STS Betonfertigteile Photovoltaik a3bau
Johann Schall (Mein Kraftwerk), Johann Staudinger (STS), Martin Staudinger (UniQum), Gerhard Schall (Mein Kraftwerk)

10.000 m2 Sonnenkraftwerk

Keine Gaupen, keine Schornsteine, keine Beschattung, große Flächen. Für eine Photovoltaikanlage sind die Voraussetzungen auf den Dächern der STS Fertigteile GmbH perfekt.

Mit einer nutzbaren Fläche von rund 10.000 m2 – das entspricht immerhin der Größe von eineinhalb Fußballfeldern – erzeugt das Sonnenkraftwerk auf den Fabrikdächern 1,4 Gigawattstunden Strom pro Jahr. Davon stehen 400 Megawattstunden vorrangig für den Eigenbedarf des Klimabündnisbetriebs STS Fertigteile zur Verfügung. Damit sind nicht nur rund 75 % des Energiebedarfs des Betonfertigteil-Produzenten gedeckt. Gleichzeitig werden 350 Tonnen CO2 eingespart. Das entspricht dem Pflanzen von 25.259 Bäumen. Firmenchef Johann Staudinger peilt unterdessen die komplette Autarkie an. Kostspielige Stromausfälle sind dann ausgeschlossen. Errichtet und finanziert wird das PV-Kraftwerk von der Exklusivreal 4you GmbH im Rahmen eines Green Bonds der BKS Bank AG. Exklusivreal 4you GmbH hat die Dachflächen für 25 Jahre gemietet und rund zwei Millionen Euro in das Solarkraftwerk investiert. Betrieben wird das Kraftwerk von Schwesterfirma Mein Kraftwerk PV GmbH aus Villach.

STS Mein Kraftwerk a3bau
Die STS-Dächer wurden zu einem Sonnenkraftwerk 10.000 m2 Fläche

Schon jetzt produzieren die auf mehreren Gewerbe- und Industrie-Immobilien in ganz Österreich montierten Photovoltaik-Anlagen von Mein Kraftwerk rund 30 Gigawattstunden Strom im Jahr. Damit könnte man 10.000 Haushalte versorgen. „Mit der Fläche, die wir auf den Dächern von STS errichtet haben, lässt sich der Strombedarf von 500 Haushalten decken“, erklärt Mein Kraftwerk-Geschäftsführer Gerhard Schall. Dass das Unternehmen aus Kärnten ausgerechnet im Bezirk Vöcklabruck eine PV-Anlage errichtet, ist alles andere als ein Zufall. „Wir sind ständig auf der Suche nach geeigneten Flächen auf Gewerbe- und Industriegebäuden“, sagt Schall. Im Sommer 2017 fielen Schall so die großen, durchgängigen und nicht beschatteten Dachflächen von STS als besonders geeignet auf.

Sauber, unbürokratisch, risikofrei

„Dass dann auch der Eigentümer sofort bereit war, diese zur Verfügung zu stellen, kommt leider viel zu selten vor“, erklärt Schall. Weil bei STS-Eigentümer und -Geschäftsführer Jo-hann Staudinger kaum Überzeugungsarbeit zu leisten war, konnte im Oktober 2018 bereits mit der Montage begonnen werden. Im Frühjahr 2019 wurden die Arbeiten abgeschlossen und am 30. August wurde das neue Sonnenkraftwerk offiziell in Betrieb genommen. „Das Geschäftsmodell von Mein Kraftwerk ist für Besitzer von geeigneten Dachflächen beinahe unwiderstehlich“, erklärt Johann Staudinger. „STS bezieht vergünstigten Strom, der komplett sauber am eigenen Dach erzeugt wird, bekommt sogar Miete für die Flächen und hat keinerlei bürokratischen Aufwand oder wirtschaftliches Risiko.“ Tatsächlich übernimmt Mein Kraftwerk alle Behördenwege, die Projektierung, die Errichtung, den Betrieb und die Wartung des Sonnenkraftwerks.

Die Elektrifizierung vorantreiben

Schon der Firmenname macht die Spezialisierung klar: „STS“ steht für Stiegen, Treppen und Sonderteile aus Beton, der dafür in Schalungen eingebracht wird. Die Spezialanfertigungen des 65-köpfigen STS-Teams sind etwa im neuen Hörsaal der Medizinischen-Universität Linz, in der Seestadt Aspern oder in Seilbahnstationen im gesamten Alpenraum verbaut. Ebenfalls am Standort angesiedelt ist die auf Betondruck spezialisierte uniQum GmbH, die Johann Staudingers Sohn Martin leitet. Wie STS ist auch uniQum ein Klimabündnisbetrieb. Diese fertigt mittels 3D-Druck exklusive Liegestühle, Sessel oder Tische aus Beton vorwiegend für Landschaftsgestalter, Künstler und Architekten. Seit einigen Jahren treibt Firmenchef Johann Staudinger die Elektrifizierung beider Unternehmen voran, weil er es als Selbstverständlichkeit sieht, die Betriebe Schritt für Schritt, in eine umweltbewusste Zukunft zu führen. Beinahe alle Misch- und Produktionsanlagen sowie Stapler und Transportplattformen werden nunmehr mit grünem Strom betrieben. Sieben E-Autos werden an den sechs firmeneigenen Ladestationen mit Strom aufgetankt. Drei E-Busse sind für den Transport der Mitarbeiter im Einsatz. Jetzt übergibt Johann Staudinger noch zehn E-Fahrräder an Mitarbeiter aus der näheren Umgebung für den Arbeitsweg und zur privaten Nutzung.

Stromtankstelle STS a3bau
Sieben E-Autos werden an den sechs firmeneigenen Ladestationen von STS mit Strom aufgetankt. Vl.: Martin Staudinger (UniQum),  Norbert Rainer (Klimabündnis Österreich), Klimaschutzlandesrat Rudi Anschober (re.), Johann Staudinger (STS),

Stromausfälle ausschließen

„Weil wir voll auf Elektrizität aus erneuerbarer Energie setzen, muss die völlige Unabhängigkeit von externen Lieferanten unser Ziel sein“, verrät Staudinger. Die zwei- bis dreimal jährlich auftretenden Stromausfälle sorgen für enorme Schäden, weil Beton in den Produktionsanlagen schon nach wenigen Minuten ansteift, mit großem Aufwand herausgestemmt werden muss und mehrere tausend Euro Schaden verursacht. „Wir wollen Speicherkapazitäten für Strom aufbauen, um diese Ausfälle und Zeiten des Spitzenverbrauchs in Zukunft problemlos überbrücken zu können“, skizziert Staudinger seine mittelfristigen Pläne. Wann das tatsächlich realisiert werden kann, hängt freilich von der Preisentwicklung hochleistungsfähiger Batterien ab. Der Pachtvertrag mit Mein Kraftwerk ist für 25 Jahre abgeschlossen, „Das entspricht aus heutiger Sicht der wirtschaftlich sinnvollen Nutzungsdauer einer PV-Anlage“, erklärt Gerhard Schall.

Rund zwei Millionen Euro hat Mein Kraftwerk in das Sonnenkraftwerk samt Trafostation investiert. STS bezieht den Strom daraus 10 Prozent günstiger gegenüber dem aktuellen Stromlieferanten, zu dem STS ebenso wie zum Netzbetreiber weiterhin Lieferverträge hat. Damit bleibt STS auch in Zeiten ohne Solarstrom versorgt. Für die E-Auto-Ladestationen gewährt Mein Kraftwerk sogar 15 Prozent Rabatt. „Jener Solarstrom, den STS nicht verbraucht, wird ins öffentliche Netz eingespeist und erhöht somit in der Umgebung den Anteil an grüner Energie“, unterstreicht Gerhard Schall.

LR Anschober: Es braucht eine Verfünfzehnfachung der PV-Anlagen in Oberösterreich

„Oberösterreich ist beim Klimaschutz weit entfernt von den Klimazielen. Eine der notwendigen und relativ einfach umsetzbaren Maßnahmen für ein massives Absenken der CO2-Emissionen ist der massive Ausbau der Sonnenenergie und damit das Erreichen von 100 Prozent erneuerbarem Strom. Dafür braucht es eine Verfünfzehnfachung der PV-Anlagen bis 2030 - eine Erhöhung von 1,73 Prozent auf 20 Prozent des Stromverbrauchs. Vor allem ein Großteil der geeigneten Dächer von Wohnhäusern, Gewerbe-, Industrie- landwirtschaftlichen Gebäuden bis hin zu Carports, das Umfeld der Verkehrsinfrastruktur und Großanlagen auf stillgelegten Deponien sollen genutzt werden. Gerade bei Industriebetrieben sind die Potenziale enorm. Das beweist etwa das Vorzeigeprojekt der Firma STS Fertigteile GmbH aus Oberwang“, sagt Klimaschutzlandesrat Rudi Anschober.