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Der Arbeitsmarkt fährt Achterbahn

Was haben Elektriker, Verkäufer und Krankenpfleger gemeinsam? Sie arbeiten in sogenannten Mangelberufen – sind also besonders schwer zu finden. „Der Arbeitsmarkt fährt Achterbahn“ lautet der Titel einer neuen Studie der Agenda Austria, die anhand exklusiver AMS-Daten den Arbeitsmarkt analysiert hat.

So zeigen die Daten, dass die Zahl der offenen Stellen in Mangelberufen jüngst einen historischen Höchststand erreicht hat. Über 80.000 waren es zuletzt (Stand Juli 2022), das sind mehr als doppelt so viele wie vor der Pandemie. Mehr als jede zweite ausgeschriebene Stelle betraf also einen Mangelberuf. Auch diese Entwicklung ist schuld daran, dass die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt der Wirtschaft so stark zu schaffen macht. Betriebe, die Mitarbeiter in Mangelberufen suchen, haben in manchen Bundesländern kaum noch eine Chance, fündig zu werden.
 
Die Lücke ist je nach Region unterschiedlich groß: Besonders stark stieg die Zahl der offenen Stellen in Mangelberufen im Burgenland, in Niederösterreich und in Kärnten – allerdings ausgehend von einem niedrigen Niveau. Den schwächsten Zuwachs gab es in Wien. Dramatisch ist die Entwicklung insbesondere in Salzburg, wo das Problem schon vor der Pandemie groß war und seither noch erheblich größer wurde. Auch in Oberösterreich gibt es einige Berufe – etwa Sortierer und Lagerarbeiter – in denen offene Stellen nur sehr schwer zu besetzen sind.
 
Angebot und Nachfrage passen in einzelnen Bundesländern nicht zusammen: So fehlte es beispielsweise im Sommer (Juli 2022) in Oberösterreich, der Steiermark, Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, im Burgenland und – mit Einschränkungen – auch in Niederösterreich an Köchen. Gleichzeitig gab es Tausende arbeitslose Köche in Wien. Letztere dürften in großer Zahl so schnell auch keinen Job finden; in der Bundeshauptstadt werden schlicht nicht genug offene Stellen für Köche angeboten.
 
Die fehlende regionale Mobilität ist schon länger ein Problem. Rund 15 Prozent der Arbeitslosen könnten offene Stellen in Mangelberufen besetzen, wenn die Betroffenen bereit wären, in ein anderes Bundesland zu pendeln oder zu übersiedeln (Stand Juli 2022). Durch höhere Mobilität ließe sich also die Zahl der Arbeitslosen beziehungsweise jener der offenen Stellen um rund 43.000 reduzieren.
 
Die Politik sollte also versuchen, die Mobilität von Menschen auf Jobsuche zu erhöhen. Das kann von zwei Seiten erfolgen – durch mehr Druck auf Arbeitslose und durch mehr finanzielle Unterstützung bei einem Wechsel des Wohnorts. Mitverantwortlich für die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt ist auch der Teilzeitboom, der nach Corona noch einmal Fahrt aufnahm. Auch hier ist die Politik nicht völlig machtlos: In einem Hochsteuerland wie Österreich wäre es zum Beispiel eine gute Idee, Vollzeitarbeit steuerlich zu begünstigen – etwa durch einen Sonderabsetzbetrag.