Containerhafen

Rohstoffengpässe: Immer mehr Branchen in Sorge

Die Bauwirtschaft ist bislang gut durch die Coronakrise gekommen, praktisch alle Branchen vermelden volle Auftragsbücher. Sorge bereitet derzeit der Einkauf, weil die Versorgung zum Teil unterbrochen ist oder Rohstoffe nur sehr teuer zu bekommen sind.

In den letzten Wochen vermehren sich die Meldungen über Preisanpassungen bei Baustoffen. Preissteigerungen von mitunter bis zu 20 Prozent sind die Folge von starken Turbulenzen in internationalen Lieferketten. Die Coronakrise wird uns also nicht nur medizinisch und im täglichen Leben noch eine Weile belasten, sondern führt uns auch drastisch die Abhängigkeiten in der Versorgung wichtiger Rohstoffe vor Augen.

Container-Engpässe

Covid-bedingt kommt es vielerorts in Häfen zu Personalverknappung, weshalb Container „stranden“. Diese fehlen aber im Wirtschaftskreislauf, vor allem auf der Asienroute, deren Kapazitäten völlig ausgelastet sind. Hinzu kommt eine ungewöhnlich hohe Nachfrage nach Elektronik-, aber auch Hygieneartikeln aus China, die weitere Kapazitäten bindet, und der in Coronazeiten stark gestiegene Trend zum Onlinehandel. Die verzögerte Rückkehr der Container und die starke Nachfrage sorgten für eine erhebliche Verteuerung der Frachtraten. Europäische Produzenten berichten von einer Verdoppelung der Containerpreise, was die Margen bis zur Unwirtschaftlichkeit schrumpfen lässt.

Lieferunfähigkeit wegen höherer Gewalt

Zusätzlich haben große Unternehmen, die Grundstoffe herstellen, Lieferunfähigkeit nach Force Majeure (aufgrund höherer Gewalt) erklärt, was die Verfügbarkeit für nachfolgende Hersteller reduziert und die Lieferketten empfindlich in Turbulenzen bringt. Hinzu kommt eine erhöhte Nachfrage nach Konsumgütern durch den coronabedingten Rückstau und den zunehmenden Online-Handel. Immer mehr Unternehmen der Baustoff-Branche kämpfen daher mit der Rohstoffverknappung:

Hubert Weimann, Silikal-Geschäftsführer: „Auch wir spüren die starke Verknappung und die Preissteigerungen in fast allen Bereichen – von einfachen Holzpaletten, über Kartonagen bis hin zu Rohstoffen für unsere Produktion. Besonders stark ist die Rohstoffgruppe der Acrylatmonomere betroffen.“ Silikal unternimmt alles, um den gewohnten Kundenservice zu gewährleisten und bittet die Kundschaft um Verständnis. „Hilfreich kann es sein, rechtzeitig zu ordern. Außerdem können wir bei einigen Bestellungen auf Produkte wechseln, die genauso einsetzbar sind und gleiche Eigenschaften haben."

Berthold Kren CEO Lafarge

Berthold Kren, CEO Lafarge Zementwerke: "Die Bauwirtschaft hat sich in der gegenwärtigen Situation als sehr stabil und anpassungsfähig erwiesen. Der Bau ist ein wesentlicher Faktor, die wirtschaftliche Delle in Grenzen zu halten. Ich sehe Covid-19 auch als Chance, durch verbesserte Abläufe und fortschreitende Digitalisierung unsere Lieferketten weiter zu verbessern und unsere lokalen Partner entsprechend zu bedienen (...) Wir sind noch lieferfähig, aber wenn sich der momentane Usus fortsetzt, unkoordiniert Mengen abzurufen, dann wird es zu Engpässen kommen."

Botament Systembaustoffe: Die chemische Industrie erlebt zurzeit weltweit eine in der jüngeren Geschichte noch nicht dagewesene Verknappung an Rohstoffen. Dies geht einher mit drastischen Preiserhöhungen für viele Rohstoffe, die für die Herstellung von bauchemischen Produkten notwendig sind. Botament, wie auch ihre Schwestergesellschaft MC-Bauchemie, ist ebenfalls von dieser Entwicklung betroffen (...) Da eine Trendwende dieser Ausnahmesituation noch nicht absehbar ist, haben viele Unternehmen die Preise für Rohstoffe wie z. B. Styrole, Silikone, Bitumen, Kunststoff-Acrylate, Harze etc. innerhalb weniger Wochen mehrfach erhöht. In manchen Bereichen sind die Rohstoffpreise gar um das Vierfache gestiegen (...) Botament ist dazu gezwungen, die extremen Steigerungen der Rohstoffpreise zu akzeptieren. Für das Unternehmen ist es die oberste Priorität, die Lieferfähigkeit seiner Produkte sicherzustellen und den gewohnten Service zu gewährleisten. Um eine wirtschaftliche Produktion bei den aktuellen Rohstoffpreisen zu ermöglichen, wird Botament die Preise in den von der Rohstoffverknappung betroffenen Produktkategorien ab dem 01. Mai 2021 um bis zu 15 Prozent erhöhen. Betroffene Kunden erhalten in den kommenden Tagen detaillierte Informationen durch ihre persönlichen Ansprechpartner dazu, welche Produkte wie betroffen sind.

Georg Blümel CEO Synthesa-GruppeGeorg Blümel, CEO Synthesa-Gruppe: „Wichtig ist in diesen turbulenten Zeiten Verlässlichkeit. Wir möchten unsere Kunden daher rechtzeitig informieren, dass in den nächsten Monaten mit Preisanpassungen zu rechnen ist und bitten um Verständnis und entsprechender Vorsorge." Eine Kette parallel verlaufender internationaler Ereignisse und Entwicklungen haben bei Epoxidharzen für Farben und Lacke sowie Polystyrol für Dämmstoffe in den vergangenen Wochen für starken Preisauftrieb gesorgt. Steigerungen von bis zu 60% treffen die Produzenten in der Bauchemie. Grund dafür seien Lieferengpässe, eine erhöhte Nachfrage in Asien und Europa und ein weltweiter Mangel an Containern, verbunden mit einem starken Anstieg der Transportkosten. Zudem sei die Zahl der Produktionsstätten für Epoxidharz-Rohstoffe weltweit begrenzt. Zuletzt aufgetretene Störungen und sogar Ausfälle ganzer Anlagen hätten sehr schnell gravierende Auswirkungen auf die am Markt verfügbaren Rohstoffmengen und befeuere die Preisdynamik zusätzlich. Eine Entspannung ist in den nächsten Monaten nicht absehbar.

Wolfgang Lux CEO Poloplast

Wolfgang Lux, CEO Poloplast: "Das Jahr 2021 hat hervorragend begonnen und wir hören quer durch die Branche, dass es zu einer deutlichen Verknappung von Rohmaterialien kommt, ob das Kunststoffe, Stahl oder Legierungen bis hin zum Holz sind. Wir haben bereits Mitte letzten Jahres begonnen, externe Läger - sowohl Freiflächen als auch Hallenläger - anzulegen, um vorausschauend das Risiko zu minimieren, was die Pandemie an möglichen Störfällen verursachen könnte."

Ein Ende der weltweiten Rohstoffverknappung ist noch nicht absehbar. Europäische Fachleute sind sich darin einig, dass die angespannte Lage sich nicht kurzfristig verbessern wird.