Green Office
Die gezielte Nutzung von Büroräumlichkeiten bietet nicht nur eine zusätzliche Ersparnis an CO2, sondern auch eine kostengünstigere Bewirtschaftung der Büros. Die Bereitschaft zu mehr Nachhaltigkeit ist laut dem teamgnesda Office Report 2022 prinzipiell vorhanden. So geben 98% der Befragten an, dass Nachhaltigkeit ein zentrales Ziel ist. 92% sind bereit, Nachhaltigkeit im eigenen Büro umzusetzen und 87% wollen dafür auch Investitionen vornehmen.
New Work bringt Reduktion von 1 Mio. m2 Bürofläche – Fertigstellungsquote von Neubauten stark sinkend
Einer der größten Hebel der Nachhaltigkeit im Bürobereich ist die Menge und Nutzung der Flächen. In Österreich wird durch das Remote Arbeiten eine Reduktion des Bürobedarfs von ca. 1 Mio. m2 erwartet. Die Fertigstellungsquote bei Neubauten lag 2021 und 2022 bei ca. 130.000 m2, die Tendenz ist stark sinkend. Die mögliche Reduktion des Flächenbedarfs entspricht daher dem siebenfachen Neubauvolumen. Das bedeutet zum einen, dass ohnehin genug Flächen zur Verfügung stehen, zum anderen, dass diese noch viel effizienter genutzt werden können. Fest steht, dass rund 40% der Treibhausgasemissionen durch den Bau und Betrieb von Immobilien entstehen. Zur Veranschaulichung: allein während des Baus neuer Räumlichkeiten entsteht eine CO2 Bilanz von 9,1 kg pro Quadratmeter. Durch eine Reduktion an Neubauten könnten somit insgesamt 365.000 Tonnen an CO2 wegfallen.
„Jedes Unternehmen bzw. jede Büroimmobilie benötigt ein eigenes Konzept, um effizienter genutzt zu werden und dabei eine bessere und qualitativ bessere Umgebung für die MitarbeiterInnen zu bieten. Hier liegen gewaltige Potentiale. Mit dieser Aufgabe muss aber umgehend begonnen werden, da sie uns noch einige Zeit beschäftigten wird“, so Oliver Bertram, CEO teamgnesda.
Sparen durch geringere Raumtemperatur
Über die Reduktion der Temperatur von Innenräumen wird derzeit viel diskutiert. Eine Senkung der Raumtemperatur um 1 Grad würde immerhin zu einer Energieersparnis von 6% führen. Allerdings wird in diesem Zusammenhang oftmals kritisiert, dass einige MitarbeiterInnen diese Reduktion nicht mittragen wollen. Eine flexible Strategie der räumlichen Temperatursteuerung könnte hier Abhilfe schaffen, indem MitarbeiterInnen jene Büroflächen aufsuchen, in denen für sie ideale Temperaturen vorliegen. Zudem existieren viele Orte, beispielsweise große Besprechungsräume, die zeitlich nur sehr gering genutzt werden. Diese könnten noch deutlich niedriger temperiert werden, da bei einer vollen Belegung auch rasch die Temperatur im Raum ansteigt. Generell ist eine genaue Überprüfung der tatsächlich genutzten Räume sinnvoll. Denn bei jenen Bereichen, die meist leer stehen, kann es sinnvoll sein, diese über den Winter wenig bis gar nicht mehr zu heizen. Nur im Anlassfall zu heizen zeigt oft, wie selten diese Räume tatsächlich genutzt werden. Dadurch sind noch drastischere Temperatursenkungen möglich, was zu einem noch größeren Einsparungspotenzial führt.
Wandel von Einzelbüros zu New Work Systemen bringt enorme Reduktion der Raumnutzung
Ein wichtiger Faktor bei der nachhaltigen Nutzung von Büroflächen stellt neben der Effizienz und Konsistenz die Suffizienz dar. Diese dritte Säule zielt darauf ab, Ressourcen und Rohstoffe nur in der Menge zu nutzen, wie sie auch wirklich benötigt werden. „Für die Arbeitswelt bedeutet das konkret, insgesamt weniger Fläche zu nutzen. Gerade heute können durch weniger genutzte Fläche Energie und Ressourcen gespart werden. Das wirkt sich positiv auf die Energiebilanz der Räumlichkeiten aus“, erläutert Bertram weiter.
Ein Wandel von Einzelbüros ohne Homeoffice hin zu New Work Systemen mit hoher räumlicher Qualität, wie sie heute bereits in vielen Fällen üblich sind, zeigen ein Potential für Flächeneinsparung von bis zu 45% auf.
Sparen durch Laptops und LED
Weiters bietet sich der Wechsel auf Laptops an, da diese nicht nur eine flexiblere Gestaltung des Arbeitsplatzes ermöglichen, sondern auch viel weniger Energie verbrauchen. Bei Nichtnutzung wird außerdem, im Gegensatz zu Computern, keine Energie für die Kühlung verschwendet.
Auch der Umstieg auf LED-Leuchtmittel sollte eigentlich bereits selbstverständlich sein. Hier kann, oftmals sogar mit einer signifikanten Verbesserung der Lichtqualität, der Stromverbrauch deutlich reduziert werden. Präsenzmelder verhindern zusätzlich, dass das Licht versehentlich auch über Nacht und über das Wochenende brennt. Tageslichtsensoren dimmen das Licht mit zunehmender Helligkeit im Tagesverlauf.
Nachhaltigkeitszertifikate für Innenräume liefert notwendige Richtschnur
Nachhaltigkeitszertifikate wie beispielsweise DGNB, LEED, ÖGNI oder BREEAM sind nationale und internationale Bewertungsverfahren mit hoher Akzeptanz. Fast alle Neubauten werden heutzutage auf die eine oder andere Art zertifiziert. Für Büroinnenräume war die Zertifizierung lange Zeit mit Komplikationen verbunden, da vor allem MieterInnen auf viele Faktoren, die ein Zertifikat ausmachen, nur sehr schwer Einfluss nehmen konnten. Seit Ende 2020 gibt es Zertifizierungen von ÖGNI und DGNB auch für Innenräume. Damit existieren nun nicht nur ein Erfolgsnachweis im Sinne der Nachhaltigkeit, sondern auch eindeutige und vollständige Benchmarks. 92% der Befragten signalisieren Bereitschaft zur Umsetzung von Nachhaltigkeits- und Klimazielen bei der Bürogestaltung. Die Zertifizierung des Innenraums stellt dabei eine notwendige und willkommene Richtschnur dar.
4-Tages-Woche bringt positive, nachhaltige Effekte
Eine weitere Option auf dem Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit in den Bürowelten, bietet das aufstrebende Modell der 4-Tages-Woche. Was für viele Generationen undenkbar war, beginnt sich nun in den verschiedensten Unternehmen dank seiner Effizienz zu etablieren. Nicht nur ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen würden von solch einer Neuausrichtung profitieren, es hätte auch nachhaltige Effekte: Um die Büroräumlichkeiten an einem Tag in der Woche nicht ungenützt zu lassen, bedeutet das konkret, eine gleichmäßige Umverteilung der Arbeitskräfte an ihren Präsenztagen. Die Verringerung der Arbeitstage von 5 auf 4, bei gleichem wöchentlichen Stundensatz, würde somit immerhin 20% des Flächenbedarfs verringern. Somit sollte auch diese Chance zur Senkung von Energiebilanzen in der Arbeitswelt nicht ungenützt bleiben.
Soziokulturelle Aspekte
Die Verlagerung ins Homeoffice hat auch Auswirkungen hinsichtlich der soziokulturellen Nachhaltigkeit. MitarbeiterInnen müssen wieder stärker eingebunden werden, indem eine gemeinsame strategische Richtung vorgegeben und offen mit ihnen kommuniziert wird. Neben einem offenen Dialog ist auch die Konstanz wichtig, denn sie vermittelt Ruhe, Geborgenheit und auch ein Gefühl von Zugehörigkeit. „Im Sinne der soziokulturellen Nachhaltigkeit gilt, dass Wurzeln gegossen werden sollten, statt ständig neue Triebe abzuschneiden“, so Bertram abschließend.