Rainer Eichwede zu Eigenkapital und anderem beim Immo-Kauf
Dr. Rainer Eichwede, Kapitalmarktexperte der Bausparkasse Schwäbisch Hall
© Bausparkasse Schwäbisch Hall

Wie viel Eigenkapital braucht der Immobilienkauf 2022?

Der Erwerb von Immobilien lag für Privatanleger in den letzten Jahren im Trend. Viele Gründe haben dazu beigetragen. Jetzt lohnt sich ein erneuter Blick auf diese Beweggründe, denn derzeit scheinen wir in der Phase einer Trendwende zu sein. Dr. Rainer Eichwede von der Bausparkasse Schwäbisch Hall hat einige vernünftige Worte zu der Thematik.

In den letzten 10 Jahren schwenkte der Fokus zahlreicher Privatinvestoren zunehmend in Richtung Immobilienkauf. Die folgenden Umständen ließen Betongold so attraktiv wie selten zuvor erscheinen: 

  • Stetig steigende Immobilienpreise versprachen hohe Renditen
  • Anhaltend niedere Leitzinsen verringerten die Finanzierungskosten
  • Zahlreiche Bauvorhaben sorgten für attraktive Angebote auf dem Markt.
  • Banken verlangten wenig Eigenkapital für die Finanzierung.
  • Die Pandemie zeigte die Bedeutung von hochwertigem Wohnraum.

Doch wie viele dieser guten Argumente gelten im Jahr 2022 noch? Darf jetzt noch an eine Immobilieninvestition gedacht werden?

Welche Gründe sprechen 2022 gegen den Kauf von Immobilien?

Zahlreiche angehende Immobilienkäufer fühlen sich derzeit verunsichert. Wie werden sich sich die Preise der Immobilien durch die Pandemie noch entwickeln? Auf der einen Seite stieg die Nachfrage nach Wohnraum, aber auf der anderen Seite setze ebenso eine Stadtflucht bei vielen Menschen ein, da klar wurde, die Arbeit kann ebenso vom Land aus, per Home Office, erledigt werden. Durch die mangelnde Nachfrage an Büroraum werden zudem einige Projekte jetzt umgestaltet und erhöhen das Angebot an Wohneinheiten.

Der Fachkräftemangel und das Fehlen von Baumaterialien verkomplizieren die Situation noch weiter. Wegen diesen Mängeln und den zunehmend schärfer werdenden Klimavorgaben sieht der Experte Eichwede eine Preissteigerung von 8 Prozent auf uns zukommen.

Weiters hat die FED in den USA eine Zinserhöhung in Aussicht gestellt. Die EZB folgt solch einem Trend meist nach. Die Zeiten der Niedrigstzinsen könnten also bald ein Ende finden. Die zunehmende Inflation lässt ebenso auf solch eine Entwicklung schließen. Welche Kredit-Konditionen sind nun also noch zu bekommen?

Ganz präsent sind derzeit auch die Nachrichten, dass Banken wieder höhere Eigenkapitalquoten fordern.

Wie hoch soll die Eigenkapitalquote 2022 für den Immobilienerwerb sein?

20 Prozent des Kaufpreises soll der private Anleger mindestens mitbringen. 

Der Experte rät zu Besonnenheit beim Immobilienkauf

Auf den ersten Blick scheinen alle aktuellen Entwicklungen von einem Immobilienkauf für Privatanleger abzuraten. Bei genauerer Betrachtung normalisiert sich der Markt aber lediglich.

  • Vor 20 Jahren waren 3 Prozent p.a. oder mehr für einen Immobilienkredit noch normal und auch damals gab es Privatinvestitionen
  • 20 Prozent Eigenkapitalquote für eine Immobilie galt lange als Mindestmaß. Viele Experten raten sogar eher zu 30 Prozent für ein gesundes Investment.
  • Büros werden nach der Pandemie auch wieder ihren Zweck erfüllen.

Kurz gesagt, geht es wieder zu den klassischen Kriterien zurück, um eine Immobilieninvestition zu bewerten. Das bringt Dr. Reiner Eichwede auch sehr schön auf den Punkt mit folgendem Satz: "Für die Wertstabilität der Immobilie ist nicht die Finanzierung entscheidend, sondern die berühmte Lage und in zunehmendem Maß die Nachhaltigkeit der Immobilie, messbar an guter Bausubstanz und niedrigen Energieverbrauchskosten. Wer hier spart, zahlt am Ende mehr als mit ein paar Basispunkten mehr bei der Finanzierung."