Begrünte Fassaden sind eine "coole" Option, wie hier bei den Bosco Verticale Hochhäusenr in Mailand am Porta Nuova.
Begrünte Fassaden sind eine "coole" Option, wie hier bei den Bosco Verticale Hochhäusern in Mailand am Porta Nuova.
© adobe stock photo/LHJ Photo

Vertikale Begrünung gegen die Hitze

Will man Fassaden begrünen, gilt es einiges zu bedenken. Sorgfältige Planung und eine genaue Abstimmung auf den jeweiligen Baukörper sind nur zwei Punkte, die es zu beachten gilt.

Österreich erlebt derzeit einen Hitzesommer, der Mensch und Natur vor große Herausforderungen stellt. Besonders in Städten führt die Verdichtung des Lebensraums zu urbanen Hitzeinseln. In diesen einwohnerstarken Gebieten bietet Vertikalbegrünung ein großes Potenzial. Sie benötigt kaum zusätzliche Flächen und kann die Lebensqualität der Bevölkerung erheblich steigern. Vertikalbegrünung im Außenraum ist jedoch ein komplexes System, das sorgfältig geplant und auf den jeweiligen Baukörper abgestimmt werden muss und in der Folge ein fundiertes Erhaltungskonzept erfordert.

Österreichische Norm im internationalen Fokus

Mit der ÖNORM L 1136 hat Austrian Standards bereits 2021 umfassende Anforderungen an die Planung, Ausführung, Pflege und Kontrolle von Vertikalbegrünungen im Außenraum veröffentlicht. Damit setzt diese ÖNORM klare Standards und erlangt auch international Aufmerksamkeit. Aufgrund der Nachfrage aus dem nicht-deutschsprachigen Raum wird diese ÖNORM nun ins Englische übersetzt.

„Standards spielen bei allen Zukunftstrends eine wichtige Rolle. Standards sind kein Selbstzweck, sondern sollen dabei helfen, Probleme zu lösen. Mit der ÖNORM L 1136 unterstreicht Austrian Standards die Bedeutung der Bauwerksbegrünung und Österreichs Vorreiterrolle in der nachhaltigen Stadtentwicklung. Die Übersetzung dieses Standards ins Englische ermöglicht es künftig Städten weltweit, auf dieses wertvolle Wissen made in Austria zuzugreifen“, betont Valerie Höllinger, CEO und Managing Director von Austrian Standards.

Das Ziel der ÖNORM L 1136 ist es, eine Grundlage für eine dauerhafte Begrünung zu schaffen, die die bestmögliche Leistung im Sinne der Biodiversität, der Gesundheit der Bevölkerung und des Klimaschutzes entfalten kann. Federführend an der Erarbeitung dieser Norm beteiligt waren unter anderem Expert:innen von Verband für Bauwerksbegrünung, Wiener Wohnen, dem Ministerium für Klimaschutz, dem Land Niederösterreich, der Landwirtschaftskammer und den Wiener Stadtgärten MA 42.

Stadt Wien als grüne Pionierin

Die Stadt Wien fördert Begrünungsmaßnahmen von Privatpersonen und Betrieben. Die Begrünung von Fassaden, Dächern und Innenhöfen ist nicht nur optisch ansprechend und ökologisch sinnvoll, sondern sie bringt oft auch wirtschaftliche Vorteile. „Es handelt sich um den ersten umfassenden Standard, der es Immobilienbesitzer:innen und Kommunen ermöglicht, zeitgemäße Vertikalbegrünungen zu errichten. Auch die ausführenden Unternehmen können damit planen sowie vergleichbare Angebote erstellen. Das bedeutet, dass bei der fachgerechten Umsetzung eine langlebige, kostengünstige und funktionserfüllende Begrünung möglich ist. Die Stadt Wien nutzt diese ÖNORM, um Ziele wie Klimaresilienz, Biodiversitätssteigerung und die Reduktion von sogenannten ,Urban Heat Islands (UHI)‘ zu erreichen“, sagt Hans Heider, Vorsitzender des Komitees 229 „Grünräume“ und Leiter des Referats „Gartentechnik“ von Wiener Wohnen.

Die zentralen Inhalte der ÖNORM umfassen technische Anforderungen an Begrünungssysteme, Kriterien für geeignete Pflanzenarten, Wartungs- und Pflegerichtlinien sowie Sicherheitsaspekte. Die begleitenden Checklisten leisten zusätzlich wertvolle Hilfestellung bei der Planung, Ausführung und Pflege der vertikalen Begrünung.

Die deutsche Fassung der ÖNORM L 1136 ist bei Austrian Standards erhältlich. Die englische Fassung wird voraussichtlich ab 2025 zu beziehen sein.

Bibliografie:

ÖNORM L 1136 Vertikalbegrünung im Außenraum - Anforderungen an Planung, Ausführung, Pflege und Kontrolle.

Fassadenbegrünung Jägerstraße © Stadt Wien - Wiener Wohnen

Über Austrian Standards

Austrian Standards ist die österreichische Organisation für Standardisierung & Innovation und Teil eines internationalen Netzwerks in 167 Ländern. Wesentliches Ziel: dabei zu unterstützen, Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu finden, mehr Innovationen zu ermöglichen und die Wettbewerbs- und Exportfähigkeit der österreichischen und europäischen Wirtschaft zu steigern. Entwickelt werden Standards von Fachleuten aus der Praxis in europäischer & internationaler Kooperation.

Allein in Österreich sind dies mehr als 4.700 Expertinnen und Experten aus rund 2.800 unterschiedlichen Organisationen, Disziplinen und Branchen (Wirtschaft, Forschung, Verwaltung und NGOs). Austrian Standards vernetzt diese Expertinnen und Experten und bietet durch die Mitgliedschaft bei internationalen Standardisierungs-Organisationen wie ISO, CEN und ETSI-Zugang zu einem weltweiten Netzwerk. Mit digitalen Lösungen bietet Austrian Standards auch einen einfachen Zugang zu Standards aus aller Welt. Fachbücher, Kongresse und Seminare unterstützen die praktische Anwendung; Zertifizierungen bestätigen die Übereinstimmung mit Standards. Austrian Standards hat rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wurde mit equalitA, dem Gütesiegel für innerbetriebliche Frauenförderung, ausgezeichnet. www.austrian-standards.at