Schalen um jeden Preis
Speziell im Wohnbau ist es für die Branche extrem schwierig ihre Preise nach oben zu bringen, da es die Politik seit vielen Jahren verabsäumt hat, die Quadratmeter-Preisgrenzen für den geförderten Wohnbau anzupassen, meint etwa Erwin Platzer, Geschäftsführer Meva Österreich: „Erschwerend kommt noch dazu, dass von diesen Kosten immer mehr in Themen wie Sicherheits- und sonstige Gebäudeausstattung geht und damit für das reinen Bau immer weniger Geld bleibt – dieser Druck wird natürlich auf die Lieferanten weitergegeben.“ Um Preise nach oben zu bringen, selbst in stark wachsenden Märkten, bedarf es starker Marktspieler.
Erwin Platzer, GF Meva Österreich: Hier scheint die Durchsetzungskraft in Österreich nicht besonders groß zu sein. Meine Zuversicht, was die Preise anbelangt, hält sich daher in Grenzen."
Aufgrund der hohen Auslastung ziehen die Preise am Bau in den letzten Monaten deutlich an, bestätigt auch Peter Rungger, Geschäftsführer Ringer KG: „Bedingt durch den aktuellen Bauboom sind Kapazitäten bei den Baufirmen extrem gut ausgelastet, was sich entsprechend auf Preis auswirkt. Zusätzlich ist bei allen wesentlichen Rohstoffen ein deutlicher Preisanstieg zu spüren, der sich auch entsprechend in höheren Marktpreisen niederschlägt.“ Die vollen Auftragsbücher der Baufirmen sorgen natürlich auch für eine steigende Nachfrage nach Produkten aus der Zuliefererbranche, so Ringer weiter, der die Branche in einer Preisschere sieht: „Wir Zulieferer haben einerseits mit deutlichen Preissteigerungen bei Rohstoffen wie Stahl, Aluminium und Holz und andererseits mit Engpässen bei der Verfügbarkeit von Rohstoffen zu kämpfen, was uns teilweise auch zu Preisanpassungen zwingt.“
Walter Schneeweiss von Doka: „Margenoptimierung ist natürlich immer ein Thema und wir sind bei der Vielzahl von Projekten permanent am Aussteuern zwischen Volumen und Marge. Unsere eigene Preisbildung ist natürlich auch beeinflusst von Preiserhöhungen resultierend aus Lohnerhöhungen, Rohstoffpreisen, Halb- und Fertigproduktpreisen usw.“
Gerald Schönthaler, Geschäftsführer der Hünnebeck Austria, zuständig für Österreich und Rumänien, spricht von einem „sehr kompetitiven Markt“. Allmählich steige jedoch das Bewusstsein dafür, dass Qualität beim Produkt und beim Service seinen Preis hat, wenn man keine qualitativen Abstriche in Kauf nehmen will. Dabei spiele natürlich auch die gute Marktsituation eine Rolle, von der Bauunternehmen wie auch Lieferanten profitieren. Schönthaler: „Der Schalungskunde von heute erwartet neben dem reinen Produkt solche Dienstleistungen, die ihm helfen, wirtschaftlicher und sicherer zu arbeiten – insbesondere vor dem Hintergrund immer komplexer werdender Bauprojekte.“ Schönthaler spricht damit ein Phänomen an, dass besonders in der Schalungsbranche auftritt: Ingenieurleistungen werden nicht eingepreist.
Der Kunde ist (noch) nicht bereit, für einen hochwertigen, umfassenden Service und Qualität zu bezahlen. Was vermutlich in der Subunternehmer-Struktur begründet liegt. Während man im Verkauf noch eher mit hoher Produktqualität punkten kann, ist das in der Vermietung so eine Sache. Da sehr oft das Aufstellen der Schalung in Sub vergeben wird, ist es dem Bauunternehmen, salopp formuliert, ziemlich egal, ob die Schalung einfach zu handhaben ist oder die Subfirma damit schneller vorwärtskommt. Denn abgerechnet wird in Quadratmetern. Durch den Preisdruck in der Branche, greifen die Bauunternehmen daher gern zur billigsten Lösung.
Lieferengpässe möglich
Warenverfügbarkeit ist in der Branche derzeit ebenfalls ein heißes Thema. Die Produktion läuft bei Doka schon seit dem Vorjahr auf Vollauslastung und gleichzeitig sei man dank des umfangreichen, gut ausgestatteten weltweiten Mietparks, einer professionellen Logistik und unserer überdurchschnittlich engagierten Mannschaft großteils in der Lage den Kunden die bestellte Schalung termingerecht auf ihre Baustellen zu liefern bzw. in enger Abstimmung mit ihnen alternative Lösungen zu definieren, meint Schneeweiss: „Das kann durchaus einmal heißen, dass wir ein paar Container mit Schalung aus Chile und Australien holen, um die Kundenbedarfe decken zu können.“
Auch bei Ringer ist man bemüht, trotz der stark erhöhten Nachfrage und der weltweit spürbaren Rohstoffknappheit „in gewohnter Weise auf Kundenwünsche zu reagieren, sodass es bei Stammkunden zu keinen Lieferengpässen kommt“. Vorausschauende Planung und optimierte Prozesse seien die Grundlage dafür, so Rungger, der anmerkt.
Peter Rungger, GF Ringer: „Langfristige Partner haben bei Ringer immer Priorität. Dennoch: Bei einigen wenigen Produkten kann es in nächsten Wochen und Monaten aufgrund der extrem hohen Nachfrage eventuell zu etwas längeren Lieferzeiten kommen.“
Bei Meva greife man auf Erfahrung der Vergangenheit zurück, so Platzer: „Speziell bei Holzprodukten, wie Schaltafeln und H20-Trägern sind aktuell Lieferengpässe der Fall. Bei den Schalungssystemen haben wir aus dem Vorjahr gelernt und wesentlich strikter geplant, somit haben wir als Meva eine ausreichende Verfügbarkeit.“ Einen Strich durch die Rechnung machen mitunter Kunden, die ihre gemietete Schalung nicht zurückbringen, aus Sorge, für den nächsten Auftrag nicht mit ausreichend Material versorgt zu werden. Gute Voraussetzungen also, um bessere Preise zu erzielen. Leider nein, es werde um jeden Auftrag gekämpft, obwohl ohnehin kaum Material verfügbar sei. Der Grund: Kampf um Marktanteile, niemand wolle einem Konkurrenten eine Baustelle überlassen. Schalen um jeden Preis wird also weiterhin das Motto der Branche bleiben.