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Für das EY Trendbarometer wurden rund 50 Immobilieninvestoren befragt, die in den vergangenen Jahren am österreichischen Immobilienmarkt aktiv waren.
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EY Trendbarometer Immobilien-Investmentmarkt

Österreich ist für die überwiegende Mehrheit der Investoren ein attraktiver Standort für Immobilienanlagen. 96 Prozent der befragten Anleger schätzen den heimischen Markt heuer als attraktiv bis sehr attraktiv ein. Das entspricht einer Steigerung von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dennoch erwarten 86 Prozent der Investoren für das Jahr 2020 ein sinkendes Transaktionsvolumen.

Das sind Ergebnisse des Trendbarometers Immobilien-Investmentmarkt 2020 der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Dafür wurden rund 50 Immobilieninvestoren befragt, die in den vergangenen Jahren am österreichischen Immobilienmarkt aktiv waren.

Alexander Wlasto, Partner und Leiter des Sektors Real Estate bei EY Österreich kommentiert die Ergebnisse so: „Der österreichische Immobilienmarkt ist weiterhin ein beliebtes Ziel von heimischen wie internationalen Investoren. Die Situation wird aber immer herausfordernder. Wir befinden uns mittlerweile im Spätzyklus des Immobilienmarktes.“ Anzeichen dafür sind die von den Umfrageteilnehmern präferierten Strategien. So geben 83 Prozent der Befragten an, ihren Fokus auf Nischenprodukte legen zu wollen. Immerhin 81 Prozent setzen auf Projektentwicklungen in eigener Regie, ebenso viele wollen im Ankauf nur selektiv vorgehen. Die Gewinnmitnahme durch Verkäufe sowie Investments im Ausland kommen für je 72 Prozent der Investoren in Frage.

Baulandknappheit und Spekulation drängen auf die Agenda

Bezogen auf das Marktumfeld gehen je 84 Prozent der Investoren davon aus, dass die Themen Baulandknappheit und Grundstücksspekulation im laufenden Jahr in den Vordergrund treten werden. „Die Marktteilnehmer spüren die Angebotsknappheit tagtäglich. Sie erwarten völlig zurecht ein stringentes Handeln der öffentlichen Hand, um dem entgegenzuwirken: etwa durch Baulandausweisungen, schnellere Baurechtschaffung oder auch Baugebote“, erklärt Erich Sorli, Partner bei EY Österreich. Zudem fordert rund die Hälfte der Studienteilnehmer ein wirkungsvolles Vorgehen gegen Geldwäsche. Dass globalpolitische Unsicherheiten und Instabilitäten 2020 auf den österreichischen Immobilienmarkt durchschlagen werden, erwarten hingegen weniger als die Hälfte der Befragten.

Alternative Nutzungsarten stärker im Fokus

Nach Einschätzung der Studienteilnehmer wird sich der Fokus der Investoren im Vergleich zu 2018 und 2019 in Bezug auf die Nutzungsarten auch 2020 nicht wesentlich verändern. Hohes Interesse besteht weiterhin an Wohnimmobilien. So erwarten die Investoren in allen Lageklassen im Wohnsegment weiterhin steigende Preise. Im Bürosegment hingegen werden überwiegend gleichbleibende Preise erwartet, während Einzelhandelsimmobilien aus Sicht der Investoren verlieren. Folglich wird die Nutzungsart Büro nur noch laut 24 Prozent der Teilnehmer im Jahr 2020 stark im Investoreninteresse liegen, während das im Vorjahr noch 40 Prozent der Befragten so sahen.

Demografischer Wandel beeinflusst Immobilienmarkt

Wie schon in den Vorjahren identifizieren auch im Jahr 2020 96 Prozent der Investoren den demografischen Wandel als größten Treiber des Immobilienmarkts. Einen weiterhin starken Trend sehen 62 Prozent der Befragten in der Globalisierung der Investmentströme. Während sich im Vorjahr noch alle Befragten einig waren, dass die Digitalisierung die Branche in den kommenden fünf bis zehn Jahren maßgeblich beeinflussen werde, so sind heuer 15 Prozent anderer Meinung. „Beim Blick auf die Digitalisierung ist ein gesunder Realitätssinn eingekehrt“, so Wlasto „Der positive Effekt wird in der Branche erkannt und erprobt.“ 88 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass digitale Prozesse Effizienzgewinne in der Immobilienbranche generieren. Die Grundlage für die Digitalisierung der Immobilienwirtschaft bilden unternehmensübergreifende Datenstandards und -strukturen – in dieser Frage herrscht Einigkeit unter den Investoren.

Nachhaltigkeit als Entscheidungsfaktor

Wieder an Bedeutung gewinnt zudem der Klimawandel: 57 Prozent meinen, dass er den österreichischen Immobilienmarkt zukünftig beeinflussen wird. So steigt auch das Umweltbewusstsein in der Branche: 88 Prozent der Investoren erwarten, dass Wetterextreme die Anforderungen sowohl an die Baubranche als auch an die Stadtentwicklung erhöhen werden. Bei der Anmietung von Objekten sehen lediglich zwölf Prozent der Befragten Nachhaltigkeitskriterien als weniger relevant an – für die Mehrheit (88%) spielen sie eine relevante Rolle. „Nachhaltigkeit gewinnt nach einem leichten Durchhänger in den vergangenen Jahren spürbar wieder an Bedeutung bei Investmententscheidungen“, sagt Wlasto.

Über die Studie:

Für das Trendbarometer Immobilien-Investmentmarkt 2020 wurden im Zeitraum von Oktober bis November 2019 insgesamt rund 50 Investoren befragt, die am österreichischen Immobilienmarkt aktiv sind.