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Lebenszyklusorientiertes Bauen „aktueller denn je“

Die IG Lebenszyklus Bau präsentiert ihr Arbeitsprogramm 2022. Der Fokus liegt auf langfristige Herausforderungen der Branche unter Berücksichtigung der Folgen des Kriegs gegen die Ukraine.

„Aktueller denn je“ – unter diesem Motto startet man bei der 2012 gegründeten IG Lebenszyklus Bau ins aktuelle Arbeitsjahr. Neun Arbeitsgruppen mit rund 100 Expert*innen arbeiten bereits an brandaktuellen Themen, die auch die Folgen des Kriegs in der Ukraine miteinbeziehen. „Eine auf Nachhaltigkeit und Klimaneutralität basierende Raum- und Gebäudeentwicklung sowie eine partnerschaftliche Projektkultur sind so akut und dringend erforderlich wie noch nie“, betont Wolfgang Kradischnig, Sprecher der IG Lebenszyklus Bau. Denn Bauverzögerungen und Baustopps seien vor dem Hintergrund von Preissprüngen und Lieferengpässen bereits jetzt zu beobachten und würden in naher Zukunft das tägliche Geschäft beherrschen. Mit einem vom Verband vorgeschlagenen Maßnahmenmix soll ein nationaler und partnerschaftlicher Schulterschluss der Bau- und Immobilienbranche zur Bewältigung der bereits eintretenden und kurz bevorstehenden politischen und wirtschaftlichen Veränderungen erreicht werden.

Drohende Kurzarbeit und Insolvenzen trotz voller Auftragsbücher

Stephan Heid, stellvertretender Sprecher der IG Lebenszyklus Bau, zufolge sind die Auftragsbücher eigentlich voll. Dennoch drohen Kurzarbeit und Insolvenzen. Eine Herausforderung, der man laut Heid nur kollektiv begegnen könne: „In den nächsten Wochen und Monaten ist die Solidarität zwischen Auftraggeber*innen und Auftragnehmer*innen gefragt. Wir suchen daher bereits das Gespräch mit Vertreter*innen der führenden Bau- und Immobilienunternehmen, führenden privaten und öffentlichen Auftraggeber*innen und Auftragnehmer*innen der Branche.“

Maßnahmen-Mix für einen nationalen Schulterschluss der Branche

„Wer nachhaltig bauen und betreiben will, muss bei der Organisation und den Prozessen beginnen sowie sämtliche Beteiligten frühzeitig einbinden“ – nach diesem Motto arbeiten bei der IG Lebenszyklus Bau rund 80 Mitgliedsunternehmen laufend an aktuellen Fragen der Branche. Dementsprechend wurden nun kurz- und mittelfristige konkrete Maßnahmen formuliert, die einen nationalen und partnerschaftlichen Schulterschluss der gesamten Bau- und Immobilienbranche Österreichs ermöglichen sollen:

  • Neue Bewertung von wechselseitigen vertraglichen Leistungen: Findung einer tragfähigen Lösung von Auftraggeber- wie von Auftragnehmerseite
  • Angemessene Vorhaltekosten bei Bauunterbrechungen
  • Einräumen von alternativen Bau- und Bauproduktlösungen
  • Temporäres Aussetzen von vertraglich festgelegten Bauzeiten und Forcierungsmaßnahmen
  • Sofortiger Stopp der Umwidmungen von Agrar- in Bauflächen
  • Erarbeitung von Beschäftigungsgarantien für die Arbeitnehmer der Bau- und Immobilienbranche für die kommenden Monate
  • Nachdenken über Solidaritätsfonds der Big Player zugunsten der KMU-Zulieferer und Subunternehmen, um deren wirtschaftlichen Kollaps zu verhindern

Arbeitsprogramm 2022: Fokus auf aktuelle Herausforderungen der Branche

Das für 2022 geplante Arbeitsprogramm des Verbands soll wie gehabt Branchenmitglieder sowie Vertreter*innen privater und öffentlicher Bauherren dabei unterstützen, ihre Raum- und Gebäudeentwicklung lebenszyklusorientiert und prozessoptimiert zu gestalten.

„Die aktuelle Situation hat Auswirkungen auf viele unserer Themen. Gleichzeitig sind wir überzeugt davon, für viele aktuelle Herausforderungen Lösungsansätze bieten zu können“, ergänzt Kradischnig. So beschäftigen sich zahlreiche Mitgliedsunternehmen etwa mit der zügigen Umstellung von Gas auf erneuerbare Energieträger, staatliche Förderungen sowie Bestandssanierungen zur Ressourcenschonung und CO2-Einsparung.

Neun Arbeitsgruppen mit rund 100 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik erarbeiten in diesem Jahr Publikationen aus den Themenbereichen CO2-Emissionen durch Mobilität auf der Baustelle (Ltg. Klaus Reisinger, iC consulenten), Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen (Ltg. Gerhard Kopeinig, Arch+More; Verena Macho, FCP), EU Taxonomy – Auswirkungen auf die Bau- und Immobilienwirtschaft ll (Ltg. Stefan Rufera, KPMG; Christian Plas, denkstatt), Umsetzungsmodelle für nachhaltige Sanierungen (Ltg. Margot Grim-Schlink, e7); Reflexionsstrahlung (Albedo Effekt) im Gebäudesektor (Ltg. Susanne Formanek, Grünstattgrau), Zukunftsfähige Raumordnung und Quartiersentwicklung (Ltg. Christoph Müller-Thiede, M.o.o.con; Dominik Philipp, dietrich | untertrifaller architekten), Nachhaltigkeitsrecht: Lieferkettengesetz in der Praxis (Ltg. Markus P. Beham, Universität Passau; Stephan Heid, Heid & Partner Rechtsanwälte), Unternehmens-Compliance (Ltg. Berthold Hofbauer, Heid & Partner Rechtsanwälte) sowie Prozessmodell für hybrides und modulares Bauen (Ltg. Wolfgang Kradischnig, Delta; Felicitas Stocker, Delta Pods; Lukas Kral dietrich | untertrifaller architekten).