Mag. Isabella Stickler, Dr. Klaus Baringer, Andreas Köttl, DI Dr. Peter Krammer trafen sich zum Wohnbaugipfel, moderiert wurde der Podiumstalk von Mag. Martin Schiefer
© a3BAU/Jürg Christandl

Wohnbaugipfel

Am letzten Tag der österreichischen Bautage fand das große Gipfeltreffen der Wohnungswirtschaft statt. Gegen drohenden Wohnraummangel und Rekordarbeitslosigkeit in der Bauwirtschaft müsse die Bundesregierung rasch tätig werden, deshalb hier nochmal die Forderungen.

Die Initiative „Allianz Wohnraum für Österreich“, getragen vom Österreichischen Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV), der Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE), der Gewerkschaft Bau-Holz und dem Fachverband der Bauindustrie präsentierte anlässlich der Österreichischen Bautage, dem Kongress der österreichischen Bauwirtschaft organisiert vom Branchenmagazin a3BAU, ihre Grundsatzpositionen für die Sicherung leistbaren Wohnraums und die Stabilisierung der heimischen Bauwirtschaft. Ziele sind Beförderung von Investitionen, beschleunigte Verfahren, Begrenzung der Baukosten und Vereinfachung und Vereinheitlichung von Bauvorschriften. Die Allianz fordert entschlossenes Handeln und ein eigenes Lebensraumministerium.

Wohnbau in der Krise: Dringender Handlungsbedarf

Wie die Allianz aufzeigt, steht die Bauwirtschaft vor gravierenden Herausforderungen:

  • Rückgang der Baugenehmigungen: Laut Statistik Austria sank die Zahl der Genehmigungen für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern von 45.000 im Jahr 2020 auf nur mehr 24.000 im Jahr 2023. Viele Projekte bleiben ungenutzt oder sind „on hold“.
  • Zukünftiger Wohnraummangel: Trotz einer wachsenden Bevölkerung wird durch den stockenden Wohnbau in wenigen Jahren massiver Wohnraummangel entstehen.
  • Krise in der Bauwirtschaft: Mit über 300.000 Beschäftigten stellt die Baubranche eine tragende Säule des Arbeitsmarkts dar. Dennoch wuchs die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen in der Branche bis Oktober 2024 um 11,1 % (Quelle: AMS).

Diese Entwicklung gefährdet nicht nur die soziale Stabilität, sondern auch die wirtschaftliche Zukunft des Landes.

Lösungsansätze: Kooperation und nachhaltige Projekte

Ein zentraler Ansatz der Allianz ist die Förderung nachhaltiger Quartiersentwicklungen, die in Zusammenarbeit zwischen gemeinnützigen und gewerblichen Entwicklern sowie der öffentlichen Hand entstehen. Diese Projekte gehen über reine Wohnbauten hinaus und verbinden Wohnen mit Arbeitsräumen, sozialer Infrastruktur und ökologischen Standards.

Die Allianz fordert, dass Reformen nicht länger hinausgezögert werden, um der Krise entgegenzuwirken.

Plattform für gemeinsame Lösungen

Die Allianz schlägt die Einrichtung einer Plattform vor, in der Bund, Länder und die Bau- und Wohnungswirtschaft gemeinsam an Lösungen arbeiten.

Ziele der Plattform:

  1. Förderung von Investitionen in den Wohnbau.
  2. Beschleunigung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren.
  3. Begrenzung von Baukosten durch Entbürokratisierung und Harmonisierung von Vorschriften.
  4. Schaffung verbindlicher Maßnahmen für bezahlbaren Wohnraum.

Ein Vorbild könnte das deutsche „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ sein, das 2022 mit Maßnahmen wie degressiver Abschreibung (AfA) und Finanzierungsmodellen für den sozialen Wohnbau erfolgreich gestartet wurde.

„Es braucht entschlossenes Handeln und eine klare politische Strategie, um die Bau- und Immobilienwirtschaft zu stabilisieren und bezahlbaren Wohnraum zu sichern“, betont die Allianz.

Ressortverantwortung: Ein eigenes Lebensraumministerium

Die Allianz sieht die fehlende politische Zuständigkeit auf Bundesebene als eines der größten Hindernisse für nachhaltige Reformen.

Sie fordert die Einrichtung eines eigenständigen „Lebensraumministeriums“, das alle Kompetenzen im Bereich Bau, Wohn- und Infrastrukturpolitik bündelt. Zu den Aufgaben eines solchen Ministeriums zählen:

  • Systematische Reformen durch Rahmengesetze und Bund-Länder-Vereinbarungen.
  • Bereitstellung neuer Finanzierungsmodelle, etwa durch die Europäische Investitionsbank oder eine Wohnbauinvestitionsbank.
  • Koordination und Bereitstellung von Mitteln für gemeinnützige und gewerbliche Bauträger.

Ein Beispiel aus der Vergangenheit zeigt, wie essenziell ein solches Ressort ist: Der letzte Minister mit Verantwortung für Bauten war Heinrich Übleis in der Bundesregierung Vranitzky I bis 1987. Seither fehlt eine zentrale politische Anlaufstelle für den Wohnbau.

Forderungen an die Politik: Die Zeit zum Handeln ist jetzt

Die Partner:innen der Allianz fordern die kommende Bundesregierung auf, die Bedeutung der Bauwirtschaft und des leistbaren Wohnens endlich zu priorisieren. Nur durch gezielte Maßnahmen und verbindliche Kooperationen zwischen allen Beteiligten können die drohenden Herausforderungen gemeistert werden.

Die Allianz macht deutlich: Der Wohnbau ist nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine soziale Frage, deren Lösung in der Verantwortung der gesamten Gesellschaft liegt.

Hier geht es zum Forderungspapier: 

Zu den Bautagen: Bautage Kongress Österreich | 26. - 28. November 2024