Kommentar Arch.DI Thomas Hayde, Geschäftsführer HD Architekten GmbH
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„BIM wird dann breiter, wenn Bauherren es verlangen“

Derzeit wird in Österreich bei Ausschreibungen BIM nicht vorgeschrieben. Die EU-Vergaberichtlinie für den öffentlichen Sektor, besagt, dass dieser ab Oktober 2018 die Nutzung spezieller elektronischer Instrumente, wie z.B. BIM verlangen kann. Es ist auch dann nicht zwingend vorgeschrieben.

HD Architekten planen seit mehr als zehn Jahren mit CAD-Bauteilinformationen und haben seit zwei Jahren auf reine BIM-Planung umgestellt. Sie zählen zu den wenigen Architekturbüros, die hier bereits ein großes Leistungspotenzial aufgebaut haben. Dass sich BIM hierzulande bis dato noch nicht wirklich durchgesetzt hat, hat viele Gründe. Der aktuellste ist, dass es um BIM zu implementieren eines sehr zeit- und finanziell aufwendigen Prozesses bedarf. Das betrifft nicht nur den Ankauf der Software, sondern auch die Schulung der Mitarbeiter bzw. die Rekrutierung BIM geschulten Personals, wo derzeit in Österreich der Bedarf nicht ausreichend gedeckt ist.

Wenn in Zukunft BIM durch Auftraggeber vorgeschrieben werden soll, dann muss eine klare Informationsanforderung des Bauherrn zum Projektstart erarbeitet und festgelegt werden, denn es sollte der Bauherr die Vorteile der generierten und informationsgeladenen Modelle ja auch nutzen können. Es macht also wenig Sinn z.B. den Architekten mit den notwendigen Zusatzleistungen für das Generieren von Mehrwerten durch BIM-Modelle zu beauftragen, wenn diese Mehrwerte dann nicht genutzt werden. Ebenso muss ein Planungsauftrag absolut softwareunabhängig sein, womit wir wieder bei funktionierenden Schnittstellen wären.

BIM ist der nächste Technologieschritt und die Zukunft der Gebäudeplanung, das ist sicher. Das Thema ist jedoch komplex und herausfordernd. Die Wissenskonsolidierung und Praxiserfahrung in der Branche ist auf Auftragnehmer- und auch auf Auftraggeberseite, meiner Meinung nach, noch nicht weit genug fortgeschritten, um eine verpflichtende Einführung bei Ausschreibungen zu rechtfertigen.

Die Branche sollte sich Zeit geben gemeinsam die Details der technischen Praxis zu erforschen, durchzuexerzieren und zu testen. Nicht zuletzt geht es auch um eine Vielzahl rechtlicher Aspekte und dem gegenüber um eine neue Planungskultur, die – ohne hier ins Detail zu gehen – mit einer interdisziplinär integralen BIM-Planung einhergehen wird müssen.