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Fixpreise am Bau als Auslaufmodell?

Die Beschaffung von Rohstoffen ist mit Fortdauer der Corona-Krise zu einer der größten Herausforderungen für Bauschaffende geworden. Die ohnedies sehr angespannte Situation auf den Rohstoffmärkten mit unvorhersehbaren Preissprüngen und Lieferengpässen hat sich durch die Ukraine-Krise nochmals zugespitzt. Die Märkte werden zusehends volatiler und sind zurzeit schlicht nicht mehr berechenbar.

Für die bauausführende Wirtschaft wird es nahezu unmöglich, ihren Kunden fixe Preise anzubieten bzw. diese auf Baudauer zu garantieren. Dies gilt auch für kleinere Bauprojekte mit relativ kurzen Fertigstellungsfristen, die in der Vergangenheit häufig zu Festpreisen abgewickelt wurden.

Der Trend geht daher ganz eindeutig zu Verträgen mit veränderlichen Preisen, erklärt der Österreichische Baumeisterverband. Bei derartigen Bauverträgen ist eine Anpassung der vereinbarten Vergütung auf Basis der jeweils aktuellen Materialpreissituation festgelegt. Insbesondere für jene Leistungsbestandteile, die einer weltmarktabhängigen volatilen Preisentwicklung unterliegen, führt an dieser index- oder warenkorbbasierten Preisgleitung kein Weg vorbei.

Die Vereinbarung variabler Preise ist aber auch für den Auftraggeber von Vorteil: Einerseits müssen vom Bauunternehmen keine Risikozuschläge in die Angebote eingepreist werden, wodurch die Angebote günstiger, transparenter und vergleichbarer werden. Andererseits profitiert der Bauherr auch von entsprechend reduzierten Abrechnungspreisen, wenn die Beschaffungskosten während der Bauausführung wieder zurückgehen.

Die aktuellen Verknappungen auf den Rohstoffmärkten erzeugen nicht nur erhebliche Unsicherheiten, sondern befeuern insbesondere auch die anhaltende Dynamik der Baupreise. Damit nicht genug: mit der für 1. Juli 2022 geplanten Einführung einer CO2-Bepreisung steht bereits der nächste Kostenschub ins Haus, welcher letztendlich vom Bauherrn bzw. Konsumenten geschultert werden muss und das gemeinsame politische Ziel des leistbaren Wohnens konterkariert. Die Bauwirtschaft appelliert daher an die politischen Entscheidungsträger, den Zeitplan der CO2-Bepreisung nochmals zu überdenken und dessen Einführung zumindest so lange auszusetzen, bis sich die Entwicklung auf den Rohstoffmärken wieder einigermaßen stabilisiert hat.