Arge Eigenheim Wohnen Sicherheit St. Wolfgang
DI Michael Pech, DI Christian Struber, DI Herwig Pernsteiner, Staatssekretärin Karoline Edtstadler und VDir. Ing. Alfred Graf bei den 24. St. Wolfganger Tagen in Salzburg
© Neumayr

Gemeinnützige: Gemeinsam Sicher

Die "24. St. Wolfganger Tage“ in Salzburg sind wieder Treffpunkt für 200 Vertreter gemeinnütziger Wohnbauträger.

Zu mehr Eigenverantwortung ruft Staatssekretärin Mag. Karoline Edtstadler vom Bundesministerium für Inneres beim heutigen Auftakt-Pressegespräch der ARGE Eigenheim zu den „24. St. Wolfganger Tagen“ im Hotel Castellani in Salzburg auf. Für sie geht es dabei vor allem um das Thema „Sicherheit“ in Wohnanlagen. „Wenn jeder auf den anderen ein bisschen achtet und die Augen offen hält, werden oft Einbrüche oder andere Übergriffe verhindert. Damit steigt das Sicherheitsgefühl, das erheblich zur Wohnqualität beiträgt“, informiert Edtstadler.

Aus diesem Grund unterstützt die ARGE Eigenheim, ein Zusammenschluss von rund 100 gemeinnützigen Bauträgern, mit ihren Mitgliedsunternehmen österreichweit auch die Initiative „GEMEINSAM.SICHER“ vom Bundesministerium für Inneres. Dabei wird die Bevölkerung bei der Gestaltung der öffentlichen Sicherheit in ihrem Lebensumfeld aktiv eingebunden und der Dialog mit der Polizei und den Kommunen forciert. Auf Wunsch der Bewohner werden Informationsgespräche mit dem polizeilichen Beratungsdienst in Wohnanlagen organisiert. Zusätzlich können auch individuelle Wohnungen und verunsichernde Außenbereiche genauer unter die Lupe genommen werden.

Gemeinnützige Bauträger plädieren für mehr "Betreutes Wohnen"

Modelle für „Wohnen im Alter“ werden aufgrund der demographischen Altersentwicklung immer wichtiger. Laut Statistik Austria werden in Österreich 2030 rund 9,3 Millionen Menschen leben. Knapp ein Viertel davon wird älter als 65 Jahre sein. Im Bundesland Salzburg nehmen aktuell die 60+Jährigen bereits ein Viertel der Bevölkerung ein. „Dieser Entwicklung müssen wir Rechnung tragen und rechtzeitig mit geeigneten Wohnformen fürs Alter vorsorgen.

Denn ältere Menschen sollten die Möglichkeit haben, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben. Gelingt das nicht, wird die Nachfrage nach Senioren- und Pflegeheime extrem ansteigen und die Kosten für die öffentliche Hand explodieren“, warnt DI Christian Struber, Bundesobmann der ARGE Eigenheim und Aufsichtsrat des Österreichischen Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen. Struber verweist darauf, dass in Österreich rund 455.000 Personen Pflegegeld beziehen, davon sind 16 Prozent in Altenheimen und 84 Prozent werden daheim von Angehörigen (46%), mit Unterstützung von mobilen Hilfsdiensten (31%), mit 24-Stunden-Pflege (5%) und in teilstationären Einrichtungen (2%) betreut.

Von insgesamt 26.087 Personen, die im Bundesland Salzburg Pflegegeld beziehen, sind 4.915 in Altenheimen (19%), 21.172 werden daheim gepflegt (81%), jeder Fünfte davon mit Unterstützung eines mobilen Hilfsdienstes. „Dieses Verhältnis ist derzeit finanzierbar. Wenn aber die Zahl der älteren Menschen steigt, müssen wir vorbereitet sein“, so Struber, der dafür plädiert, pro 1.000 Einwohner ein Mindestmaß von zehn Wohneinheiten für „Betreutes Wohnen“ zu errichten.

Eine Finanzierung könnte er sich durch Pensions- und Mitarbeitervorsorgekassen in diesem Bereich sehr gut vorstellen. „Sowohl Wohnen als auch Pension sind langfristig zu finanzieren und passen daher sehr gut zusammen“, so Stuber. Er richtet aber auch einen Appel für mehr Eigenverantwortung der Österreicher und Österreicherinnen, um selbst Vorsorge zu treffen und rechtzeitig ihre eigenen vier Wände unter dem Aspekt des Älterwerdens zu adaptieren. „Es sind nicht immer gleich große Umbauten, die hier anfallen, sondern oft geht eine altersgerechte Wohnraumschaffung mit kleineren Sanierungsarbeiten relativ locker einher. Es gilt nur, daran zu denken“, erläutert Struber.

EU-Gebäuderichtlinie im Widerspruch zu leistbarem Wohnen

Preistreibende Faktoren wie steigende Grund- und Baukosten, Fachkräftemangel, Bauboom und hohe Rohstoffkosten (Stahl, Öl) stellen die gemeinnützigen Bauträger vor große Herausforderungen. Zusätzlich will die EU durch die Novellierung der Gebäuderichtlinie bis 2030 eine deutliche Effizienzsteigerung erreichen. So wird eine weitere Reduktion der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent gegenüber 1990 anstrebt und vor allem ein dekarbonisiertes Energiesystem in den Mittelpunkt gestellt. Dabei nimmt auch die E-Mobilität einen hohen Stellenwert ein.

Da von all dem die Gebäudebewirtschaftung massiv betroffen ist (Ladestationen etc.), sehen sich die Gemeinnützigen einem Widerspruch zum viel diskutierten „leistbaren Wohnen“ ausgesetzt. „Wir sind im Wohnbau einem Konvolut von Normen ausgesetzt, das unbedingt abgespeckt gehört und auf keinen Fall weiter ausgedehnt“, warnt Ing. Alfred Graf, Obmann-Stv. des Österreichischen Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen. So sollen im Herbst auch die OIB-Richtlinien (Österreichisches Institut für Bautechnik = OIB) einer Evaluierung unterzogen werden, um die Baustandards bundesweit zu vereinheitlichen. Das steht laut Graf im Konflikt mit vielen sinnvollen Abweichungen der Leitrichtlinien, die in den einzelnen Bundesländern umgesetzt werden.

Mehr Eigentumswohnungen für Altersvorsorge

In Österreich gibt es große Unterschiede bei den Miet- und Eigentumsquoten in den einzelnen Bundesländern. Die durchschnittliche Eigentumsquote für ganz Österreich betrug 2015 etwa 49% (Wien 18%), womit Österreich europaweit nur auf dem viertletzten Platz liegt. Dänemark weist eine Eigentumsquote von 61 Prozent auf und Deutschland von 46 Prozent. Die Schweiz ist mit 35 Prozent Schlusslicht. Die Spanier hingegen führen mit 85 Prozent. Italien und Portugal folgen mit 77 bzw. 76 Prozent. Über eine durchschnittliche Nutzungsdauer betrachtet, ist Eigentum günstiger als Miete und es wird in der Gesellschaft mehr Vermögen aufgebaut. Dieses Vermögen kann als Altersversorgung kaum mit einer anderen Form der Absicherung des Lebensstandards nach dem Erwerbsleben verglichen werden. „Deshalb ist es sehr wichtig, die Schaffung von Wohnungseigentum zu ermöglichen. Dafür muss die Preisgestaltung stimmen, aber es bedarf auch attraktiver Modelle wie dem Mietkauf, der

Wohnungseigentum leistbar macht“, ist DI Michael Pech, Aufsichtsratsvorsitzender des Österreichischen Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen überzeugt. Michael Pech begrüßt die von er Bundesregierung beschlossene Präzisierung und Verschärfung des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes im Zusammenhang mit dem Verkauf von Anteilen an gemeinnützigen Bauvereinigungen. „Wie ein jüngstes Beispiel in Wien zeigt, ist es auch in Zukunft extrem wichtig, einen Ausverkauf von gemeinnützigem Vermögen zu verhindern“, so Michael Pech.

„St. Wolfganger Tage“ – Wichtige Tagung der gemeinnützigen Wohnbauträger

Die „24. St. Wolfganger Tage“ finden heuer wieder vom 6. bis 8. September am Wolfgangsee stattfinden. Dabei treffen sich mehr als 200 Vertreter gemeinnütziger Bauträger aus ganz Österreich, um sich aus erster Hand über brandaktuelle Themen, die den sozialen Wohnbau betreffen, zu informieren und mit hochkarätigen Experten zu diskutieren. „Um leistbaren, zukunftsträchtigen Wohnraum schaffen zu können, spiele viele Faktoren eine immer wichtigere Rolle. Deshalb sind die Gemeinnützigen zunehmend gefordert, kreative Wege einzuschlagen, um Hürden entgegenzuwirken und auf gesellschaftliche Entwicklungen rechtzeitig eingehen zu können“, erklärt DI Herwig Pernsteiner, Vorstandsmitglied des Österreichischen Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen und Obmann der ARGE Eigenheim OÖ.

Unter dem Motto „Wohnbau on Top“ wurde heuer eine neue Vortragsreihe ins Leben gerufen. Gestartet wird sie mit einem Fachvortrag von Univ.-Doz. Dr. Arnulf Hartl von der Paracelsus Medizinischen Universität in Salzburg mit einem Fachvortrag zum Thema „Menschen zentriertes Bauen – Einfluss des Wohnumfeldes“. Weitere Tagungsschwerpunkte nehmen auf Recht, Technik, Finanzen, Innovationen, Verwaltung und Gesellschaftspolitik Bezug.

Die ARGE Eigenheim

Die ARGE Eigenheim ist ein Zusammenschluss von 100 Wohnbauunternehmen in Österreich mit einem Verwaltungsbestand von über 300.000 Einheiten, rund 5000 Mitarbeitern und einem jährlichen Bauvolumen von mehr als einer Milliarde Euro.

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