Internationales Vorzeigebeispiel in der Schweiz: Das Suurstoffi Areal, die Versorgung erfolgt über ein Anergienetz, das Wohnquartier erzeugt nahezu alle Energie selbst
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Alternative Heizsysteme

Die verlangten Klimaschutzmaßnahmen wie auch die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöste Energiekrise erzeugen gehörigen Druck auf die Baubranche und die Gebäudetechnik-Konzepte für Wohnbauten. Eine Herausforderung für Planer wie auch die Bauwirtschaft. Das Ziel ist klar – der Weg aktuell nur von Leuchtturmprojekten vorgezeichnet.

Im Rahmen des europäischen Grünen Deals hat sich die EU mit dem Europäischen Klimagesetz das verbindliche Ziel gesetzt, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Dies setzt voraus, dass die derzeitigen Treibhausgasemissionen in den nächsten Jahrzehnten erheblich zurückgehen. Bis 2030 sollen die Emissionen um mindestens 55 Prozent reduziert werden. Die EU befasst sich derzeit im Rahmen des sogenannten Pakets „Fit für 55“ mit der Überarbeitung ihrer klima-, energie- und verkehrsbezogenen Rechtsvorschriften. Damit sollen die geltenden Regeln an die Ziele für 2030 und 2050 angepasst werden. Eine gemeinsame Strategie fehlt, dies stellten die Klimaschutz-Experten des EU-Rechnungshofes fest, für fossile Brennstoffe gibt es nach wie vor Steuervorteile wie auch Subventionen. Kohle wird z. B. niedriger besteuert als klimaeffiziente Alternativen. Mehr als 50 Prozent der EU-Länder subventionieren fossile Energien stärker als Erneuerbare – mit über 55 Milliarden Euro pro Jahr.

Mit Schuldzuweisungen wird Österreich seinen schlechten Platz im Weltklimaschutzranking (Österreich ist auf Platz 35 –Schweden ist führend) nicht verbessern können. Die Lösung liegt in gemeinsamen Anstrengungen. Schweden hebt z. B. die höchste CO2-Steuer weltweit ein. Die ökosoziale Steuerreform ist der österreichische Einstieg in die Ökologisierung des Steuersystems, u. a. durch die CO2-Bepreisung. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler ist davon überzeugt, dass die CO2-Emissionen dadurch sinken werden. Bis Dezember 2022 kostete die Tonne Kohlendioxid 30 Euro. Ab 1. Jänner 2023 steigt der Preis auf 35 Euro an, 2024 werden es 45 Euro sein und 2025 dann 55 Euro. Klimafreundliches Verhalten wie auch klimafitte Produkte werden quasi belohnt.

Bis 2050 sollen keine Treibhausgas-Emissionen mehr freigesetzt werden. Der Weg dorthin ist gekennzeichnet durch Energieeffizienz, Gebäude mit Null-Emissionen, Einsatz erneuerbarer Energien, Nutzung von Strom statt fossiler Energieträger, saubere, sichere und vernetzte Mobilität wie auch die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft.

Schluss mit Gas

Das Thema Klimaschutz wurde vom Angriffskrieg auf die Ukraine abgelöst – plötzlich betrifft das Thema Energie sparen alle. Und auch hier ist die österreichische Bundesregierung gefordert: Wo ist das Energieeffizienzgesetz, wo das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, wo das Klimaschutzgesetz? Warum dauern Genehmigungsverfahren für den Ausbau von erneuerbarer Energien und Verteilungsnetzen immer noch ewig? Die EU-Mitgliedstaaten haben sich verpflichtet, den Gasverbrauch in diesem Winter um 15 Prozent zu reduzieren. Das wird ohne den angesprochenen Anstrengungen kaum gelingen.

In Österreich sind rund 840.000 Gasheizungen, 500.000 Ölheizungen und 80.000 Heizungen mit Koks bzw. Kohle in Betrieb. Ab 2023 ist Schluss mit Gas im Neubau. „Jede Gasheizung, die wir loswerden, ist ein Schritt raus aus der Abhängigkeit von russischem Gas. Jede Wohnung und jedes Haus, das wir mit nachhaltigen Heizungen warm halten, macht uns freier und weniger erpressbar“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Während der Neubau dabei ein „leichtes“ Spiel ist, liegt die Herausforderung im Bestand. Gewessler startete 2021 eine Sanierungsoffensive. Für den „Raus aus Öl und Gas“-Bonus und den „Sanierungsscheck“ stehen 650 Millionen Euro bereit. Soeben wurde die „Mission 11“ ins Leben gerufen – dabei geht es um einfach Energiespartipps und wie Energieverluste minimiert werden können.

„Wenn der Energieverlust über die Gebäudehülle minimiert wird, kann das gesamte Repertoire aller technischer Möglichkeiten ausgenutzt werden“, ist Clemens Hecht, Sprecher der Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme, QG, überzeugt. Eine Weiterführung der Sanierungsoffensive nach 2022 ist laut Hecht unbedingt erforderlich. Künftige Förderungen sollten Teilsanierungen berücksichtigen, die schrittweise im Sinne einer ganzheitlichen Sanierung erfolgen.

Die Bundesregierung hat sich auf das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) geeinigt, welches die Dekarbonisierung der Raumwärme bis ins Jahr 2040 regelt, es soll 2023 in Kraft treten. Anton Holzapfel, Geschäftsführer Österreichischer Verband der Immobilienwirtschaft, ÖVI, betont, dass die geplanten öffentlich-rechtlichen Verpflichtungen gut mit dem Wohnrecht verzahnt werden müssen: „Die Dekarbonisierung des Gebäudebestands wird gewaltige Investitionen erfordern. Umso wichtiger ist ein rechtlicher Rahmen, der die zu bewältigenden Herausforderungen attraktiv machen und keinesfalls erschweren sollen.“ Insbesondere im mietzinsregulierten Bereich fehlt es an Anreizen, was zu einem klassischen Investor-Nutzer-Dilemma führt, kritisiert Holzapfel: „Um qualitativ nachhaltige Sanierungen anzukurbeln, sind Finanzierungsmodelle gefragt, die auch für Gebäudeeigentümer attraktiv sind, in clever aufeinander abgestimmte Haustechnikkonzepte zu investieren. Moderate Eingriffe in bestehende Mietverträge sollten ebenso zur Diskussion stehen wie die Möglichkeit, sich mit umfassenden Sanierungen aus den Mietzinsbegrenzungsvorschriften heraussanieren zu können.“

Turbo für Sonnenstrom

In Deutschland längst umgesetzt, in Österreich bald: Der Wegfall der Mehrwertsteuer auf Photovoltaik-Installationen könnte für einen Turbo bei der Erzeugung von Strom durch die Sonne erzeugen. „Ich habe den Vorschlag bereits an das Finanzministerium übermittelt“, meinte Leonore Gewessler anlässlich der Vorstellung der neuen Fördertöpfe ihres Ministeriums. Allein der Zeitpunkt, ab wann diese Regelung in Kraft treten wird, ist noch offen. 2022 war jedoch das Jahr der Trendwende – erstmals wurden mehr erneuerbare Heizsysteme installiert als fossile. Die nachhaltige Umsetzung ist eine Herkulesaufgabe und für ihr Gelingen ist es unerlässlich, dass alle Stakeholder und Verantwortlichen kooperieren und konstruktiv an einem Strang ziehen. „Wir sehen es als Zeitenwende. Die Wärmewende ist eine Tatsache, sie nimmt jeden Tag, mit jeder neu installierten Wärmepumpe weiter Fahrt auf. Jetzt heißt es klug und schnell handeln, keine weiteren Barrieren aufzubauen und bestehende rasch zu beseitigen“, ist Richard Freimüller, Verbandspräsident Wärmepumpe Austria, überzeugt.

Auch Roger Hackstock, Geschäftsführer Austria Solar, beschreibt den Run auf erneuerbare Energiequellen: „Mit den steigenden Energiepreisen wird auch Solarwärme wieder beliebter, vor allem bei Großanlagen. Solaranlagen fürs Eigenheim sind kurzfristig lieferbar und in ein bis zwei Tagen montiert. Doch das Solarpotenzial ist noch bei weitem nicht ausgeschöpft, da braucht es Weichenstellungen, um eine Solarwende in Gang zu setzen.“ Doch auch hier: Das Erneuerbare Wärmegesetz, EWG, wird als gesetzliche Basis benötigt, denn es bietet sowohl langfristige Sicherheit am Markt, da es den Umstieg auf moderne, klimafreundliche Heizungsanlagen regelt und mit Fördermittel unterstützt, als auch die Voraussetzung, um die Probleme im Bereich Fachkräfte und Lieferketten zu lösen.

Weit mehr grübeln Bauträger. Michael Pech, Generaldirektor ÖSW AG, dem größten gemeinnützigen Wohnbaukonzern Österreichs, betont, dass auch alternative Heizsysteme von einer Gas-Knappheit und steigenden Energiepreisen betroffen sind: „Erschwerend hinzu kommt die maximale Auslastung der ausführenden Gewerke, wie Installateur oder Elektriker, aufgrund der rasant gestiegenen Nachfrage nach alternativen Heiz- und Energiesystemen.“

Zum Einsatz von Biomasse meint Pech: „Besonders die Kosten der Logistik sind bei biologischen Rohstoffen Preistreiber. Insgesamt ist die Verwendung von Holz, Pellets, Hackschnitzel usw. langfristig nicht zukunftsfähig und sollte nur in Ausnahmefällen als Übergangslösung eingesetzt werden. Als unabhängige Systeme gelten Solarthermie, Geothermie und Photovoltaik als Stromerzeugung für Infrarotheizungen oder Wärmepumpen. Bei allen diesen Heiz- bzw. Energiesysteme wird aber eine Kombination, ein Back-up, empfohlen, da sie nicht zu 100 Prozent ausfallsicher sind. Diese Systeme sind nur anwendbar, wenn sie ein gesamtes Objekt bzw. mehrere Objekte mit Wärme bzw. Energie versorgen. Das einzelne Photovoltaikpanel auf dem Balkon ist leider als Energielieferant für die Beheizung zu schwach.“ Das Gesamtpaket Photovoltaik, Speicher und Heizungssystem ist jedenfalls hochpreisig, weshalb eine Umsetzung jeweils nur an einem Gesamtobjekt bzw. in einer Gemeinschaft sinnvoll ist.

Leuchtturmbeispiele gibt es

Das zurzeit prominenteste Beispiel für Energieeffizienz und in puncto Bestandssanierung eines der Leuchtturmbeispiele, ist die erfolgreich abgeschlossene Generalsanierung des Parlaments. Das Gebäude an der Wiener Ringstraße hat soeben die Zertifizierungen „klimaaktiv Gold“ und „ÖGNB Gold“ erhalten. Das bedeutet, mit der Sanierung wurde die höchste Energieeffizienz erreicht. Das Parlament ist das erste historische Gebäude Österreichs, dass diese Standards erreichte. Jabornegg & Pálffy_Axis waren die Generalplaner, Vasko+Partner die Projektsteuerung. Neben der verbesserten Barrierefreiheit sowie Sicherheits-, Brandschutz- und Medientechnik, wurde vor allem auf Nachhaltigkeit gesetzt. Unter anderem wurde das Haus an das Fernwärme- und Fernkältenetz angeschlossen, die Gebäudehülle gedämmt und 740 Fenster wurden thermisch saniert.

Die Stadt Wien erweist sich als Vorreiter in puncto Energieeffizienz. Jeder weitere Bildungscampus setzt seit rund zwei Jahren auf fossilfreie Konzepte für das Heizen und Kühlen. Das schaffen die Planer einerseits mit Bauteilaktivierung, Erdwärme und Photovoltaik, aber auch mit klugen Bauweisen. Aktuell wird die Volksschule GTVS Elsa Bienenfeld-Weg 21 im Viertel Zwei gebaut. Eine Ganztagsschule auf rund 1.000 Quadratmetern, geplant von Architekt Martin Kohlbauer, mit 17 Klassen für rund 400 Kinder, plus einer rund 2.300 Quadratmeter großen Freifläche. Die Energieeffizienz des Gebäudes wurde in einer thermischen Gebäudesimulation evaluiert um den Verbrauch nutzergerecht und gezielt zu bestimmen. Die Volksschule wird an das Kraftwerk Krieau angeschlossen, das schon das Viertel Zwei mit Fernwärme und Fernkälte aus fossilbrennstrofffreien Energiequellen versorgt. Das System führt die regenerativen Energiequellen wie Erdsonden, Abwasserwärmenutzung, Grundwassernutzung und Luftwärmetauscher zusammen. Zusätzlich macht eine Photovoltaikanlage diese Schule klimafit.

Anergienetz für 1.900 Wohnungen

Das Village im Dritten ist das aktuell größte Stadtentwicklungsgebiet der Hauptstadt mit einem europaweit einzigartigen, von Wien Energie geplanten, Energiekonzept. Auf rund elf Hektar Baugrund und zehn Baufeldern entstehen bis 2026 insgesamt 1.900 Wohnungen, Gewerbe, Büro- und zwei Hektar Grünflächen. Superblock Architekten zeichnen für den Masterplan verantwortlich. Stadt Wien, wohnfonds_wien, Are Austrian Real Estate und UBM Development entwickelten das neue Quartier. Rund 800 der insgesamt 1.900 Wohnungen werden von der Stadt Wien gefördert. Neben klassisch geförderten Wohnungen, besonders günstigen Smart-Wohnungen und Gemeindewohnungen Neu werden spezielle Wohnformen für Alleinerziehende, Wohngemeinschaften für junge Menschen sowie ein Baugruppenprojekt in Zusammenspiel mit maßgeschneiderter Infrastruktur realisiert.

Oberste Prämisse bei der Konzeption des innerstädtischen, vorrangig autofrei konzipierten Areals: die ökologisch nachhaltige Quartiersentwicklung als Reaktion auf den Klimawandel. Rund 500 Tiefensonden ermöglichen die Nutzung von Erdwärme und dienen als Speicher für Abwärme. Außerdem bieten sie die Möglichkeit zur Temperierung, also der moderaten Abkühlung, sämtlicher Wohnungen und beugen städtischen Hitzeinseln vor. Zusätzlich tragen Photovoltaikanlagen mit ca. 1.900 Kilowatt-Peak Leistung zur lokalen Stromversorgung bei. Durch die Kombination eines eigenen Anergie-Netzes, Tiefensonden, Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen sollen dabei so viele lokale und erneuerbare Energiequellen wie möglich genutzt werden.

Herausforderung Bestand

Für den Bestand bedeutet die Erreichung der Klimaziele einen Kraftakt, den CO2-Ausstoß gerade bei Gebäuden aus den 60er Jahren zu senken oder gar auf null zu bekommen, ist kein einfaches Unterfangen. Der gemeinnützige Bauträger WBV-GPA kann bereits auf eine Vielzahl an Vorzeigeprojekten verweisen, als klima-aktiv-Partner ist der Bauträger engagiert, die CO2-Emissionen weiter zu reduzieren. Michael Gehbauer, Geschäftsführer der WBV-GPA, betont die Vorreiterrolle der gemeinnützigen Bauträger in puncto CO2-neutralen Umstellung der Heizsysteme: „Sie haben schon bisher rund zwei Drittel ihrer Anlagen CO2-frei mit Energie versorgt, die Umstellung und Zentralisierung der verbleibenden Gasetagenheizungen wird eine besondere Herausforderung. Der Gebäudebestand bei den Gemeinnützigen wurde für die Baujahre bis 1980 fast zur Gänze saniert und wärmegedämmt.“ Wo möglich, kommen Photovoltaikanlagen und Solarenergie zum Einsatz. So entstand auch die erste in Wien realisierte Gemeinschaftsphotovoltaikanlage für Mieterstrom im 22. Bezirk Lavaterstrase 5 durch eine Kooperation der WBV-GPA und Wien Energie. Für das Studierendenwohnheim GreenHouse in der Seestadt Aspern erhielt der Bauträger den Austro-Solar-Preis 2020.

Die Sozialbau versucht ebenso ihren Bestand klimafit zu adaptieren. Aktuell bei Bauten der 70er Jahre, mit einer externen Bauteilaktivierung. Ein erstes Projekt gibt es bereits in der Großen Neugasse, im vierten Bezirk in Wien, weitere u. a. im 19. Bezirk, folgen. Für die Sozialbau, einen der größten gemeinnützigen Bauträger Österreichs, ist die Sanierung der größte ökologische Hebel im Wohnbau-Altbestand. Nahezu alle älteren Wohnhausanlagen der Sozialbau sind bereits thermisch saniert und tragen so maßgeblich zu CO2-Einsparungen bei. Insgesamt wurden bis dato rund 233 Wohnbauten mit über 17.000 Wohnungen thermisch saniert – das entspricht einer durchschnittlichen Reduktion des Heizwärmebedarfs um 70 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Zusätzlich bewirkt die thermische Verbesserung der Bestandsobjekte eine jährliche Reduktion der CO2-Emissionen um 34.188 Tonnen.

Ökologisch und wirtschaftlich

Das neueste, soeben fertiggestellte Wohnprojekt der WBV-GPA sind die Wientalterrassen in der Käthe-Dorsch-Gasse. Das innovative, effiziente Energiekonzept ermöglicht eine von fossilen Brennstoffen autarke und nachhaltige Wärme-/Kälteversorgung der gesamten Wohnhausanlage. So erfolgt die Warmwasserbereitung mittels Abwasserwärmerückgewinnung und Wärmepumpen, die Beheizung wird mittels Wärmepumpen und einer Niedertemperatur-Solaranlage sichergestellt. Die Wärmeversorgung erfolgt über Bauteilaktivierung der Decken. Im Sommer werden die Räume ebenfalls über die Decken gekühlt und mit der generierten Abwärme die Tiefensonden regeneriert. Das Wärmeversorgungssystem wird über unverglaste Niedertemperatur-Solarabsorber als Ergänzung zu den Erd-Tiefensonden erweitert, um in der Übergangszeit die Wirkungsgrade der Wärmepumpen zu verbessern und im Sommer zur vollständigen Regenerierung des Erd-Tiefensondenfeldes beizutragen. Mittels einer vom AIT durchgeführten dynamischen Energieflusssimulation konnte eine sehr wirtschaftliche Auslegung der Systemkomponenten erfolgen.

Das Herzstück der Wärmeversorgung sind zwei Sondenfelder mit 64 Erdwärmesonden in je 150 Meter Tiefe. Diese Sonden nehmen im Winter die vor Ort im Erdreich gespeicherte Wärme auf und machen sie für Heizzwecke nutzbar. Im Sommer werden über diese Sonden überschüssige Sonnenenergie sowie Abwärme aus den Wohnungen ins Erdreich geleitet. Um die Eigenschaft von Beton als Energiespeicher zu nutzen, wurden Rohrleitungen in den Betondecken Wohnungen verlegt. Über diese Leitungen wird im Winter heißes und im Sommer kühles Wasser geleitet, um die Wohnungen zu beheizen bzw. moderat zu kühlen.

Ausgezeichnetes Hochhaus

Das Projekt mirror, das frisch bezogene Wohnhochhaus im neuen Reininghaus-Quartier in Graz, beweist, dass gute Architektur, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und leistbare Wohnqualität keinesfalls ein Widerspruch sind. Für ihr Engagement in puncto Klimaschutz und höchste Ansprüche der Kreislaufwirtschaft erhielt die ÖSW Bauträger GmbH soeben die internationale Auszeichnung „Wohnbauten des Jahres“ in der Kategorie Wohnhochhaus. Insgesamt gibt es 447 Mietwohnungen und 108 Eigentumswohnungen. Energieeffizienz ist das eine, doch heute nicht mehr sichtbar ist der Aufwand, der in puncto Nachhaltigkeit beim Bau selbst betrieben wurde. An die 50.000 Tonnen Sekundärrohstoffe wurden durch den Abbruch des Bestands vor Ort gewonnen und in der eigens errichteten Ortbetonanlage wiederverwendet.

Mit dem Marina Tower, Bauträger Buwog, geplant von Zechner & Zechner, erhielt Wien ein weiteres Wahrzeichen für nachhaltige Stadtentwicklung: In die Höhe gebaut, bauteilaktiviert und mit der Energie der Erdwärme werden die 521 Wohnungen energieeffizient betrieben. Das Ergebnis des nachhaltigen Engagements der Buwog und IES Immobilien: das Ögni Nachhaltigkeitszertifikat in Gold und das klimaaktiv Gold Zertifikat mit 915 von 1.000 möglichen Punkten. Vor allem in den Bereichen Standort, Energie und Versorgung, aber auch Baustoffe und Konstruktion wurden hohe Bewertungen erreicht. Sie sprechen für die hohe Energieeffizienz und die hohe Qualität der eingesetzten Baustoffe und Bauprodukte.

Alternative Heizsysteme im Überblick

Nahwärme/Fernwärme

100 Prozent Verfügbarkeit, keine Kosten für Service und Wartung, kein Heizkessel

Wärmepumpen

hoch effizient, technisch ausgereift, nutzen die in der Umgebung (Luft, Erdreich oder Grundwasser) nahezu grenzenlos gespeicherte Sonnenenergie. Um 100 % Heizwärme zu erzeugen, braucht man etwa 25 % elektrische Antriebsenergie. Wärmepumpen werden vor allem in Kombination mit Niedertemperatur-Wärmeabgabesystemen (wie Fußboden-, Wand- oder Deckenheizungen) empfohlen. Faustregel: Je niedriger die Vorlauftemperatur, desto effizienter die Wärmepumpe.

  • Grundwasser-Wärmepumpen

Sie arbeiten aufgrund der konstanten und hohen Quellentemperatur im Grundwasser sehr effizient. Sowohl die Umsetzbarkeit als auch die Investitionskosten hängen stark von den örtlichen Gegebenheiten wie Grundwasserspiegel, Wasserqualität, Genehmigungsverfahren und dergleichen ab.

  • Erdreich-Wärmepumpen

Ob mit Erdsonde oder Flachkollektor, Erdreich-Wärmepumpen arbeiten sehr effizient.

  • Außenluft-Wärmepumpen

Sie sind kostengünstig in der Anschaffung und werden insbesondere im Neubau sowie bei sehr guten Sanierungen empfohlen. Sie sind etwas weniger effizient als Grundwasser- oder Erdreichsysteme – und vor allem bei Sanierungen: Achtung auf Stromverbrauch.

Solarthermie

Kollektoren wandeln die Strahlen der Sonne in Energie um, die durch ein Rohrsystem in einen Speicher geleitet werden. Das Warmwasser- und Heizsystem des Hauses greift bei Bedarf auf den Speicher zurück.

Photovoltaik in Kombination mit Wärmepumpen bzw. Infrarotheizung

Photovoltaik wandelt Sonnenenergie mittels Solarzellen in elektrische Energie um.

Biomasse und Pellets

Biomasseheizungen sind empfehlenswert, wenn es um hohe Heizungs-Vorlauftemperaturen und große Energieverbräuche geht. Aber: Holz ist nicht unbegrenzt verfügbar.

(Quelle: BMK; ÖSW AG)