Roboter auf Baustelle
KI ist in der Baubranche nicht mehr wegzudenken.
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KI in der Baubranche zwischen Blase und Revolution

KI ist allgegenwärtig und wird auch in der Baubranche mittlerweile vielfach eingesetzt. Führungskräfte führender Bauunternehmen in Österreich trafen sich zum Branchentalk und diskutierten die Rolle der künstlichen Intelligenz.

​Künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren zahlreiche Branchen revolutioniert und macht auch vor der Baubranche nicht halt. Beim Capmo KI Lunch & Learn Ende Februar diskutierten Geschäftsführer und Vorstände führender Bauunternehmen wie STRABAG, Max Bögl und DIRINGER & SCHEIDEL über die Rolle von KI in der Bauwirtschaft. Die fünf wichtigsten Erkenntnisse dieser Veranstaltung sind für Entscheider in der Baubranche von besonderer Bedeutung.​

1. KI als strategische Führungsaufgabe

Eine zentrale Erkenntnis des Events war, dass KI nicht nur ein Thema für IT-Abteilungen oder Digitalisierungsmanager ist, sondern eine strategische Führungsaufgabe darstellt. Unternehmen, die KI frühzeitig in ihre Prozesse integrieren, können sich entscheidende Wettbewerbsvorteile sichern. Die technologische Entwicklung schreitet rasant voran, und wer zu lange zögert, riskiert, den Anschluss zu verlieren.​

Die Bedeutung von KI liegt nicht nur in der Automatisierung einzelner Prozesse, sondern in ihrer Fähigkeit, Geschäftsmodelle grundlegend zu verändern. KI kann datengetriebene Entscheidungen verbessern, Planungsprozesse optimieren und Kosten senken. Um dies erfolgreich umzusetzen, braucht es allerdings eine klare Strategie. Unternehmen sollten Stabsstellen für Digitalisierung und Strategie einrichten, um die neuen Technologien gezielt in die Unternehmensstrategie einzubinden.

2. Lösung zentraler Herausforderungen der Bauindustrie durch KI

Die Bauindustrie kämpft mit steigenden Kosten, regulatorischen Anforderungen und einem zunehmenden Fachkräftemangel. KI kann in vielen Bereichen ansetzen, um diese Herausforderungen zu bewältigen.​

Ein vielversprechender Anwendungsbereich ist die automatisierte Projekt- und Risikobewertung. KI-gestützte Systeme analysieren große Mengen an Ausschreibungsunterlagen und Planungsdokumenten und können frühzeitig Risiken erkennen. Dadurch lassen sich Fehlentscheidungen vermeiden, was langfristig Kosten spart und die Profitabilität steigert.​

Auch in der Nachtragsprüfung zeigt KI ihr Potenzial. Bauprojekte sind oft von Änderungen und Zusatzleistungen geprägt, die zu Streitigkeiten zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern führen. KI-gestützte Systeme können relevante Dokumente wie Verträge und E-Mails automatisch durchsuchen und Nachtragsforderungen schnell bewerten. Dadurch wird nicht nur die Transparenz erhöht, sondern auch der Bearbeitungsaufwand erheblich reduziert.​

Ein weiteres großes Einsatzgebiet ist die KI-gestützte Planung. Durch die automatische Generierung von Bebauungsvarianten kann KI Bauprojekte effizienter gestalten und gleichzeitig den Vorfertigungsgrad erhöhen. Dadurch sinken die Baukosten, und Projekte lassen sich schneller realisieren.

3. KI ist bereits in der Praxis angekommen

Obwohl KI für viele noch als Zukunftstechnologie gilt, ist sie in vielen Unternehmen bereits fest im Arbeitsalltag angekommen. Zahlreiche Firmen nutzen KI, um ihre Effizienz zu steigern und Wettbewerbsvorteile zu sichern. Branchenübergreifende Beispiele zeigen die enormen Potenziale der Technologie: IKEA setzt KI im Kundenservice ein, indem nahezu das gesamte Callcenter-Personal durch KI-gestützte Assistenten ersetzt wurde. 

4. Erfolgreiche KI-Implementierung erfordert Akzeptanz und Change Management

Ein häufiger Stolperstein bei der Einführung neuer Technologien ist die Akzeptanz der Mitarbeiter. Viele Angestellte befürchten, dass KI ihre Arbeitsplätze ersetzt. Doch richtig eingesetzt, kann KI die Arbeit erleichtern und wertvolle Unterstützung bieten. Damit die Einführung von KI gelingt, sollten Unternehmen frühzeitig Transparenz schaffen und klar kommunizieren, welche Vorteile die Technologie bringt.

Zudem sind Schulungen entscheidend, damit Mitarbeiter den Umgang mit KI-Systemen erlernen und deren Potenziale bestmöglich ausschöpfen können. Ab 2025 verpflichtet zudem die neue KI-Verordnung der EU (AI Act) Unternehmen, Mitarbeiter entsprechend zu schulen. Ein bewährter Ansatz ist zudem die Ernennung interner Champions, also Führungskräfte oder Fachkräfte, die als Multiplikatoren fungieren und das Wissen über KI im Unternehmen verbreiten. Erfolgsgeschichten innerhalb des Unternehmens zu teilen, kann helfen, Vorbehalte abzubauen und die Akzeptanz zu erhöhen.

5. Einhaltung rechtlicher Bestimmungen beim KI-Einsatz

Mit dem wachsenden Einfluss von KI steigen auch die regulatorischen Anforderungen. Der EU AI Act stellt klare Regeln für den Einsatz von KI in Unternehmen auf. Besonders Hochrisikoanwendungen, etwa in der Bauplanung oder Statik, müssen strengen Vorgaben entsprechen.​

Unternehmen sollten sich frühzeitig mit den rechtlichen Anforderungen auseinandersetzen, um Risiken zu vermeiden. Dazu gehören:​

  • Schulungen für Mitarbeiter, die mit KI-Systemen arbeiten, um die Compliance sicherzustellen.​

  • Dokumentation und Risikobewertung von KI-Anwendungen, insbesondere bei sicherheitsrelevanten Prozessen.​

  • Datenschutz- und Sicherheitsmaßnahmen, um den Schutz sensibler Unternehmensdaten zu gewährleisten.​

Verstöße gegen den AI Act können teuer werden: Die Strafen reichen bis zu 35 Millionen Euro oder 7 % des Jahresumsatzes. Eine durchdachte Strategie für den KI-Einsatz hilft, Compliance-Risiken zu minimieren und die Technologie verantwortungsvoll zu nutzen.

KI ist gekommen, um zu bleiben

Die Bauwirtschaft steht an einem Wendepunkt, und KI wird eine Schlüsselrolle in ihrer Zukunft spielen. Unternehmen, die die Chancen der Unternehmen, die die Chancen der KI frühzeitig erkennen und gezielt nutzen, können sich entscheidende Wettbewerbsvorteile sichern. Der Capmo KI Lunch & Learn hat gezeigt, dass KI bereits heute eine reale und praxiserprobte Technologie ist, die Bauunternehmen hilft, effizienter zu arbeiten, Kosten zu senken und bessere Entscheidungen zu treffen.

Die erfolgreiche Implementierung von KI erfordert jedoch eine klare Strategie, ein durchdachtes Change Management und die Einhaltung regulatorischer Vorgaben. Entscheider in der Bauwirtschaft sollten jetzt aktiv werden, um die Weichen für eine digitalisierte und effizientere Zukunft zu stellen. Wer wartet, riskiert, von der Konkurrenz überholt zu werden.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sich mit KI auseinanderzusetzen und erste Schritte zur Implementierung zu gehen – sei es durch Pilotprojekte, Investitionen in Schulungen oder die strategische Integration von KI-Technologien in bestehende Prozesse. Die Bauwirtschaft hat enormes Potenzial, das es zu nutzen gilt!