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MIA-Konferenz: Klimaschutz als Boost für die Wirtschaft

Die Innovator:innen, Unternehmer:innen und Foscher:innen zeigten auf der Mission Innovation Austria Conference 2022 sehr beeindruckend, welche Innovationskraft in ihnen steckt. Die unterschiedlichen Disziplinen brachten richtungsweisende Lösungen für die Klima- und Energiewende auf die Bühne und in die mediale Öffentlichkeit.

Österreich ist in Sachen Energietechnologien heute bereits eine Vorreiternation. Energieforschung und Technologieentwicklung sind als Schlüssel für die globale Energie- und Klimawende klar benannt und Forschungskooperationen mit der öffentlichen Hand ermöglichen, dass möglichst viele Unternehmen Energielösungen zielgerichtet entwickeln und am internationalen Markt damit durchstarten können.

Auch auf der Konferenz #MIA22 der Mission Innovation Austria (MIA), die das Klimaschutzministerium (BMK) gemeinsam mit dem Klima- und Energiefonds jedes Jahr auf die Beine stellt, stand einmal mehr die Bedeutung von Forschung und Innovation auf dem Weg zu einer sicheren Energieversorgung mit 100 Prozent erneuerbarer Energie und dem damit einhergehenden Umbau des Energiesystems im Mittelpunkt. Wie die Entwicklung und Vermarktung von Energie- und Klimatechnologien substanziell beschleunigt werden kann hängt dabei auch vom erfolgreichen Zusammenspiel aller Komponenten in der FTI-Politik ab. Doch wie können solche Prozesse in Richtung Klimaneutralität gesteuert und beschleunigt werden?

Missionsorientierung

Henriette Spyra, Leiterin der Sektion Innovation und Technologie im BMK, setzt auf transformative Innovation, eine zielgerichtete Forschungsförderung, die gesellschaftliche Veränderungen verfolgt, und, orientiert an den Sustainable Development Goals (SDGs), Innovationen viel stärker zum Erreichen einer Klima-, Energie- und Verkehrswende einsetzt. „Um die Klimakrise zu bekämpfen brauchen wir deshalb eine Missionsorientierte Innovationspolitik. Das BMK fokussiert hier auf Innovationen für die Energiewende, die Kreislaufwirtschaft, klimaneutrale Städte und die Mobilitätswende“, so Spyra, über Möglichkeiten, die Werkzeuge der Wissenschaft direkt an der Gestaltung der Gesellschaft im Sinne der Klimaziele einzusetzen.

Gerade der Umbau des Energiesystems bleibt somit auch eine sozial‐ökologische Aufgabe, um echten gesellschaftlichen Fortschritt zu erzielen. Die Transformation soll aber auch einen Lernprozess in Gang setzen kann, bei dem neue Partnerschaften eingegangen werden müssen, Natur–, Sozial– und Geisteswissenschaften an einer Lösung in puncto Nachhaltigkeit gemeinsam zu arbeiten im Stande sind.

Ökonomisch gesehen ist die Technologieentwicklung und in weiterer Folge die Vermarktung natürlich ein wichtiger Teil der Transformation von Energiesystemen aber eben nur ein Teilaspekt: Märkte, Regulation, Anreiz- und Förderstrukturen, Infrastruktur, Nutzerverhalten – all das spielt für die erfolgreiche Umsetzung ebenfalls eine wichtige Rolle.

Dass Klimaschutz-Innovationen „ein wahrlicher Boost für unsere Wirtschaft“ sind, steht für Klimaschutzministerin Leonore Gewessler außer Zweifel. „Denn mit dem Ausbau erneuerbarer Energie, aber auch Investitionen in klimafreundliche Industrieproduktionsprozesse sorgen wir für zukunftssichere Arbeitsplätze und Wertschöpfung in den Regionen.“ Klimaschutzinnovationen Made in Austria sind seit Jahren zentrale Treiber der Energiewende. Mit der ‚Mission Innovation Austria‘ positioniert sich Österreich als Vorreiter für jene Zukunfts- und Energietechnologien, die den Weg für eine klimafreundliche Zukunft ebnen.“ Die enge Zusammenarbeit mit österreichischen Unternehmen und Institutionen sowie mit internationalen Netzwerken machten diesen Erfolg möglich und beflügelten ihn.

Auch Klima- und Energiefonds Co-Geschäftsführerin Theresia Vogel sieht es als alternativlos, für die Klimanautralität 2040 alle Kräfte zu bündeln und Klimaschutz-Innovationen rasch in die Umsetzung bringen „Die Mission Innovation Austria Week ist ein exzellenter Nährboden für innovative Ideen und Projekte. Mit unseren Programmen und Initiativen stehen wir genau dafür als Partner zur Verfügung.“

Ein Instrument dafür sind beispielsweise Energiegemeinschaften: Energie erzeugen, verteilen und verbrauchen innerhalb einer Community – das ist dank der Möglichkeit, energy communities zu gründen, inzwischen Realität und per gesetzlicher Grundlage über das EAG geregelt. Die #MIA22 beleuchtete die als Schlüssel der Energieweende identifizierten  und ging den Fragen nach: „Wie funktioniert das Gründen einer Energiegemeinschaft in der Praxis?“ und „Welche Herausforderungen stellen sich beim Betrieb von Energiegemeinschaften?“, die gemeinsam mit Expert:innen und Profis in der Umsetzung nachgegangen wurde.

Net-Zero auch in der Industrie?

Wie können eigentlich energieintensive Industrien wie Stahl, Zement und Chemie für die Klimaneutralität umgerüstet werden? Immerhin sind sie für etwa ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Darüber hinaus treffen diese Sektoren auf hohe Investitionskosten für Prozessanlagen mit langen Amortisationszeiten und einer Anlagennutzungsdauer von mehr als 20 Jahren. Gelingt es, diese Anlagen im Zuge des nächsten Sanierungszyklus über den Stand der Technik hinaus zu optimieren, könnten weltweit fast 60 Gigatonnen CO2 vermieden und ein wesentlicher Beitrag geleistet werden, um den Industriesektor auf einen Netto-Null-Emissionspfad zu bringen.

Mission-Innovation-Mitglieder, geleitet von Österreich und Australien, entwickelten dazu die Net-Zero Industries Mission, um sich dieser Herausforderung anzunehmen. Die entsprechende Roadmap wurde auch auf der #MIA22 präsentiert, eine öffentliche Konsultation startete parallel dazu für weiteren Input und Expertisen einzusammeln.

Auch das Thema „Klimaneutrale Stadt – von der Forschung in die Umsetzung“ stand auf der Tagesordnung der Konfernez. Der Klima- und Energiefonds stand dabei mit seiner Smart-City-Initiative im Vordergrund, die seit rund zehn Jahren Städte und urbane Regionen dabei unterstützt, ihre Heimat klima- und zukunftsfit zu gestalten.

MIA-Award würdigt Energie-Leistungen

Am letzten Konferenztag, der ganz im Zeichen der Kreislaufwirtschaft stand, würdigten zudem die Mission Innovation Austria Awards herausragende Leistungen von Personen, Unternehmen und Projektteams zum Thema Energiewende, circular economy und klimaneutrale Stadt. Der Award wurde in vier Kategorien vergeben:

Siegerprojekt Kategorie “Local Hero”: Geschlossener Recyclingkreislauf rPET Becher für Schulmilch

Zirkuläre Wertschöpfungsketten brauchen das Zusammenspiel von unterschiedlichen Akteur:innen und einer regionalen Verankerung. Dem Konsortium ist die Umsetzung von Kreislaufwirtschaft bereits in einem Teilbereich gelungen. Die Lösung soll als Vorbild für richtungsweisende Entwicklungen entlang der Wertschöpfungskette wirken. Im Pilotprojekt sind alle relevanten Akteur:innen des Produktlebenszykluses – von der Verpackungsindustrie bis hin zu den Schulmilchbauern – mit an Bord.

Nähere Informationen: https://rpet-becher.at/

Siegerprojekt Kategorie „Tech Solution“: Rotationswärmepumpe von ecop Technologies GmbH

Um die Klimaziele 2040 erreichen zu können, müssen alle Möglichkeiten zur effizienten Nutzung von Energie ausgeschöpft werden. Bei der industriellen Prozesswärme gibt es noch Potenzial – etwa durch den Einsatz innovativer Wärmepumpen. In der Kategorie „Tech Solution“ geht der Award an die ecop Technologies GmbH, einem österreichischen Clean-Tech-Start-Up. Bei ihrem Siegerprojekt, einer hochinnovativen Rotationswärmepumpe, steht Innovation und Umsetzbarkeit im Vordergrund. Im Gegensatz zu konventionellen Wärmepumpen ist sie hochtemperaturfähig, hocheffizient und umweltfreundlich. Sie schafft Temperaturen bis zu 150°C, wobei die Temperaturniveaus flexibel sind. Partner und Pate für diesen Award sind der Klima- und Energiefonds und die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft.

Nähere Informationen: https://www.ecop.at/de/home/

Siegerprojekt Kategorie “Entrepreneur”: VIRIDAD

Zur Energie- und Klimawende gehören neben den richtigen Technologien auch ausreichende Finanzmittel. Die EU-Taxonomie stellt diesbezüglich Klein- und Mittelbetriebe und auch die Finanzwirtschaft vor neue Herausforderungen. Dafür braucht es innovative Start-Ups, die serviceorientierte Lösungen für diese komplexe Fragestellung auf den Markt bringen. Denn damit kann Nachhaltigkeit in die tägliche Entscheidungsfindung einfließen. Gewinner in der Kategorie „Entrepreneur“ ist das Projekt VIRIDAD. Die VIRIDAD GmbH überzeugte die Jury mit der Entwicklung eines Tools, das dabei hilft, Geld „grün“ zu veranlagen. Dem Team ist es gelungen, ein sehr komplexes Thema mit hoher Relevanz durch ein servicefreundliches Tool gut aufzubereiten, darüber hinaus weist eine hohe Skalierbarkeit auf. Die Patenschaft übernehmen die Austria Wirtschaftsservice und Österreichs Energie.

Nähere Informationen: www.viridad.eu

Siegerprojekte Next Generation

In der Kategorie „Next Generation“ wurden zwei Arbeiten ausgezeichnet, die innovative Lösungsansätze für praktische Problemstellungen im missionsorientierten Innovationsschwerpunkt Energiewende behandeln.

Der 1. Preis ging an Daniel-Leon Schultis für seine Arbeit zur dezentralen Spannungsregelung im elektrischen Energiesystem. Er hat im Rahmen seiner Dissertation ein neues Verfahren entwickelt, das es erlaubt, jedem Netzmodul die vorhandenen Ressourcen optimal zu koordinieren. Dabei werden die internen Netzkapazitäten voll ausgeschöpft. Der 2. Preis ging an Thomas Eberle, der sich in seiner Masterarbeit mit dem Thema der saisonalen Energiespeicherung beschäftigt. Der Fokus liegt hierbei auf zukünftigen Plusenergiequartieren. Diese sollen zukünftig den Energieträger Wasserstoff als saisonalen Energiespeicher verwenden.

Die Awards der Kategorie wurden heuer von Sektionschefin Henriette Spyra in Vertretung von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler übergeben. Der Gewinner darf sich über ein Preisgeld von 2.000 Euro freuen, der 2. Platz ist mit 1.000 Euro dotiert.

Die Kurzvideos aller Award-Gewinner gibt es auf der MIA-Website zum Nachschauen: https://tinyurl.com/2ck9edfa

Über die Mission Innovation Austria Week 2022

Mit der Mission Innovation Austria Online (kurz: MIA) wurde vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie und dem Klima- und Energiefonds ein Forum für all jene Menschen geschaffen, die mit der Entwicklung und modellhaften Umsetzung von neuen Technologien und Lösungen den Veränderungsprozess des Energiesystems und der Gesellschaft aktiv mitgestalten. Die Veranstaltung ist Teil der „Initiative Mission Innovation Austria – dem österreichischen Beitrag zur weltweiten Forschungsallianz Mission Innovation (MI)“. Die globale Initiative „Mission Innovation“ wurde 2015 gegründet. Ziel ist es, mithilfe privater und öffentlicher Investitionen die Entwicklung sauberer Energietechnologien voranzutreiben.