Zur Zukunft des urbanen Wohnbaus
Als Referenten begrüßte Knauf Insulation Geschäftsführer Udo Klamminger, den Tiroler Landesrat Johannes Tratter, Architekt Dietmar Eberle, Hendrik Reichelt von der Kaufmann Bausysteme GmbH, Otto Ordelt, Geschäftsführer der KMH GmbH und Wolfgang Andexlinger, Amtsvorstand der Innsbrucker Stadtplanung. Udo Klamminger widmete sich in seiner Eröffnungsrede der weltweit rasant voranschreitenden Verstädterung: „Immer mehr Menschen wollen in der Stadt wohnen. Ziel ist es, mit Nachverdichtung ca. 150.000 Wohneinheiten auf Bestandswohnungen in Österreich zur realisieren, um dadurch 15 Millionen m² Fläche zu sparen bzw. nicht zu versiegeln.“
Landesrat Johannes Tratter verwies in seinem Vortrag auf gezielte Maßnahmen in der Raumordnung, um leistbaren Wohnraum zu schaffen: „Die kürzlich beschlossene Novelle im Tiroler Raumordnungsgesetz hat einige Meilensteinen wie verpflichtende Parkgaragen oder Parkdecks, Mehrfachnutzung bei Handelsbetrieben sowie Vorbehaltsflächen für den geförderten Wohnbau“, erläuterte Tratter. Tirol verfüge über einen sehr begrenzten Dauersiedlungsraum und dieser müsse entsprechend nachhaltig genutzt werden. Es gibt verschiedene Ansätze, um diese Herausforderung zu bewältigen: „Mit der seit über 30 Jahren bestehenden Initiative der Dorferneuerung trägt das Land beispielsweise dazu bei, die Gemeinden auch für die Zukunft als attraktiven Lebensraum zu gestalten“. Zudem werden zur Nachverdichtung als klarer Mehrfachnutzen Leerstände in attraktive Wohn- und Wirtschaftsflächen umgewandelt.
Prof. Architekt Dietmar Eberle thematisierte in seinem Referat die bauliche Dichte: „Unsere Kulturlandschaft droht unter der fortschreitenden Bebauung und dem wachsenden Verkehrsstrom zu verschwinden.“ Die drängende Frage, welche bauliche Dichte unsere Städte vertragen, führte daher zu hitzigen Diskussionen. Fragen wie: „Lassen sich bestimmte Kriterien für diese Dichte benennen und gibt es ein sinnvolles Maß dafür? Wie kann trotz hoher Dichte angenehmer Lebensraum für ein harmonisches Zusammenleben geschaffen werden?“, bestimmen die Diskussion. Prof. Eberle zeigte in umfassender Weise die Zusammenhänge zwischen den objektiven und subjektiven Faktoren der baulichen Dichte auf sowie die daraus entstehenden Atmosphären und deren Wertschätzung.
Reichelt von Kaufmann Bausysteme demonstrierte anschaulich, wie mit der Holzmodulbauweise nicht nur rasch Wohnraum geschaffen sondern auch die aktuell hohen Errichtungskosten im Wohnbau merklich reduziert werden können, ohne dabei auf hohe Qualität und Langlebigkeit der Gebäude verzichten zu müssen. Als Beispiel brachte er das gemeinsam mit der von der Vorarlberger gemeinnützige Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaft (Vogewosi) entwickelte Sonderwohnbauprojekt Wohnen500. „Sozialer Wohnbau, der leistbar ist, wurde hier neu gedacht und zügig gebaut“, erklärte Reichelt das Vorarlberger Projekt. Die Miete inklusive Betriebskosten beträgt bei diesen Wohnungen 500 Euro für 65 m².
Leistbares Bauen mit Hilfe modularer Bauweise zeigte auch Otto Ordelt, Geschäftsführer der KMH GmbH, in seinem Vortrag auf. In nur zwei Wochen könne ein zweistöckiges Gebäude mit 12 Wohneinheiten errichtet werden. Herausforderungen wie Kosten, Zeit, Qualität und Fachkräftemangel sind mit dieser Bauweise leichter in den Griff zu bekommen. „Knauf selbst baut allerdings keine Häuser, wir sind Systemgeber für modulares Bauen“, erläuterte Ordelt die Strategie.
„Auf Grund der topografischen Situation ist Innsbruck gezwungen, sich möglichst kompakt zu entwickeln. Dabei sind innovative Konzepte der Stadtverdichtung gefragt. Innsbruck hat hierbei in den letzten Jahren etliche Ansätze erarbeitet und spannende Projekte umsetzen können“, führt Dr. Wolfgang Andexlinger aus. Als teuerste Stadt Österreichs bezüglich des Wohnens setzt Innsbruck auf nachhaltige Mobilität mit einem Konzept der kurzen Wege. „Wir schrecken uns nicht vor Dichte in der Stadt, “ stellte Andexlinger klar.
In der abschließenden Podiumsdiskussion wurde unter reger Beteiligung des Publikums über leistbares Wohnen in Westösterreich diskutiert.