Bauen (bis) 2050: Zukunftsfähiges Bauen braucht radikale Innovationen
Nur mit gebündelter Kompetenz lassen sich die Herausforderungen zukunftsfähigen Bauens bewältigen. Forschung und Industrie werden enger als bisher zusammenarbeiten (müssen). Die Politik kann diese nötigen Kooperationen forcieren. Im APA-Pressecenter lief dazu eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion mit den Teilnehmern:
- Klimaschutzministerin Leonore Gewessler
- Stephan Lienin, Managing Partner von Sustainserv (online zugeschaltet)
- Renate Hammer, Geschäftsführende Gesellschafterin am Institute of Building Research & Innovation
- Peter Richner, Stellvertretender Direktor EMPA (online zugeschaltet)
- Christian Egenhofer, Leiter des Energy and Climate Programm am Center for European Policy Studies
a3BAU war live dabei - hier die wichtigsten Sager der Diskussion:
Bestehende Gebäude zu dekarbonisieren, ist nicht nur eine technische, sondern auch eine wirtschaftliche und soziale Herausforderung. Wir müssen einen Entscheidungsmodus finden, der die Balance schafft, dass ein einzelner nicht die Dekarbonisierung eines Gebäudes blockieren kann, wir aber auf der anderen Seite Eigentümer nicht einfach so zu finanziellen Herausforderungen verpflichten, die diese vielleicht nicht stemmen können. (Leonore Gewessler)
Wir befinden uns in der spannendsten Umbruchsphase, was den Gebäudesektor betrifft, weil Klimaschutz mittlerweile bei den Investoren angekommen ist. Unter anderem wurde durch den Aktionsplan Sustainable Finance Druck bei jenen aufgebaut, die über große Immobilienportfolios verfügen, das Absenkpotenzial zu erfassen und klimaneutral zu werden. (Stephan Lienin)
Jeder Baustoff, der es schafft in der Siedlung einen lebenswerten Raum zu schaffen, weil er flexibel ist, weil er statisch besonders leistungsfähig ist, weil man ihn ganz reduziert in der Konstruktion einsetzen kann, ist der Baustoff der Wahl. Der beste Baustoff ist daher jener, von dem man intelligent eingesetzt möglichst wenig braucht in der Konstruktion. Die Leistung muss mehrfach sein, eben in der Konstruktion und Speicher zum Beispiel. (Renate Hammer)
Wir müssen 2-3 Gänge hochschalten, wenn wir die Kurve noch bekommen wollen. Das Rennen hat gestern begonnen und nicht erst in 20 bis 30 Jahren. Daher muss die Haustechnik, die wir jetzt einbauen, in 20 bis 30 Jahren komplett rückbaubar sein. Das muss in die Köpfe hinein. (Peter Richner)
Letzten Endes wird es nicht ohne öffentliche Finanzierung gehen. Aber man muss der Industrie eine Perspektive geben, ihr zeigen, dass hier Bedarf an klimaneutralen Bauten im Wachsen ist und sich in den nächsten Jahren ein Markt formiert. (Christian Egenhofer)
Die Zeit für richtige Entscheidungen ist jetzt, wenn wir nicht nur Klimaziele festschreiben, sondern sie auch erreichen wollen. (Leonore Gewessler)
Die Baustoffindustrie braucht einen Perspektivenwechsel. Durch die Inversion wird die Materialfrage letztlich hintangestellt. Wir müssen vom Baustoff-Silodenken wegkommen. (Stephan Lienin)
Wir dürfen uns die Situation jetzt nicht schönreden und hinbiegen und wir müssen aufhören, uns an Marktanteile zukrallen. Wir müssen von der Baustoffdiskussion wegkommen. Alles durch Holz zu ersetzen ist nicht die Lösung. (Renate Hammer)