun wenigstens Gewissheit haben, weitermachen zu dürfen. Gut, dass wir so schnell auf die heikle Situation rund um das Coronavirus reagiert haben. Dass wir das richtige tun, hat uns auch die Reaktion unseres Teams bewiesen. Bei der Belegschaft hat sich eine enorme Solidarität entwickelt. Es tut wirklich gut zu wissen, dass das gesamte Team hinter dir steht und alle an einem Strang ziehen, um diese Krise zu überwinden – ihnen gebührt der größte Dank.“

"Kontaktloser" Fortbetrieb des Betriebs

Auch die Büromitarbeiter sind für Kunden und Interessenten weiterhin telefonisch und per E-Mail im Einsatz. Meeting und Baubesprechungen finden online statt, die digitale Planung ermöglicht es Kunden, ihre Hauspläne von Zuhause aus per App virtuell zu begehen – völlig kontaktlos.

Nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Kunden von Pico Bello Bau sind erleichtert, dass der Betrieb weitergehen kann und die aktuellen Baustellen nicht geschlossen werden müssen. Das hätte für einige Häuslbauer zu unangenehmen Folgen bezüglich finanzieller Verpflichtungen und bereits gekündigter Mietverträge geführt.

Mittlerweile gibt es auch eine Entscheidung der Regierung, dass Baustellen nicht geschlossen werden müssen, sofern die Einhaltung der vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen bei den Bauarbeiten gewährleistet werden kann. Die geforderte Zwangsschließung aller Baustellen wäre auch für Joachim Watzke nicht vorstellbar gewesen: „Immerhin ist die Baubranche der Motor der Wirtschaft. An ihr hängt eine lange Kette an Industrieunternehmen, die vom Aufrechterhalten des Baubetriebs abhängig ist.“