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Baustellendiebstähle: 88 Prozent mit hohen Schadenssummen betroffen

Mit dem anhaltenden Bau-Boom sind steigende Kosten sowie Engpässe an Rohstoffen verbunden. Dies beflügelt durchaus auch die kriminelle Szene. Gemeinsame Untersuchungen des KFV und des Bundeskriminalamtes (BK) haben gezeigt, dass 88 Prozent der Unternehmen von Baustellendiebstählen mit hohen Schadenssummen betroffen waren.

Vor Eigentumsdelikten bleibt auch die Baubranche nicht verschont. Eine Untersuchung des österreichischen Bundeskriminalamtes gemeinsam mit dem KFV zeigt, dass zwar im Vergleich zu früher weniger oft eingebrochen wird, die Schadenssummen aber durchaus mitunter beachtlich sind: „Es davon auszugehen, dass die Dunkelziffer bei Diebstählen auf Baustellen weitaus höher ist. Gerade große Baufirmen tendieren dazu, nicht jeden Diebstahl zur Anzeige zu bringen,“ erklärt Chefinspektor Peter Seidl vom Bundeskriminalamt. Nachdem 2013 die polizeilich erfasste Schadenssumme erstmals über 10 Millionen Euro lag, erreichte diese im Jahr 2017 ihren Höchststand. In den Folgejahren bewegte sich dieser Wert jeweils um 17 Millionen Euro und fiel im Pandemiejahr 2020 auf 11,6 Millionen Euro, wobei die Daten aus 2020 nicht repräsentativ sind. Insbesondere für kleinere Bauunternehmen können solche Diebstähle schwere, wirtschaftliche Konsequenzen bedeuten, wenn dadurch ein Zeitverlust entsteht oder das gestohlene Gerät nicht ausreichend versichert war.

88 Prozent der Unternehmen wurden bestohlen

Aktuelle Ergebnisse der KFV-Befragung von 101 Baufirmen und 49 Baumaschinenverleiher, die im Juni 2021 durchgeführt wurde, zeigen, dass viele Firmen von Baustellendiebstählen betroffen sind. „Rund 88 Prozent der befragten Unternehmen waren bereits mit einem Baustellendiebstahl konfrontiert. Bei zwei Drittel (69 Prozent) ereignete sich der letzte Diebstahl sogar im Jahr 2020 oder 2021,“ sagt Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV. Die Art der dabei gestohlenen Güter variiert. Es zeigt sich allerdings, dass tendenziell immer mehr hochwertigere Güter entwendet werden. Dies erklärt auch die hohen Schadenssummen trotz eines Rückgangs der Delikte. Am häufigsten werden nach wie vor Kleingeräte wie Bohrmaschinen, gefolgt von Kleinwerkzeugen, Wertstoffen und Metallen wie Kupfer entwendet. Die Art der gestohlenen Güter hängt meist aber auch von der jeweiligen Marktsituation und der Nachfrageentwicklung ab. Materialdiebstahl tritt gehäuft auf, wenn Rohmaterialien – wie zum Beispiel Holz – auf dem internationalen Markt eine Preissteigerung durchmachen.

Die Absicherung der Baustellen ist zumeist unzureichend

Eine entsprechende Sicherung der Baustellen könnte den Dieben ihr Handwerk erheblich erschweren. Trotzdem ist der Großteil der Baustellen unzureichend gesichert – das zeigen die Ergebnisse der KFV-Beobachtung von über 100 Baustellen, durchgeführt im Juli 2021. Auf 82 der 117 beobachteten Baustellen wurde ein Schild mit „Betreten verboten“ als Sicherungsmaßnahme montiert. Ein die Baustelle vollständig umschließender Bauzaun kommt bei nur etwa zwei Dritteln der Baustellen zum Einsatz (75 von 117) – wobei auch dieser in vielen Fällen Lücken aufweist, die oftmals nur mit einem losen Absperrband „versperrt“ werden. Überwachungskameras kamen bei nur 8 Baustellen zum Einsatz, Security war lediglich bei nur einer Baustelle präsent.

Schwierigkeiten in der Strafverfolgung: Ein Drittel der Befragten sieht von einer Anzeige ab

Die Ergebnisse der KFV-Befragung von Baufirmen und Baumaschinenverleiher zeigen zudem, dass die Problematik von Baustellendiebstählen durchaus präsent ist: Knapp die Hälfte aller Befragten sieht dies als Problem. Trotzdem erstattete ein Drittel der Befragten im Falle eines Diebstahls keine polizeiliche Anzeige. Sowohl der gering eingeschätzte Wert der gestohlenen Sachgüter als auch erfolglose Fahndungen nach den Tätern wurden als Gründe für die ausgebliebende Anzeige angeführt. „Es hilft aber sehr, wenn auch kleine Diebstähle zur Anzeige gebracht werden. Dies erleichtert den Behörden die Strafverfolgung um ein Vielfaches,“ erklärt Kontrollinspektor Klaus Autischer vom Bundeskriminalamt.