Die Arbeitslosigkeit steigt nicht in allen Bundesländern gleich stark.
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Wo die Arbeitslosigkeit am meisten steigt.

Während die Wirtschaft seit 2023 schrumpft, hat sich die Situation für viele Beschäftigte dramatisch verschlechtert. Die Arbeitslosenquote steigt in fast allen Bundesländern, in einigen jedoch besonders stark.

Die österreichische Wirtschaft leidet unter einer anhaltenden Investitionsflaute, einer schwachen Auslandsnachfrage und hohen Produktionskosten. Diese Entwicklungen wirken sich direkt auf den Arbeitsmarkt aus. Im Jahr 2023 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1 %, und auch für 2024 wird ein weiterer Rückgang um 0,6 % erwartet. Eine Verbesserung der Lage ist erst für 2025 in Sicht, doch selbst dann wird das Wachstum laut WIFO mit nur 1 % gering ausfallen.

Die Arbeitslosigkeit steigt aufgrund folgender Hauptfaktoren:

  • Schwache Auslandsnachfrage: Vor allem die Nachfrage aus Deutschland, Österreichs wichtigstem Handelspartner, ist stark zurückgegangen. Dies betrifft vor allem exportorientierte Branchen wie die Industrie und den Maschinenbau, wo der Rückgang der Aufträge zu Entlassungen führt.
  • Hohe Produktionskosten: Die kontinuierlich steigenden Lohn- und Rohstoffkosten belasten die Unternehmen. Österreich ist eines der wenigen Länder in der EU, in dem die Löhne regelmäßig um die Inflationsrate angepasst werden. Diese steigenden Lohnstückkosten machen es für österreichische Unternehmen schwer, international wettbewerbsfähig zu bleiben.
  • Investitionsflaute: Die Unternehmen sehen sich aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten und der gesunkenen Ertragslage gezwungen, Investitionen zurückzustellen. Dies führt zu einem Mangel an neuen Projekten, vor allem im Baugewerbe und in der Industrie.

Regionale Unterschiede bei der Arbeitslosigkeit

Die Rezession wirkt sich unterschiedlich auf die verschiedenen Regionen Österreichs aus. In fast allen Bundesländern ist die Arbeitslosigkeit gestiegen, jedoch gibt es deutliche Unterschiede in der Intensität. Besonders stark betroffen sind die westlichen Bundesländer sowie Wien, wo die Rezession tiefe Spuren hinterlässt.

Bundesländer mit dem stärksten Anstieg der Arbeitslosigkeit:

  • Salzburg, Oberösterreich und Tirol: In diesen Bundesländern ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 15 % gestiegen. Besonders Tirol und Salzburg sind stark vom Rückgang im Tourismus betroffen, einer der wichtigsten Branchen in diesen Regionen. Die schwache Buchungslage und die geringere Zahl internationaler Gäste haben zu einer Welle von Entlassungen geführt.
  • Wien: In der Bundeshauptstadt ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit vor allem im Baugewerbe und in der Industrie zu spüren. Hier haben die Unternehmen aufgrund der sinkenden Nachfrage und der gestiegenen Produktionskosten zahlreiche Stellen abgebaut.
  • Kärnten und Niederösterreich: Diese Bundesländer sind zwar weniger stark betroffen, zeigen aber ebenfalls einen merklichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Vor allem die Bauwirtschaft hat hier mit einem Rückgang an Aufträgen zu kämpfen.

Grafik Arbeitslosigkeit Agenda Austria

Branchen mit den stärksten Verlusten

Die Arbeitslosigkeit hat sich in einigen Branchen besonders drastisch entwickelt. Dies liegt vor allem daran, dass diese Sektoren entweder besonders exportabhängig sind oder hohe Produktionskosten tragen müssen. Auch die Investitionsflaute trifft einige Branchen härter als andere.

Branchen mit dem höchsten Anstieg der Arbeitslosigkeit:

  • Industrie: Die österreichische Industrie, insbesondere der Maschinenbau und das verarbeitende Gewerbe, leidet unter der schwachen Nachfrage nach Investitionsgütern. Die gestiegenen Lohnstückkosten erschweren es den Unternehmen, ihre Produkte zu konkurrenzfähigen Preisen auf den internationalen Märkten zu verkaufen, was zu Entlassungen führt.
  • Baugewerbe: Obwohl für 2025 ein staatliches Baukonjunkturpaket geplant ist, leidet die Branche derzeit unter einer massiven Zurückhaltung bei Investitionen. Viele Bauprojekte wurden verschoben oder gestrichen, was zu Entlassungen in der gesamten Branche führt.
  • Tourismus: Besonders in den westlichen Bundesländern, die stark vom Tourismus abhängig sind, macht sich die schwache Inlandsnachfrage bemerkbar. Auch internationale Gäste bleiben aus, was die Hotels, Restaurants und Freizeiteinrichtungen zu Kostensenkungen zwingt – oft auf Kosten der Arbeitsplätze.

Ausblick für 2025: Erholung in Sicht?

Trotz der düsteren Lage gibt es auch Lichtblicke. Eine leichte Erholung der Wirtschaft könnte ab 2025 einsetzen, wenn einige positive Entwicklungen eintreten. Eine Erholung würde sich auch auf den Arbeitsmarkt auswirken, wenngleich nur langsam.

Positive Faktoren für 2025:

  1. Stärkere Auslandsnachfrage: Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) geht davon aus, dass sich die Nachfrage aus dem Ausland, insbesondere aus Deutschland, wieder erholen könnte. Dies könnte der österreichischen Exportwirtschaft und damit auch den Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe und Maschinenbau zugutekommen.

  2. Baukonjunkturpaket: Die österreichische Bauwirtschaft könnte 2025 von einem staatlichen Konjunkturpaket profitieren, das insbesondere Infrastrukturprojekte und den Wohnungsbau fördern soll. Dies könnte neue Arbeitsplätze schaffen und den Arbeitsmarkt entlasten.

  3. Sinkende Inflation: Die Inflation, die in den letzten Jahren stark angestiegen ist, wird voraussichtlich 2025 weiter zurückgehen. Dies könnte die Realeinkommen der Haushalte erhöhen und den Konsum ankurbeln, was wiederum positive Effekte auf den Arbeitsmarkt haben könnte.

Risiken für eine nachhaltige Erholung

Die wirtschaftliche Erholung bleibt jedoch fragil, und es gibt mehrere Risiken, die den Aufschwung gefährden könnten. Sollte sich die Wirtschaft nicht wie erhofft stabilisieren, könnte die Arbeitslosigkeit weiter steigen.

  • Anhaltende Investitionsschwäche: Wenn die Nachfrage nach Investitionsgütern weiterhin schwach bleibt, könnte dies zu einem dritten Jahr der Rezession führen. In diesem Fall wäre auch der Arbeitsmarkt weiterhin stark belastet, und die Arbeitslosenzahlen würden weiter steigen.

  • Rückkehr zu strikten Fiskalregeln: Ab 2025 treten die strengen europäischen Fiskalregeln wieder in Kraft. Eine rasche Konsolidierung der öffentlichen Haushalte könnte dazu führen, dass staatliche Investitionen zurückgefahren werden. Dies könnte den Arbeitsmarkt zusätzlich belasten.

  • Hohe Arbeitskosten: Die fortlaufenden Lohnanpassungen an die Inflation bleiben ein Problem für viele Unternehmen. Besonders in der Industrie könnten die hohen Lohnstückkosten dazu führen, dass noch mehr Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden.

Fazit: Hoffnung auf leichte Erholung

Die anhaltende Rezession hat den österreichischen Arbeitsmarkt schwer getroffen. Besonders die Industrie, das Baugewerbe und der Tourismus sind von hohen Arbeitslosenzahlen betroffen. Während 2024 ein weiteres Jahr mit steigender Arbeitslosigkeit bringen wird, besteht Hoffnung auf eine leichte Erholung ab 2025. Entscheidend wird sein, ob die Auslandsnachfrage wieder anzieht und das Baukonjunkturpaket neue Arbeitsplätze schaffen kann.

Dennoch bleibt die Lage angespannt. Die hohen Produktionskosten und die schwache Investitionsbereitschaft der Unternehmen stellen weiterhin große Herausforderungen dar. Auch die Rückkehr zu den europäischen Fiskalregeln könnte den wirtschaftlichen Aufschwung bremsen. Österreich steht vor der schwierigen Aufgabe, strukturelle Reformen auf den Weg zu bringen, um den Arbeitsmarkt langfristig zu stabilisieren und das Land aus der Rezession zu führen.

Es wird entscheidend sein, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken, Investitionen zu fördern und gleichzeitig die Arbeitskosten zu senken, um nachhaltiges Wachstum und eine Senkung der Arbeitslosigkeit zu erreichen.