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Ist BIM schon Standard?

Um die digitale Transformation in Planung und Bau ging es bei einer Podiums- und Publikumsdiskussion im Rahmen der Österreichischen Bautage, die von Bernhard Wieland, Projektleiter zt:Archiv und Digitalisierung in der Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen, geleitet wurde.

Zu Beginn stellten Markus Kummer und Gustav Spener das kürzlich erschienene BIM-Handbuch 2022 vor, das helfen soll die digitale Transformation beim Planen und Bauen voranzutreiben. Kummer vom Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft an der TU Graz ist Teil des Redaktionsteams und ging auf die einzelnen Kapitel ein. Darin werden neben der BIM-Grundlagen die Themen Richtiges Modellieren, BIM-Software, Datenaustausch, Zusammenarbeit, BIM-Projektorganisation und die Möglichkeiten der Auswertung und Analyse von BIM-Projekten beschrieben.

Spener, Projektverantwortlicher für das BIM-Handbuch 2022 in der Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen, ergänzte mit einem aktuellen Stand zur Umsetzung von BIM in der österreichischen Planungslandschaft. Immer mehr Auftraggeber fordern bei ihren Ausschreibungen BIM-gestützte Planung und Projektabwicklung sowie BIM-Modelle bei Projektvergaben und definieren BIM-Kenntnisse als Bestbieterkriterien. Auch Behörden haben Pilotprojekte in Richtung digitaler Einreichung gestartet, die in Zukunft BIM-basiert erfolgen sollen. Kurzum: BIM wird früher oder später jeder brauchen.

Aus dem Publikum kamen Hinweise, dass es schwer sei Architekten zu finden, die bereit sind, etwa bei kleineren Projekten in BIM zu planen und dass Professionisten sofort die Mehrkosten urgierten. Architekt Wolfgang Kurz, Mitglied des Fachgremiums zum Thema BIM in der Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen, gab ihm prinzipiell recht, dass auch in der Kollegenschaft der Architekten noch viel zu oft die Frage gestellt werde, wozu man BIM brauche. Ähnlich sei es bei Auftraggebern, wie etwa große gemeinnützige Baugesellschaften, die derzeit noch keine Nachverwendung hätten. Spener ergänzte: „Wir müssen Bewusstseinsbildung und Überzeugungsarbeit in der Kollegenschaft betreiben, und den Mehrwert zu erklären, der beispielsweise mit der automatischen Massenermittlung gegeben ist und wo sich BIM dann auch rechnet, wenn man die Eingangsphase einmal überstanden hat.“ Aber dieses Umdenken müsse auch bei den Auftraggeber und den ausführenden Firmen passieren.  Jeder müsse zuerst vor der eigenen Haustür kehren.

In der weiteren Diskussion wurde auch auf die Schnittstellenproblematik durch unterschiedliche Software-Programme eingegangen. Solange man die Daten anderer Beteiligter nicht nativ lesen könne, sondern über Krücken wie IFC-Schnittstellen arbeiten müsse, sei der Prozess mühsam und gleiche mehr einer Arbeitsbeschaffung, stellte Kurz fest. Spener wiederum stellte in Aussicht, dass bis zu den Bautagen 2023 voraussichtlich immerhin ein Leistungs- und ein Vergütungsmodell BIM zur Verfügung stehen werde.