Fliesen werden verlegt
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Handwerkerbonus neu

Der Handwerkerbonus Neu würde laut Bundessparte Gewerbe und Handwerk (WKO) rund 5.200 Arbeitsplätze in der mit 10,5 Milliarden Euro Umsatzeinbußen stark getroffenen Sparte schaffen.

Unterm Strich wird das Gewerbe und Handwerk 2020 voraussichtlich mit einem Umsatzminus von 10,5 Prozent abschließen. "Das bedeutet Einbußen von rund 11 Milliarden Euro verglichen mit den Auftragseingängen und Umsätzen des Vorjahres", erklärte Christina Enichlmair von KMU Forschung Austria. 

Das Gewerbe und Handwerk ist somit von den Corona-Maßnahmen deutlich stärker betroffen als die österreichische Wirtschaft insgesamt, bei der laut WIFO-Prognose von Dezember 2020 von einem nominellen BIP-Minus von 6,1 Prozent ausgegangen wird. 

Die Betroffenheit der Unternehmen ist groß: Für die ersten drei Quartale 2020 hat die Hälfte der Betriebe (49 Prozent) Umsatzrückgänge gemeldet, im Durchschnitt beliefen sich diese auf mehr als 27 Prozent.   Mit den steigenden Infektionszahlen und unter dem Eindruck der wiederholten Lockdowns hat sich die Stimmung gegen Ende des Jahres abermals eingetrübt: "Die Gewerbe- und Handwerksbetriebe beurteilten ihre Geschäftslage im vierten Quartal mit einem Saldo von -18 Prozentpunkten überwiegend negativ. So sahen 37 Prozent einen schlechten Verlauf, nur 19 Prozent der Betriebe bewerteten ihre Geschäftslage als gut“, sagt Enichlmair.  

Auftragspolster schrumpfen 

Die Corona-Maßnahmen schlagen sich nun auch in den Auftragsbüchern der investitionsgüternahen Branchen nieder. Damit sind der Bau- und das Baunebengewerbe gemeint (Dachdecker, Spengler, Fliesenleger, Maler, Tischler), aber auch Metalltechniker, Installateure, Gärtner/Floristen, Kunststoffverarbeiter oder das chemische Gewerbe.  

"Der Auftragsbestand hat sich im Durchschnitt um 8,4 Prozent reduziert. Die Betriebe sind zudem für kürzere Zeiträume ausgelastet. 43 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, sie könnten jetzt zusätzliche Aufträge unverzüglich ausführen: Dieser Wert ist erstmals seit fünf Jahren gestiegen", erklärt Enichlmair. 

"Die investitionsgüternahen Branchen waren bisher recht stabil, weil der Bau und die Handwerksbetriebe weiterarbeiten konnten. Leider zeichnet sich jetzt die Auftragsdelle ab, vor der wir schon lange warnen: Die Unternehmen sind schwächer ausgelastet. Wir haben die Sorge, dass sich das verschärft, wenn Investitionsvorhaben im Tourismus unterbleiben oder die Kommunen auf die Ausgabenbremse treten müssen", warnt Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).

5200 zusätzliche Arbeitsplätze 

"Die Rückkehr auf den Wachstumspfad 2021 wird kein Selbstläufer. Hier werden Impulse notwendig sein, wie sie der Handwerkerbonus zwischen 2014 und 2017 gesetzt hat", sagt Sparten-Geschäftsführer Reinhard Kainz. "Dieses bewährte Instrument sollte als Handwerkerbonus Neu aufgelegt werden und privat beauftragte Arbeitsleistungen bis zu 20.000 Euro pro Haushalt und Jahr zu 25 Prozent fördern. Neben der Renovierung und Modernisierung des Wohnraums sollten Außenanlagen wie Garten, Garage, Carport oder Zäune in den förderbaren Anwendungsbereich fallen. In Summe würde sich eine Dotierung mit 2 x 50 Millionen Euro über zwei Jahre anbieten", so Kainz.  

Laut Umfrage der KMU Forschung Austria halten 72 Prozent der befragten Unternehmen die Maßnahme für "sehr geeignet" / "geeignet", um die Nachfrage anzukurbeln (19 Prozent "weniger geeignet", 9 Prozent "ungeeignet" v.a. Betriebe mit hohem B2B-Anteil). Jeweils 62 Prozent der Betriebe versprechen sich dadurch zusätzliche Absatzmöglichkeiten ihrer Produkte/Leistungen sowie den Erhalt/Ausbau der Arbeitsplätze im Unternehmen. 59 Prozent erwarten die Reduktion von Schwarzarbeit / Pfusch. 

Der Wachstumsschub und Beschäftigungseffekt durch einen Handwerkerbonus Neu wäre beträchtlich. "Konservativ gerechnet ergibt sich ein Hebel von mehr als eins zu drei. Der Einsatz von 100 Mio. Euro würde über zwei Jahre eine Wertschöpfung von 310 Mio. Euro bewirken und 5200 Arbeitsplätze schaffen", sagt Christina Enichlmair von KMU Forschung Austria. 

Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster: "Das Fazit ist: Der Handwerkerbonus Neu wird von den Unternehmen angesichts der Konjunktureintrübung und schwächelnden Auftragslage jetzt dringend gebraucht."