Wietersdorfer-Geschäftsführer fordern klare Pläne zur Energieversorgung
Die sich mehrenden Meldungen über die von Russland verhängten Gaslieferstopps beunruhigen die heimischen Industriebetriebe zunehmend. Bei der Pressekonferenz der Wietersdorfer-Gruppe in Klagenfurt fordert Michael Junghans auf Nachfrage einen klaren Plan zur Versorgungssicherheit Österreichs. Während unsere deutschen Nachbarn uns bereits zwei Schritte voraus seien, gibt es von der österreichischen Regierung keine Signale, wie man im Falle eines Gaslieferstopps vorgehen würde.
Der von MInisterin Leonore Gewessler kolportierte laufende Austausch zwischen E-Control und der heimischen Industrie in Sachen Gasnotfallplan findet offensichtlich nicht statt. Junghans dazu: "Wir haben Zahlen über unseren Verbrauch eingemeldet, um eine gewisse Mindestproduktion fortführen zu können. Aber bislang keine Rückmeldung dazu erhalten." Wietersdorfer selbst verfüge über eine Analyse, wie viel Gas man für welche Produktionsbereiche brauche, so Junghans. Aber all das ist bloß Papier, wenn es keine Gespräche und Abstimmungen mit der Politik dazu gibt. Junghans verwies in diesem Zusammenhang auf Äußerungen von Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, wonach ein Stopp oder Einschränkungen der Gaslieferungen aus Russland wie ein Damoklesschwert über dem Standort schwebe. „Die Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Wohlstand und die Versorgungssicherheit wären verheerend und würden uns langfristig massiven Schaden zufügen“, erklärte Knill.
Bis Ende des Jahres sei man bei Wietersdorfer in der Lage 40 Prozent des benötigten Gases durch andere Energieträger wie Holzstaub zu ersetzen. Mittelfristig - in den nächsten maximal fünf Jahren - werde man in der Lage sein, 60 bis 80 Prozent des benötigten Gases durch andere Energieträger zu ersetzen.
Internationales Wachstum ermöglicht nachhaltige Entwicklung
Die Wietersdorfer Gruppe hat als weltweit agierendes Industrieunternehmen auch im Jahr 2021 seinen konstanten Wachstumskurs fortgesetzt. Mit einem Umsatz von 799,4 Millionen Euro, was einer Steigerung von 10,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht, ebnet die Unternehmensgruppe den Weg für die Weiterentwicklung ihrer fünf Geschäftsfelder im Sinne der grünen Transformation. „Wir sind stolz darauf, in Österreich und ganz Europa, aber genauso in unseren Überseemärkten ein solides Ergebnis erwirtschaftet zu haben. Wir nutzen diese positive Dynamik, um unsere Krisenresilienz zu stärken und unsere Nachhaltigkeitsstrategie weiter voranzutreiben“, erklären Michael Junghans und Hannes Gailer, die beiden Geschäftsführer der Wietersdorfer Gruppe.
Gleichzeitig betonen sie, dass es für das Gelingen der grünen Transformation auch konkrete Schritte seitens der Politik bedarf: „Klar ist, dass wir das Ziel der Klimaneutralität nur erreichen können, wenn seitens der Politik klare und vorausschauende Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Wettbewerbsgleichheit sicherstellen und den Unternehmen Planungssicherheit geben.“ Dazu zählt unter anderem die deutlich effizientere Gestaltung von Genehmigungsverfahren oder der unverzügliche Ausbau der Infrastruktur für die Versorgung mit erneuerbarer Energie.
Internationalisierung schreitet voran
Ein Fünftel des Gesamtumsatzes erwirtschaftet die Wietersdorfer Gruppe mit Sitz in Kärnten bereits heute außerhalb von Europa. Mit 13 Prozent Umsatzanteil und einem 9,4-prozentigen Wachstum in 2021 gilt die USA als umsatzstärkstes Land außerhalb Europas. Grund dafür ist nicht zuletzt die Investitionsstrategie des Wietersdorfer Tochterunternehmens Hobas: So wurde am Standort in Houston, Texas, im vergangenen Jahr eine neue Produktionsanlage für nicht-kreisförmige Rohre in Betrieb genommen. Diese Rohre werden vor allem bei der Sanierung von Abwasserleitsystemen in Großstädten dringend benötigt. Gleichzeitig wird am Standort bereits am Bau einer sogenannten Filament-Wind-Anlage gearbeitet, deren Inbetriebnahme für das dritte Quartal 2022 geplant ist. Diese Anlage erlaubt die Produktion von Rohren mit bis zu 32 Bar Druckfestigkeit und einer Länge bis zu 12 Meter.
Mit der Übernahme des ersten Produktionsstandortes in Marokko sichert sich die Wietersdorfer Gruppe zudem Afrika als wesentlichen Zukunftsmarkt. Im Jahr 2021 konnte hier bereits ein Umsatz von 17,3 Millionen Euro erwirtschaftet und neue Projekte für die kommenden Jahre akquiriert werden. In der Elfenbeinküste hat das Unternehmen seinen Wert für die Entwicklung der Region bereits früher unter Beweis gestellt: So konnte bis 2021 eine über 63 Kilometer lange Trinkwasserleitung aus Amiblu Rohren errichtet werden, die die Bevölkerung mit frischem Wasser versorgt. Neben der Errichtung von Wasserleitungen ist die Wietersdorfer Gruppe in Afrika auch am Bau von Entsalzungsanlagen in großem Stil beteiligt.
Ausbau erneuerbarer Energieversorgung
Die Wietersdorfer Gruppe konnte auch im Jahr 2021 eine Reihe grüner Transformationsprojekte umsetzen. Der Fokus lag hierbei auf dem gezielten Ausbau der Versorgungskapazität mit selbst produziertem Grünstrom. So wurden mehr als 26 Millionen Euro investiert, um etwa im Kärntner Görtschitztal die unternehmenseigenen Wasserkraftwerke zu revitalisieren, die erste Wasserstofftankstelle Sloweniens in Betrieb zu nehmen und gleichzeitig mehrere Produktions- und Bürogebäude mit PV-Anlagen auszustatten. Insgesamt investieren die Wietersdorfer pro Jahr 75 Millionen Euro in strategische Zukunftsprojekte für die Weiterentwicklung ihrer Geschäftsfelder (Zement & Beton, Kalk, Industriemineralien, GFK-Rohrsysteme und thermoplastische Rohrsysteme).
Suche nach neuen Talenten
Weltweit sind heute mehr als 2.900 Menschen bei der Wietersdorfer Gruppe beschäftigt – die Tendenz ist auch in diesem Bereich seit Jahren steigend. An Produktions- und Vertriebsstandorten in 22 Ländern bildet die Belegschaft das Rückgrat der Gruppe. 2021 kamen in 66 Ländern der Welt Wietersdorfer-Produkte zum Einsatz. 678 Mitarbeiter sind allein in Österreich beschäftigt, wo die Wietersdorfer im vergangenen Jahr mit einem innovativen Angebot auf die Suche nach neuen Talenten gegangen ist: Unter dem Titel „Go International“ vergab das Unternehmen spannende Auslandspraktika in Deutschland, Frankreich, Norwegen, Kroatien und Slowenien. Mehr als 60 Student:innen aus unterschiedlichen technischen und betriebswirtschaftlichen Studienzweigen bewarben sich um ein Auslandspraktika. Sechs davon dürfen sich im kommenden Sommer auf ihr persönliches Abenteuer in der modernen Industrie begeben.