Liebher Bundesheer a3bau
Liebherr-Planierraupe PR 726 XL unterstützt das österreichische Bundesheer im Rahmen der vielfältigen Aufgaben.
© Liebherr

Schweres Gerät im Dienste Österreichs

Das österreichische Bundesheer setzt seit November 2018 fünf neue Liebherr-Planierraupen PR 726 XL auf den Truppenübungsplätzen und im Rahmen von Einsätzen der Pioniertruppe ein, eine weitere Maschine wurde im Juli 2019 an eine Delegation des Bundesheeres übergeben.

Die Hauptaufgaben des österreichischen Bundesheeres sind neben der militärischen  Landesverteidigung, der Schutz von Einwohnern und Einrichtungen sowie schnelle Hilfe bei Naturkatastrophen oder Unglücksfällen im In- und Ausland. Für die Liebherr-Planierraupen gibt es zwei unterschiedliche Bedarfsträger innerhalb des Bundesheeres: Die Pioniertruppe, von der jedes Pionierbataillon eine Planierraupe, also insgesamt drei Maschinen erhalten hat, sowie die Truppenübungsplätze. Zwei Geräte wurden zum Truppenübungsplatz nach Allentsteig geliefert und die sechste Planierraupe wird am Truppenübungsplatz Bruck-Neudorf eingesetzt.

Liebherr Bundesheer a3bau
Freude über die neuen Liebherr-Maschinen im Dienste Österreichs – Vertreter des österreichischen Bundesheeres und von Liebherr beim Schulungseinsatz der neuen Planierraupen in der Schwarzenberg-Kaserne Wals-Siezenheim

Liebherr-Maschinen unterstützen das Bundesheer im Rahmen  vielfältiger Aufgaben

Kraft und innovative Technologie sind die Markenzeichen der Planierraupen von Liebherr. Die PR 726 Litronic bietet ein Einsatzgewicht von rund 18.900 kg und ihr Liebherr-Dieselmotor bringt eine Leistung von 120 kW / 163 PS. Ob beim Feinplanieren oder im schweren Schubeinsatz: mit der PR 726 steht dem Bundesheer ein leistungsstarkes Gerät für jedes Einsatzgebiet zur Verfügung. Die Liebherr-Maschinen unterstützen das österreichische Bundesheer im Rahmen der vielfältigen Aufgaben. Bei den Truppenübungsplätzen liegt das Haupteinsatzgebiet in der Aufrechterhaltung und Wiederherstellung bzw. Sanierung des Wegenetzes sowie der Errichtung und Sanierung von Übungsstätten. Bei den Pionierbataillonen sind die Planierraupen in der Pionierbaukompanie und dort im Straßenbauzug beheimatet. Die Hauptaufgabengebiete im Pionierbataillon, genauer gesagt im Straßenbauzug, liegen im Straßenbau an sich, im Bau von behelfsmäßigen Flugfeldern und in großen Massenerdbewegungen. In diesem Zusammenhang sind die Maschinen auch im Katastrophenfall gefragt, wenn es gilt, große Erd- und Materialmengen rasch beiseite zu schieben, damit die vitale Infrastruktur zumindest mit behelfsmäßigen Mitteln wieder geschaffen werden kann. Zusätzlich finden die Planierraupen im militärischen Bereich beim Schaffen von Hindernissen, beim Schieben von Gräben sowie bei Hangabschiebungen, damit Straßen blockiert werden, ihren Einsatz.

Oberstleutnant Dirk Wurth vom Amt für Rüstung und Wehrtechnik, Abteilung Pioniertechnik führt weiter aus: „Im Wesentlichen geht es als Einsatzorganisation darum, sofortige Verfügbarkeit im Einsatzfall gewährleisten zu können, aus diesem Grund wurden die Maschinen auch seitens des Bundesheeres gekauft und werden nicht extern zugemietet. In Friedenszeiten besteht vor allem beim Katastropheneinsatz eine extrem kurze Vorwarnzeit wie beispielsweise bei Hochwasser, andere Katastrophen haben überhaupt keine Vorwarnzeit. Es geht wirklich darum, dass das Militär die entsprechenden Einsatzkräfte binnen weniger Stunden aus der Kaserne an den Einsatzort bringt, um Katastrophenhilfe leisten zu können.“

Das österreichische Bundesheer stellt höchste Anforderungen an Vielseitigkeit und Robustheit der Maschinen. Die PR 726 erfüllt diese Bedingungen in idealer Weise: dank speziell für Baumaschinen entwickelter Komponenten, ausgereifter Technologie und innovativer Detaillösungen bietet sie ein Höchstmaß an Verfügbarkeit auch unter schwierigsten Bedingungen.

Umfassende Ausbildung für den Ernstfall erforderlich

Im militärischen Einsatz werden laut Bundesheer genau jene Geräte benötigt, auf denen die Soldaten auch ausgebildet sind, das heißt es muss in Friedenszeiten jenes Gerät zur Verfügung stehen, das auch im Ernstfall zum Einsatz kommt. Aus diesem Grund werden die Maschinen nicht angemietet, sondern vom Bundesheer gekauft. Da die Betrachtung der Systeme nach gesamtheitlichen Aspekten erfolgt, darf nach Aussage der Vertreter des Bundesheeres nicht nur an Ausbildung für den Einsatz gedacht werden, sondern es müssen auch Materialerhaltungsmaßnahmen und Reparaturen mit in die Betrachtung einbezogen werden. Diese müssen im Ernstfall durch das Bundesheer selber durchgeführt werden bzw. es müssen entsprechende Instandsetzungsmaßnahmen erfolgen.

Oberstleutnant Dirk Wurth erläutert: „Vor allem bei den Einsätzen im 5.000-km-Radius im Ausland ist es wichtig, dass diese Arbeiten durch eigenes Bundesheer-Personal durchgeführt werden können. Das geographische Einsatzgebiet ist primär Österreich, durch internationale Verträge ist Österreich aber auch verpflichtet, zumindest auf Basis europäischer Einsätze oder UNO-Einsätze in einem Radius von circa 5.000 km rund um Österreich wirksam zu werden. Eines dieser wirksam werdenden Elemente ist die Pionierbaukompanie mit dem Pionierstraßenbauzug. Daher ist die Planierraupe durchaus im internationalen Umfeld zu sehen. Vor diesem Hintergrund wurden auch einige Forderungen aus der Leistungsbeschreibung definiert, da man sich aufgrund dieses 5.000-km-Radius in allen Klimazonen zumindest theoretisch bewegt. Die technischen Spezifikationen im Anforderungskatalog sind auf das politisch festgelegte Erfordernis abgestimmt. Aus den Fähigkeiten, die im Rahmen von internationalen Verträgen beigestellt werden, wird abgeleitet, welche Erfordernisse die einzelnen Maschinen erfüllen müssen.“

Auch von der Verfassung und vom Wehrgesetz ist das österreichische Bundesheer dafür vorgesehen, auf Ersuchen internationaler Organisationen tätig zu werden. Es gibt also auch einen gesetzlichen Auftrag und entsprechende Verträge, die Österreich verpflichten, verschiedene Kräfte mit unterschiedlichen Vorwarnzeiten in diesem vorher angeführten Radius zur Verfügung zu stellen. Unabhängig von diesem Radius gibt es allerdings auch Einsätze, wie zum Beispiel in Afghanistan, die deutlich weiter entfernt sind.

Liebherr-Planierraupen überzeugen hinsichtlich Komfort und Bedienung

Im Vordergrund stand bei den Anforderungen auch die Einfachheit der Bedienung und der Komfort beim Arbeiten. Major Heinrich Lindner vom Pionierbataillon 2 erläutert: „Ersteres ist vor allem erforderlich, da viele verschiedene Hände beim Bundesheer diese Maschine bedienen und viele Personen an der Maschine ausgebildet werden um im Ernstfall eine 24/7-Verfügbarkeit gewährleisten zu können. Je einfacher das System funktioniert, desto höher ist die Effizienz bei der Arbeit. Das österreichische Bundesheer kommt dann zum Einsatz wenn extrem schwierige Bedingungen vorherrschen. Derjenige, der mit der Maschine arbeitet, soll sich auf seine Arbeit konzentrieren können und nicht durch sonstige äußere Umstände noch mehr gefordert werden. Meist ist es an den Einsatzorten sehr heiß, sehr nass oder anderweitig extrem bzw. außergewöhnlich, oft ist auch Nachtbetrieb erforderlich. Damit der Einsatz trotzdem gut funktioniert muss die Maschine ihr Können unter Beweis stellen, es kommt aber auch auf die Ausbildung der Maschinisten an, da im Normalfall ja keine Profi-Fahrer auf den Maschinen sitzen.“

Das moderne Design der Generation 6-Planierraupen, mit nach allen Seiten abfallenden Kanten und einer Panoramaverglasung, bietet dem Fahrer eine optimale Rundumsicht auf das Gelände sowie auf die Arbeitsausrüstung. Gute Sichtverhältnisse führen zu einer besonders effizienten Arbeitsweise und erhöhen die Sicherheit im Einsatz. Der neu gestaltete Arbeitsplatz der PR 726 besticht durch außergewöhnlichen Fahrerkomfort. Großzügig im Platzangebot, ergonomisch aufgebaut und leise bietet die Liebherr- Komfortkabine ausgezeichnete Bedingungen für konzentriertes Arbeiten. Für eine optimale Ausleuchtung des Arbeitsbereichs kommen beim Bundesheer Hochleistungs- LEDs zum Einsatz.

Major Lindner weiter: „In Bezug auf die Ausbildung werden seitens Liebherr nicht die Fahrer geschult, sondern die Fahrlehrer, die heeresintern eine umfassende Fahrlehrerausbildung haben. Mit der Lehrerfahrung und der Typenschulung werden danach die tatsächlichen Fahrer der Planierraupen ausgebildet. Diese Schulungen basieren auf einem Kurs, bei dem die Kriterien im Vorfeld fixiert wurden. Aus Sicht des Einsatzführers darf er dann mit dem Gerät fahren und arbeiten, die Erfahrung kann er aber selbstverständlich erst im tatsächlichen Einsatz aufbauen. Die Schulung der Maschinenführer basiert darauf, dass sie im laufenden Dienstbetrieb mit dem Gerät arbeiten und Tätigkeiten durchführen, um dann im Einsatz bzw. in der Extremsituation das Gerät zu beherrschen. Das Schulen umfasst entweder eine Laborsituation oder einen realen Auftrag wie zum Beispiel die Erstellung bzw. Sanierung eines Parkplatzes.“

Die Typenschulung für die einzelnen Maschinentypen war im Kaufpreis inkludiert. Auftragsbestandteil war auch die Schulung für die Mechaniker, bei der eine einwöchige Schulung im Liebherr-Werk in Telfs erfolgt, damit das Bundesheerpersonal alle planmäßigen Tätigkeiten bis zu 2.000 Betriebsstunden selbstständig durchführen kann. Zusätzlich wurde als Option vorgesehen, dass vor eventuellen Auslandseinsätzen noch einmal die Mechaniker, die in den Einsatz gehen, durch Liebherr geschult werden. Mit ihrem geringen Wartungsaufwand leisten Liebherr-Planierraupen auch in diesem Zusammenhang einen verlässlichen Beitrag. Zentralisierte Wartungspunkte, weit öffnende Zugangsklappen und Motorraumtüren, eine serienmäßig kippbare Fahrerkabine und der zur Reinigung herausschwenkbare Lüfter ermöglichen einen perfekten Wartungszugang und erleichtern den Service.

Einbindung der Maschinen in das Logistiksystem des Heeres

Die Liebherr-Maschinen sowie die Ersatzteile werden auch in das Logistiksystem des Heeres eingebunden. Das bedeutet, dass es einige Schnittstellen gibt, die einheitlich sein müssen. Oberstleutnant Dirk Wurth erklärt: „Bei der Planierraupe sind dies nur ganz wenige Schnittstellen, wie beispielsweise die Fremdstromsteckdose nach NATO- Standard und die Halterung für den Bundesheer-Einheitsfeuerlöscher. Für die Einbindung werden alle Einzelteile der Planierraupe separat heeresintern mit einer Versorgungsnummer versehen, die gewährleistet, dass auch bei Auslandseinsätzen die militärinterne Ersatzteilversorgung gegeben ist.“

Ausgezeichnete Rückmeldungen aus dem Feldeinsatz

Die Geräte sind bereits einige Monate im Einsatz, die bisherigen Erfahrungen sind ausgezeichnet. Laut Bundesheer wurde ein technischer Quantensprung in diesem Bereich gemacht. Major Lindner erklärt: „Es gibt bis dato ausschließlich positive Erfahrungen. Dies hat drei Gründe. Erstens die Fähigkeit „Planierraupe“ war bei den Pionierbataillonen seit 2014 nicht mehr vorhanden, da seit 2014 die noch funktionierenden Maschinen der Truppenübungsplätze verwendet wurden. Zweitens hat das Bundesheer nun ein technisch einwandfreies Produkt, das den geforderten Anforderungen entspricht und drittens gibt es bisher nur positive Rückmeldungen aus dem Einsatz im Feld.“

Entscheidung aufgrund des Bestbieterprinzips

Das Bundesheer entschied sich für die Maschinen von Liebherr aufgrund des Bestbieter- Prinzips. Liebherr-Raupen sind konsequent auf Wirtschaftlichkeit ausgelegt. Ein hocheffizientes Antriebskonzept, lange Komponentenstandzeiten und geringer Wartungsaufwand halten die Betriebskosten niedrig. Maßgeschneiderte Optionen sind beispielsweise die NATO-Steckdosen, die Batterie-Ladesteckdose, die externen Scheinwerfer-Steckdosen mit Scheinwerfer und Magnethalter, die Zusatzbehälter für die Betankungspumpe sowie die Lackierung und die Standheizung. Der gesamte Beschaffungsprozess ab der Ausschreibung dauerte circa eineinhalb Jahre. Die Leistungsbeschreibung wurde im Oktober 2016 erstellt, die Ausschreibung erfolgte im Frühsommer 2017 und die Angebotsbewertung im November 2017. Die Lieferung von fünf Maschinen erfolgte dann im November 2018, die sechste Planierraupe wurde Anfang Juli 2019 übergeben.

Mehr Informationen: www.liebherr.com