Klimafit planen & bauen
„Wir bauen eigentlich für die Vergangenheit“, leitet Christian Plas, Geschäftsführer der denkstatt GmbH, gerne Diskussionen rund ums Planen und Bauen in Zeiten des Klimawandels ein. „Für die Errichtung zukunftsorientierter Gebäude braucht es visionäre Planer und mutige Bauherren, denn die letzten Jahre ist alles darauf ausgerichtet worden, keine Energie für das Heizen aufzuwenden, dabei geht es eigentlich ums Kühlen. Und das benötigt die dreifache Leistung“, so Plas, der Vordenker, wenn es um Umwelt und Nachhaltigkeit geht. Beim Fachkongress „Bauen wir die Zukunft“ spricht er unter der Moderation von Wolfgang Amann, Geschäftsführer Institut für Bauen und Wohnen, über die Herausforderungen zukunftsfähiger Stadtentwicklung.
Mehr zum Thema Klimafit planen & bauen beim Fachkongress:
Angesichts steigender Bevölkerungszahlen müssen wir die unterschiedlichen Nutzungsformen wieder zusammenzubringen. Wir haben lange Zeit bedingt durchs Auto – weil es egal war – Wohnen und Arbeiten getrennt. Alle wollten am Stadtrand wohnen, mit verheerenden Folgen, wie Plas betont: „Deswegen versuchen wir gerade wenn es um Quartiersentwicklung geht, unterschiedliche Nutzungsformen nah zusammenzubringen und sie an den öffentlichen Verkehr anzubinden und, so gut es geht, überhaupt ohne Parkplätze auszukommen.“
Wir haben eine sehr stark nutzungsgetrennte Widmungsgeschichte, merkt Architektin Elsa Prochazka an: „Eine gemischte Widmungspolitik für Hybridgebäude ist notwendig und auch Bauordnungen, die mehrere Nutzungen zulassen.“ Die vielfach ausgezeichnete Architektin spricht im Rahmen der Podiumsdiskussion „Städte von morgen – Planen und Bauen in Zeiten des Klimawandels“ über ihre Vorstellungen von der Gestaltung unserer Ballungsräume, indem sie etwa meint: „Ich sehe keinen Widerspruch darin, ökologisch und in großzügigen Grünkonzepten zu denken und dennoch eine Höhenentwicklung zu erreichen.“
Stadtentwicklung und Weiterentwicklung in Zeiten des Klimawandels ist definitiv eine große Herausforderung für die Planung, meint auch Bernhard Sommer, Vizepräsident der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Wien, Niederösterreich und Burgenland und Leiter des Architekturbüros „Exikon arc&dev“. Seinen Ansatz, die gebaute Umwelt weniger als vielleicht optimierten aber unveränderliches räumliches Gebilde zu sehen, sondern als ein sich ständig in der Zeit anpassendes und veränderliches Habitat, erklärt Sommer ebenfalls im Rahmen der Podiumsdiskussion: „In dem man die – sich ständig ändernden – physikalischen und sozialen Rahmenbedingungen präzise berücksichtigt, kann man mit wesentlich weniger Ressourcen auskommen.“
Laut Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin der EHL Wohnen GmbH, werden bei Immobilien neben guter Verkehrsinfrastruktur verstärkt wieder Gemeinschaftsflächen nachgefragt. In ihrer Keynote wird sie über die Ansprüche ans Wohnen im dritten Jahrtausend berichten. Sie weiß aus Erfahrung: „Niedrigenergiestandard ist schon sehr fein, Passivhaus eher ein Wort, das abschreckt.“
Ganz andere Erfahrungen hat Passivhaus-Experte Dawid Michulec, Gründer des international tätigen Unternehmens Neubau best energy, gemacht. Die nächste Internationale Passivhaustagung wird in wenigen Tagen in China stattfinden, wo das Potenzial zur Klimaverbesserung am größten ist. In seiner Keynote „Hilfe, die Chinesen kommen“ spricht er über den Kurswechsel der Zentralregierung, die ihren Kurs in Richtung Energieeffizienz gesetzt hat.
Klimafit zu planen und zu bauen, bedeutet unweigerlich, sich mit dem Thema Erneuerbare Energien auseinanderzusetzen. Gegenüber fossilen sind erneuerbare Energieträger klar im ökonomischen Vorteil. Das ist eigentlich die Energiewende, sagt Walter Kreisel, Geschäftsführer der W & Kreisel GmbH, der überzeugt ist, dass neue Geschäftsmodelle zu einem völligen Umbruch in der Bau- und Immobilienwirtschaft führen werden. Wie das vor sich gehen soll, führt er im Workshop „Lösungen für eine elektrifizierte Welt“ vor Augen. In seiner Keynote „Die Energiewende“ erklärt er, warum durch den Einsatz erneuerbarer Energie und innovativen Speichermöglichkeiten die Energie in unseren Gebäuden in Zukunft keine Kostenfaktor mehr sein wird.
1. Österreichische Bautage vom 13.-14 November im Congress Loipersdorf.