Luftbefeuchter Covid
Querschnitt Hybridluftbefeuchter
© Markus Kirsch

Covid-19 und die Raumluft

Was den Bausektor anbelangt, so übersehen Organisationen möglicherweise einen entscheidenden Gesichtspunkt beim Bau von öffentlichen, kommerziellen und Wohngebäuden, der in diesen beispiellosen Zeiten von Covid-19 immer wichtiger wird: die relative Luftfeuchtigkeit in Innenräumen.

Zahlreiche Studien belegen, dass trockene Raumluft von weniger als 40 % relativer Luftfeuchtigkeit (RF) in Gebäuden im Winter eine bedeutende Ursache für saisonale Krankheiten wie etwa die Grippe ist. Eine Fülle an Forschungsdaten in den Bereichen Infektionskontrolle, Mikrobiologie und Bauwissenschaft zeigt, dass die Auswirkungen dreifach sind:

  • Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Abwehrkräfte unseres respiratorischen Immunsystems am wirksamsten funktionieren, wenn eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40-60 % eingehalten wird.
  • Die Wissenschaft zeigt, dass niedrige RF-Werte in Gebäuden zur Übertragung viraler Krankheiten durch die Luft – einschließlich Covid-19 – beitragen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass luftübertragene Tröpfchen, die das Virus enthalten, bei niedrigeren RF-Werten (0-40 %) durch Verdunstung schrumpfen, d.h. sie sind leichter und können länger in der Luft „schweben“.
  • Viren können in trockener Luft länger überleben. Im optimalen Luftfeuchtebereich behalten die luftgetragenen Tröpfchen Feuchtigkeit, sodass die gelösten Salze in dieser Feuchtigkeit das Virus inaktivieren.

Doch in vielen öffentlichen und kommerziellen Gebäuden in Österreich liegt die relative Luftfeuchtigkeit derzeit bei weniger als 40 %.

Der Bausektor wird bei Schutzmaßnahmen gegen die Übertragung von Viren in Zukunft an vorderster Front stehen.

Eine der einfachsten Möglichkeiten der Vorbeugung besteht darin, eine ordnungsgemäße Innenraumbefeuchtung bei 40-60 % RF sicherzustellen. Jüngste Ergebnisse der Yale University unter der Leitung von Professor Akiko Iwasaki und der Co-Autoren Miyu Moriyama und Professor Walter J. Hugentobler, Arzt und Experte für Lüftungsdesign, Bauphysik und Luftbefeuchtung, unterstreichen die Bedeutung der Aufrechterhaltung eines angemessenen Luftfeuchte-Niveaus in Innenräumen durch eine Studie an Mäusen.

Die Forscher stellten fest, dass Mäuse in Umgebungen mit einer relativen Luftfeuchtigkeit zwischen 40 % und 60 % RF eine wesentlich geringere Fähigkeit zur Virenübertragung auf nicht infizierte Mäuse aufweisen als in Umgebungen mit niedriger oder hoher relativer Luftfeuchtigkeit. Der vollständige Bericht kann im Annual Review of Virology nachgelesen werden. Wir sind immer noch dabei, zu erforschen, welche Rolle die Luftfeuchtigkeit für unsere Gesundheit spielt, aber die bis dato gewonnenen Erkenntnisse deuten stark darauf hin, dass eine niedrige relative Raumluftfeuchtigkeit eine Gefahr für die Gesundheit darstellt. Und die Forschung legt ebenso nahe, dass zu niedrige Luftfeuchte in Innenräumen ein treibender Faktor bei der Verbreitung saisonaler Viruserkrankungen – einschließlich des Coronavirus – ist.

Raumklima als wichtiger Faktor für die Gesundheit

Forschungsergebnisse zur aktuellen Covid-19-Pandemie deuten darauf hin, dass die Ausbreitung des Virus sehr schnell und weitreichend vonstatten gegangen ist. Das ist nicht nur auf eine virale Kreuzinfektion durch Körperkontakt zurückzuführen, sondern zu einem großen Teil auch auf die Übertragung infektiöser Tröpfchen über die Luft, die durch die niedrige relative Luftfeuchtigkeit in Innenräumen noch verschlimmert wurde.

In Österreich wurde den Auswirkungen der zeitlichen Dauer, die wir uns in hermetisch abgeschlossenen künstlichen Innenräumen aufhalten, nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Nur wenige sind sich dessen bewusst, dass unsere Innenraumumgebungen oft mit einem Wüstenklima vergleichbar sind.

Neben der körperlichen Gesundheit gibt es aber auch noch einen weiteren Faktor, der auf dem Spiel steht: Untersuchungen haben gezeigt, dass die Aufrechterhaltung eines angenehmen Raumklimas erheblichen Einfluss auf die Produktivität von in Büros arbeitenden Menschen ausübt.

Fast ein Drittel der Büromitarbeiter hat sich aufgrund der Auswirkungen trockener Luft am Arbeitsplatz verzweifelt geäußert.

Die Produktivität der Mitarbeiter wird häufig durch wiederkehrende Nasennebenhöhlenentzündungen und andere negative Nebeneffekte eines nicht idealen Raumklimas beeinträchtigt.

Eine der Branchen, die Condair bei der Schaffung optimaler Innenraumumgebungen unterstützt, sind Museen. Angesichts der Tatsache, dass unbezahlbare Kunstwerke spröde und anfällig für Verformungen sind, helfen Befeuchtungssysteme den Museen dabei, den Werterhalt der Werke durch die richtige Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten. Die Aufrechterhaltung eines angemessenen Feuchtigkeitsniveaus in der Umgebung, in der die Mona Lisa im Louvre ausgestellt wird, ist für den Schutz der Qualität dieses zeitlosen Kunstwerks von größter Bedeutung. Wenn es jedoch um den Bau öffentlicher Gebäude geht, werden die negativen Auswirkungen zu trockener Raumluft nicht in der gleichen Weise beachtet, wie dies beim Bauen zum Schutz unschätzbarer Kunstwerke der Fall ist.

Bedeutung für das Facilty Management

Viele Gebäude verfügen bereits über die bestehende Infrastruktur für eine zentral gesteuerte Luftaufbereitung, die eine Befeuchtung grundsätzlich ermöglicht. Sofern nicht vorhanden, ist das Hinzufügen von Luftbefeuchtern ein relativ einfacher Schritt.

Für Gebäude ohne zentrale Klimaanlagen ist es möglich, direkte Raumluftbefeuchtungssysteme einzusetzen. Diese Systeme führen der Luft direkt Feuchtigkeit zu – in erster Linie durch ein Netzwerk von Sprühdüsen, die um den Raum herum angebracht und mit Pumpstationen verbunden sind. Diese Düsen zerstäuben kaltes Wasser, das schnell und tropffrei verdampft. Alternativ können wandmontierte Einheiten installiert werden, die Wasser kochen und Dampf abgeben, oder mobile Luftbefeuchter, die auf verschiedene Weise befeuchten.

Tatsache ist, dass jedes Gebäude auf das optimale Niveau von 40-60 % RF befeuchtet werden kann.

Condair hat beispielsweise schon erfolgreich Rechenzentren von der Größe vieler Fußballfelder in den trockensten Regionen nahe des Polarkreises befeuchtet. Auch Außenbereiche von bis zu 15 Hektar im Wüstenklima Saudi-Arabiens haben wir bereits befeuchtet. Es ist also immer möglich, ein Innenraumklima auf ein gesundes Feuchtigkeitsniveau zu bringen. Dafür braucht es jedoch stets die richtige Befeuchtungsstrategie. Dieser Ansatz ist auch wirtschaftlich sinnvoll – die Installationskosten sind geringer als bei einer Klimaanlage und der Energieverbrauch beträgt weniger als die Hälfte von jenem einer Heizung.

Design und Planung von Neubauten passen sich an

Die relative Luftfeuchtigkeit und ihre Auswirkungen müssen bereits in der Entwurfs- und Planungsphase berücksichtigt werden.  In den letzten Jahren gab es auch ein Bestreben, Gebäude mit minimalem Energieverbrauch zu schaffen, was sowohl auf Kosteneinsparungen als auch auf eine verstärkte Regulierung in zahlreichen Ländern, darunter Österreich, zurückzuführen ist. Es ist also wahrscheinlich, dass auch Innenräume und Gebäude, die die Gesundheit ihrer Bewohner schützen, entstehen werden, wenn wir den Raumluftbedingungen in Innenräumen und ihren Auswirkungen auf die Gesundheit Priorität einräumen.

Nichtsdestotrotz ist ein Ergebnis des Strebens nach Energieeffizienz die Schaffung einer immer dichteren Gebäudehülle. Dies führt zu einem geringeren Luftaustausch zwischen der Außen- und der Innenumgebung, wodurch eine unnatürlichere Wohnumgebung für die Bewohner entsteht.

Es ist durchaus möglich, nachhaltige Gebäude zu entwerfen, die ein produktives und gesundes Umfeld bei nahezu Null Energieverbrauch bieten.

Adaption bestehender Gebäude in etwa acht Wochen möglich

Ein Projekt zur Befeuchtung eines einzelnen Gebäudes kann in der Regel etwa acht Wochen dauern, einschließlich Systemdesign, Bestellung, Herstellung, Installation der Luftbefeuchter und Inbetriebnahme – natürlich abhängig von der Größe des Gebäudes und der Komplexität des Projekts.

Wenn man die Modernisierung der bestehenden gewerblichen Gebäude in ganz Österreich in Betracht zieht, wird dies zwar eine Herausforderung sein, die man aber sicher meistern kann. Wenn wir uns etwa speziell auf den Sektor des Gesundheitswesens konzentrieren würden, würde das in Österreich rund 300 Krankenhäuser betreffen. Ein einzelnes Krankenhaus würde fünf bis zehn Lüftungsgeräte in verschiedenen Bereichen der Einrichtung benötigen. Insgesamt würde das bedeuten, dass zwischen 1.500 und 3.000 Einheiten benötigt werden.

Entwürfe für eine derartige Modernisierung werden in der Regel von Gebäudetechnik-Beratern erstellt, von denen es in ganz Österreich viele gibt. Die zahlreichen Gebäudetechnik-Firmen des Landes wären auch dazu in der Lage, entsprechende Systeme zu installieren. Die bestehende österreichische Krankenhausinfrastruktur ließe sich daher in etwa 12 Monaten modernisieren.

Richtlinien für die Bauwirtschaft wären sinnvoll

Die Erkenntnisse aus der Forschung sollten Planer, Konstrukteure und Mitarbeiter der Baubranche dazu veranlassen, Gebäudes so zu designen, dass diese die Gesundheit der Menschen direkt positiv zu beeinflussen. Es bleibt zu hoffen, dass dabei auch die Innenraumbedingungen berücksichtigt werden. Um sicherzustellen, dass die gesamte Branche das tut, wäre es sinnvoll, dafür Richtlinien vorzugeben.

Denn die richtigen Luftbefeuchtungslösungen schaffen ein ideales Raumklima für die menschliche Gesundheit. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Optimierung von Produktions- und Lagerprozessen, zur Werterhaltung und Arbeitsleistung, insbesondere im industriellen Umfeld und in Büros.

Bei Condair arbeiten wir österreichweit und weltweit mit Gebäudebetreibern und Facility Managern zusammen und unterstützen sie dabei, saubere und sichere Umgebungen zu schaffen, in denen die Mitarbeiter möglichst keinen durch die Luft übertragenen Bakterien oder Viren ausgesetzt sind. Der Bausektor kann seinen Beitrag zum Schutz der Menschen leisten, indem er der Übertragung von Viren vorbeugt: Eine gut kontrollierte relative Luftfeuchtigkeit ist die erste Abwehrlinie gegen Krankheiten und sollte als Faktor daher keineswegs übersehen werden. Gerade jetzt, in diesen beispiellosen Zeiten der Corona-Krise, muss die Schaffung eines gesunden Innenraumklimas in Gebäuden mehr denn je in den Mittelpunkt der Krankheitsbekämpfung rücken.

Zum Autor:
Oliver Zimmerman ist Chief Executive Officer von Condair.