Zwei Arbeiter unterhalten sich
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Personal als wichtigster Baustoff

Der oft zitierte Fachkräftemangel ist für viele Unternehmen mittlerweile der Erfolgskiller Nummer eins. Um geeignetes Personal zu finden und zu behalten, bedarf es eines guten Talent-Managements, das sich vom Recruiting und Onboarding bis zur bestmöglichen Mitarbeiterentwicklung durchzieht. Wenn die Baubranche als attraktiver Arbeitgeber gelten will, muss sie auch hier digital aufrüsten.

Die Baubranche als Konjunkturlokomotive ist ein vielstrapaziertes Bild, das sich gerade in der Corona-Krise bestätigt hat. So positiv die Entwicklung auch ist, so stellen Digitalisierung und Fachkräftemangel große Herausforderungen dar. Wer denkt, dass mit fortschreitend digitalen Prozessen der Personalmangel in den Griff zu bekommen ist, irrt. Denn gerade in dieser Zeit des Umbruchs braucht es digitale Expertise, um das Potenzial des Wandels voll auszuschöpfen. Ein Beispiel: Seit Ende 2020 ist die BIM-Modellierung bei öffentlich vergebenen Verkehrsprojekten in Deutschland Pflicht. Laut einer aktuellen Studie („Digital Transformation: The Future of Connected Construction“ von Autodesk und dem Marktforschungsinstitut IDC) haben allerdings nur 65 Prozent der Bauunternehmen Personal mit entsprechender Expertise. Wird in Österreich BIM zur Pflicht, schaut es vermutlich nicht anders aus.

Berechnet man den demographischen Wandel mit ein, wird sich der Fachkräftemangel weiter zuspitzen. Umfragen in Deutschland wie auch in Österreich belegen, dass sich der Fachkräftemangel für viele Unternehmen mittlerweile zum größten Geschäftsrisiko entwickelt hat. Geeignetes Personal zu finden und zu behalten ist daher überlebenswichtig. Immer öfter wird in diesem Zusammenhang vom „Talent Management“ gesprochen, das eine Reihe von Maßnahmen und Strategien beinhaltet, mit denen Betriebe sicherstellen, dass die für den Unternehmenserfolg wichtigen Positionen konstant mit den geeigneten Mitarbeitern besetzt sind.

Die Personalabteilung hat dabei eine Schlüsselfunktion und setzt zunehmend auf entsprechende Software-Unterstützung. „Wir bilden in unserer Software den kompletten Lebenszyklus eines Mitarbeiters ab“, erklärt Inga Schwarz von Talentsoft, Software-­Anbieter für Talent-Management. Gerade in der Baubranche laufen viele Prozesse wenig digitalisiert ab, das betrifft auch das Mitarbeiter-Recruiting und die Mitarbeiterbetreuung, weiß Schwarz aus Erfahrung. Daran muss die Bauwirtschaft arbeiten, wenn sie ein attraktiver Arbeitgeber sein will. Talentsoft ist eine klassische Software as a Service-Lösung, cloudbasiert und für Unternehmen ab rund 150 Mitarbeitern bewährt. Firmen bezahlen eine monatliche Lizenzgebühr, abhängig von der Anzahl der Module und der Anzahl der Mitarbeiter. Die einmalige Konfigurationsgebühr ist davon abhängig, wie sehr die Lösung von der Standardlösung abweicht. Gehostet werden die Daten auf Servern in Deutschland.

Warum die Einarbeitungsphase so wichtig ist

„90 Prozent aller neu eingestellten Mitarbeiter entscheiden innerhalb der ersten sechs Monate, ob sie dauerhaft im Unternehmen bleiben“, weist Schwarz auf die Bedeutung des Einstiegs im neuen Unternehmen hin. Mitarbeiter, die sich von Anfang an willkommen fühlen und optimal auf die neue Tätigkeit vorbereitet werden, halten dem Arbeitgeber langfristig die Treue und arbeiten vermutlich auch motivierter und produktiver. Jeder Mitarbeiter, der beschließt, das Unternehmen bald wieder zu verlassen, kostet hingegen viel Aufwand, Zeit und Geld.

Ein festgelegtes Onboarding spielt beim Einstieg eine wesentliche Rolle. Aus einem klaren Einarbeitungsplan leitet sich ein Terminplan für die ersten Arbeitstage ab, bei dem auch das Kennenlernen und Vernetzen mit den neuen Kollegen nicht zu kurz kommen darf. Eine ebenso wichtige Rolle für die Mitarbeiterbindung spielen die Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen.

Digitale Weiterbildung über Plattformen

Digitales Lernen ist eine organisatorisch hilfreiche und budgetschonende Möglichkeit für Mitarbeiter, sich weiterzubilden. Insbesondere für die Arbeit in stark dezentralen Strukturen wie der Baubranche eignen sich digitale Lern- und Wissensplattformen, weil jeder Mitarbeiter zeit- und ortsunabhängig auf Lerninhalte zugreifen kann – das betrifft Standardschulungen wie Sicherheitsunterweisungen für den Zutritt auf Baustellen ebenso wie Softwareschulungen für den Einsatz neuer Technologien. Der Einsatz von Drohnen und Exo-Skeletten oder auch BIM sind alles Themen in der Digitalisierung, die letztendlich von Menschen umgesetzt werden müssen, die dafür qualifiziert sind. Schwarz: „Gerade Mitarbeiter, die viel unterwegs sind, profitieren so von den digitalen und mobil verfügbaren Lernangeboten.“

Das gesamte Schulungs- und Compliance-Management erfolgt dabei in einer zentralen und intuitiven Anwendung. Personaler, Qualifizierungs- und Sicherheitsbeauftragte sowie Führungskräfte haben die Trainingspläne der einzelnen Mitarbeiter, der Abteilungen oder auch der gesamten Organisation im Blick. Zudem sind Auswertungen und Dokumentationen auf Knopfdruck verfügbar.

Für Standardthemen und -trainings ist der Content von externen Anbietern angebunden. „Bei Themen wie beispielsweise Datenschutz muss nicht jeder das Rad neu erfinden“, so Schwarz: „Aber es gibt auch auf die Baubranche zugeschnittenen Content, der über externe Anbieter erweitert werden kann, wenn Unternehmen auf uns mit gewünschten Inhalten zukommen.“ Ergänzt wird Talentsoft Learning durch Talentsoft Content, einer Mediathek, die – ähnlich wie der Streaming-Dienst Netflix – Online-Schulungen bereithält. Auf über 200 Kanälen – sortiert nach Themen, Sprache, Branche und Jobs – werden Lerninhalten als On-Demand-Videos von zertifizierten Content-Anbietern bereitgestellt. Darüber hinaus verfügt Talentsoft mit über 2.200 Kunden und 11,000.000 Nutzern über die größte digitale HR-Community, wo auch Wissensaustausch über das eigene Unternehmen hinaus stattfindet, beispielsweise über Trends im HR-Bereich, oder auch Nutzererfahrungen ausgetauscht werden können. Über diese Plattform werden auch Produktneuheiten kommuniziert, die von rund 250 Software-Mitarbeitern laufend entwickelt werden.

Der Einstieg in die Lernplattformen kann mobil übers Handy erfolgen, ansonsten wird wegen der besseren Übersichtlichkeit zumindest ein Tablet oder ein Laptop empfohlen oder Mitarbeiter können sich bei Bedarf über Terminals in den Firmenzentra­len einloggen. „Moderne Unternehmen stellen ihren Mitarbeitern eine gewisse Zeit pro Woche oder Monat für die persönliche Weiterbildung zur Verfügung“, so Schwarz.

Feedback ist wichtig

Auch die Mitarbeiterkommunikation kann über die Personal-Management-Software laufen. Allgemeine Informationen wie Sicherheitsschulungen findet der Mitarbeiter dann ebenso auf der Startseite seines Portals wie zielgruppenspezifische oder standortgebundene Hinweise. „Gerade in Corona-Zeiten hat sich diese elektronische Form der Mitarbeiterkommunikation gut bewährt“, so Schwarz. Mit innovativen und digitalen Interaktionselementen wie Talentsofts kontinuierlichen Mitarbeitergesprächen arbeiten Führungskräfte, Personaler und Mitarbeiter auch unterwegs gemeinsam an ihren Zielen, behalten Fortschritte im Auge und tauschen regelmäßig Feedback aus. Auf diese Weise entsteht im Unternehmen eine offene und transparente Kultur, die auf die Weiterentwicklung und Produktivität jedes einzelnen Mitarbeiters einzahlt und so für mehr Zufriedenheit und Loyalität sorgt.

Königsdisziplin Recruiting

Stellenanzeige schalten und abwarten, dass sich geeignete Kandidaten melden? Das funktioniert heute nur noch bedingt. Wer sich die besten Talente sichern will, muss neue Wege im Recruiting gehen. Mit einem digitalen Bewerber-Management kann die Bewerbungsmöglichkeit niedrigschwellig gestaltet werden. Die Karriereseite eines Unternehmens ist das Aushängeschild gegenüber interessierten Kandidaten. Sie sollte dementsprechend attraktiv und übersichtlich gestaltet sein, sodass potenzielle Bewerber nicht nur alle relevanten Informationen finden, sondern sich auch angesprochen fühlen.

Gerade wenn es um das Anwerben junger Fachkräfte und technikaffiner Ingenieure geht, ist dabei eine mobile Optimierung der Website für die Nutzung via Smartphone oder Tablet ausschlaggebend. Mit der Bewerbung in einem Klick vereinfacht man den Prozess für Interessenten und steigert somit die Anzahl eingegangener Bewerbungen signifikant. Über soziale Netzwerke wie Facebook, LinkedIn oder Xing können mögliche Interessenten proaktiv angesprochen werden und diese Kontakte in so genannten Talentpools verwaltet und aufrecht erhalten werden, wenn der Kandidat nicht jetzt, aber vielleicht in einem halben Jahr bereit ist, das Unternehmen zu wechseln.

Auch können die eigenen Mitarbeiter in die Rekrutierung neuer Kollegen mit eingebunden werden, denn Empfehlungsmarketing ist bekanntlich die vertrauensvollste Werbung. Die Mitarbeiter haben über ihr eigenes Talentsoft-Portal die Möglichkeit, eigene Kontakte für eine Stelle zu empfehlen und auf eine Stellenausschreibung aufmerksam zu machen. Dies kann sowohl über die persönliche Kommunikation von Mund zu Mund, aber auch auf digitalem Wege per E-Mail oder Social Media erfolgen. Die Personalabteilung kann diese Empfehlungen nachverfolgen und gegebenenfalls Empfehlungsboni auszahlen.

Talent Management

bezieht sich auf die Identifikation, Gewinnung, Bindung und Förderung von Führungspositionen. Daraus ergeben sich Aufgabenbereiche, die Personaler im Blick haben sollten. Entsprechende Software unterstützt sie dabei und bildet den gesamten Lebenszyklus eines Mitarbeiters im Unternehmen ab:

>> Recruiting und Onboarding

>> Leistungs- oder Performance-­Management (Mitarbeitergespräche)

>> Vergütungs- oder Compensation-Management

>> Personalentwicklung oder Skill- und Kompetenzmanagement (Weiterbildung)

>> Karriereplanung

>> Mitarbeiterbindung oder Talent ­Relationship Management.

Quelle: Talentsoft, Haufe Group SE