Baubranche wächst, aber auf niedrigerem Niveau
Nach den umsatztechnischen Höhenflügen der vergangenen Jahre hat sich der Wachstumskurs der internationalen Baubranche mittlerweile verlangsamt. Laut aktuellem Deloitte Report erzielten die 100 größten börsengelisteten Baufirmen im Geschäftsjahr 2023 ein Umsatzplus von 3,4 %. 2022 war dieser Wert fast doppelt so hoch. Obwohl die Baubranche in Österreich im Jahr 2023 in der Rezession feststeckte, konnten Strabag und Porr im internationalen Ranking Plätze gut machen.
Status Quo der internationalen Bauwirtschaft
Mit den „Global Powers of Construction” analysiert Deloitte jedes Jahr den Status-quo der internationalen Bauwirtschaft und ermittelt die umsatzstärksten Bauunternehmen der Welt. Der neue Report zeigt: Während die Baubranche hierzulande aufgrund anhaltender Rezession als Sorgenkind gilt, wächst sie international weiter. So wurde im vergangenen Geschäftsjahr ein Umsatzplus von 3,4 % verzeichnet. Und auch die Marktkapitalisierung ist – nach einem Rückgang 2022 – um 25 % angestiegen.
Bauwirtschaft in Österreich auf der Bremse
„Die Bauwirtschaft in Österreich steht auf der Bremse. Erst kürzlich berichtete die Wirtschaftskammer von einem signifikanten Rückgang der Neubauprojekte“, erklärt Gabriele Etzl, Partnerin und Head of Real Estate bei Deloitte Legal. „Global hatte sich diese Entwicklung offenbar noch nicht durchgeschlagen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde ein Gesamtumsatz von rund zwei Billionen US-Dollar erzielt. Das ist ein erneuter Anstieg, wenn auch auf niedrigerem Niveau als noch in den Vorjahren.“
Strabag und Porr unter den Top 100
In Österreich sorgt die rückgängige Bautätigkeit bereits seit einigen Jahren für Kopfzerbrechen. Umso erfreulicher ist es, dass es erneut zwei österreichische Unternehmen unter die Top 100 des Deloitte Rankings geschafft haben. Mit einem Jahresumsatz von 19,109 Milliarden US-Dollar konnte die Strabag im Vergleich zum Vorjahr einen Platz gut machen und belegt aktuell Rang 20. Für die Porr ging es im Ranking um vier Plätze nach oben: Sie findet sich auf Rang 51 und erwirtschaftete einen Umsatz von 6,542 Milliarden US-Dollar.„Vor allem angesichts der aktuellen rückläufigen Bauinvestitionen in Österreich freut es mich, dass Strabag und Porr ihre Plätze im internationalen Ranking sogar verbessern konnten. Das ist ein positives Zeichen für die gesamte Branche. Es bleibt zu hoffen, dass das vor kurzem geschnürte Konjunkturpaket für den Wohnbau Wirkung zeigt und dadurch die Bauwirtschaft angekurbelt wird. Das ist wichtig, damit auch in Zukunft ausreichend Wohnraum zur Verfügung steht“, weiß Gabriele Etzl.
China führt Ranking wieder an
International wird das Ranking heuer wieder von den chinesischen Bauriesen dominiert: Alle Ränge von 1 bis 6 bleiben fest in der Hand von Unternehmen aus dem Land der Mitte. Als unangefochtener Spitzenreiter gilt die China State Construction Engineering Corp. Ltd. (CSCEC) mit einem Umsatz von 319,949 Milliarden US-Dollar. Insgesamt hält die Volksrepublik acht Konzerne in den Top 10 und weitere drei im gesamten Top 100 Ranking. Sie erwirtschafteten 2023 gemeinsam 54 % des gesamten Branchenumsatzes. Mit der französischen Vinci Gruppe und einem Umsatz von 74,459 Milliarden US-Dollar befindet sich das umsatzstärkste europäische Bauunternehmen auf Platz 7.
„Mehr als zwei Jahrzehnte lang hat China die Welt mit einer phänomenalen Wirtschaftsdynamik beeindruckt, mittlerweile sprechen viele Expertinnen und Experten von einem stotternden Wirtschaftsmotor. Auch in der chinesischen Bauwirtschaft macht sich dieser Trend bemerkbar, blieben doch die Wachstumsraten – nach den Höhenflügen in der Vergangenheit – annähernd gleich“, analysiert die Expertin.
Auch weltweit wird die Baubranche ihre Wachstumsraten in den kommenden Monaten nicht auf gewohnt gutem Niveau fortsetzen können. 2024 soll die Bauproduktion global um 1,6 Prozent wachsen. Zum Vergleich: 2023 waren es noch 4,1 Prozent.
Am Weg in eine grünere Zukunft
Neben den makroökonomischen Herausforderungen wird die Baubranche künftig vor allem das Thema Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung beschäftigen. Um die Transformation hin zu einer grüneren Zukunft zu bewerkstelligen, ist der Bausektor maßgeblich gefordert.
"Derzeit ist der Bausektor für 37 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Das ist eine enorme Summe, die so künftig nicht mehr vertretbar ist. Es gilt nun alle Kräfte zu bündeln, um die Dekarbonisierung in diesem Bereich weiter voranzutreiben“, betont Gabriele Etzl abschließend.
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