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Das Steildach ist vor allem aufgrund der Platzreserve beliebt.
© Velux

Steildach versus Flachdach

In absoluten Zahlen steht das Steildach vor allem aufgrund der Platzreserve bei den Österreichern ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Wird ein Architekt beauftragt, steigt die Wahrscheinlichkeit, unter einem Flachdach zu wohnen.

Neun von zehn heimischen Häuslbauern setzen auf das Steildach. Damit entscheiden sich 87 Prozent der Österreicher für ein geneigtes Dach, wobei das klassische Satteldach die beliebteste Dachform ist, das Walmdach aber wegen der Optik stark im Aufwand ist. Soweit die Zahlen der Häuslbauerstudie, die im Herbst 2017 durchgeführt und Anfang des Jahres vom Market Institut veröffentlicht wurde.

Doch ist Österreich tatsächlich noch das Land der Steildächer? „Österreich ist immer noch ein Land der Steildächer, was aufgrund der klimatischen Bedingungen hierzulande auch Sinn macht. Dennoch ist es richtig, dass sich der Steildachmarkt in den letzten Jahren rückläufig entwickelt hat“, meint Roger Probst, Geschäftsführer der Eternit Österreich GmbH. Seit 2010 hat dieser Markt mehr als ein Viertel seines Volumens verloren, rechnet die Markanalyse Branchenradar.com vor. Gegenüber 2016 gab die Nachfrage nach Dachmaterial für geneigte Dächer um 4,7 Prozent nach, die Erlöse der Hersteller sanken um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 119,1 Millionen Euro. Probst erklärt das so: „Zum einen liegt es an der viel zu geringen Sanierungsquote, da derzeit nicht gerade die besten Rahmenbedingungen für Sanierer vorherrschen. Förderungsanreize der öffentlichen Hand in Bezug auf das Steildach fehlen, hinzu kommt ein Personalnotstand bei vielen ausführenden Fachbetrieben. Zum anderen werden die Steildächer in ihrer Ausführung immer flacher, dadurch verkleinert sich die Dachfläche, was zu weniger benötigtem Material und in logischer Konsequenz zu weniger Umsatz führt.“

Auch wenn der Rückgang im Wesentlichen aus dem seit Jahren schwachen Sanierungsgeschäft resultiert, so ist im Neubau der steigende Anteil von Flachdächern zu bemerken, der dem geneigten Dach Umsatzanteile kostet, so Studienautor Andreas Kreutzer. Wobei Mike Bucher, Geschäftsführer der Wienerberger Ziegelindustrie GmbH hier bereits eine Trendumkehr ortet: „Wir erkennen gerade im Architektur-Bereich im Neubau wieder eine Trendumkehr zum Steildach. Ich bin gespannt, ob wir die Talsohle damit schon erreicht haben.“

Jedenfalls interessant sind die Begründungen von Herr und Frau Österreicher, wenn es um die Wahl der Dachform geht. Wenn es um die Ästhetik geht, liegen Walmdach, Pultdach und Flachdach ziemlich gleichauf, abgeschlagen das Satteldach. Rund die Hälfte der Häuslbauer entscheidet sich für das Flachdach wegen der besseren Ausnutzung der Grundfläche. Will man sich die Möglichkeit zur nachträglichen Schaffung von zusätzlichem Wohnraum (Dachgeschoßausbau) erhalten, kann das Satteldach punkten. Als die günstigste Dachform in der Anschaffung halten die Österreicher das Pultdach, dann das Flachdach und mit deutlichem Abstand das Satteldach. In der Lebenszyklusbetrachtung hingegen liegt das Satteldach allen voran, wenn auch der Abstand zum Flachdach nicht dramatisch scheint.

Im Zusammenhang mit der Dachraumnutzung ist auch das Thema Energiegewinnung bei den Häuslbauern angekommen: Bereits 20 Prozent wollen zukünftig über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach eigenen Strom erzeugen. Am besten scheint ihnen dafür das Pult- und Satteldach geeignet zu sein, dicht gefolgt vom Flachdach. Und auch die Informationsquelle wurde bei der Studie abgefragt: Die wichtigste Beratungsstelle zur Wahl der Dachform ist demnach die beauftragte Baufirma (38 %), gefolgt von Architekten bzw. Planerbüros sowie Familie, Freunde und Bekannte. Ein Viertel der befragten Häuslbauer informiert sich auch ausführlich über Internet und Fachzeitschriften.

Steile Infos

Für die Häuslbauer Studie 2017 wurden 1.033 Bauinvolvierte (527 Häuslbauer, 506 Sanierer) aus ganz Österreich zu unterschiedlichen Themen rund um das Hausbauen befragt. Umgesetzt wurde die Studie durch das Market Institut im Zeitraum zwischen 3.8.2017 und 5.9.2017 durch Kombination aus Face-to-Face und Online Interviews, in Auftrag gegeben durch die Plattform Dachvisionen. Ziel dieser Initiative ist, die Nutzungsvorteile von geneigten Dächern – in bauphysikalischer sowie wirtschaftlicher Hinsicht – aufzuzeigen. Dafür haben sich die Unternehmen Bramac, Velux, Tondach, Eternit und holzbau austria zur Plattform Dachvisionen – ehemals Initiative pro Steildach – zusammengeschlossen.

Mehr Informationen unter www.dachvisionen.at