Mag. Georg Konetzky (Sektionschef im Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort), Ing. Werner Hoyer-Weber (Geschäftsführer Hoyer Brandschutz), DI Margit Petrak-Diop (Projektleiterin Hoyer Brandschutz), DI Dr. Walter Painsi (Präsident der ACA)
© Robert Tober

Staatspreis Ingenieurconsulting 2021

Die Jury des Staatspreises Consulting - Ingenieurconsulting würdigte das Projekt für den umsichtigen Umgang mit dem Denkmalschutz, der zeitgemäßen Brandschutz mit möglichst geringen Eingriffen in die historische Bausubstanz verbind

Der „Staatspreis Consulting – Ingenieurconsulting“ macht die Leistungs- und Innovationsfähigkeit der österreichischen Ingenieur- und Ziviltechnikerbüros sichtbar. Am 10. Mai 2022 wurde der Preis vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort zum 25. Mal verliehen. Hoyer Brandschutz erhielt dabei den Sonderpreis der Jury für die Planung im Zuge der Revitalisierung des Ringstraßenpalais Haus am Schottentor.

renoviertes Haus am Schottentor
© Robert Tober

Das Ingenieurbüro hatte die Aufgabe, das Gebäude brandschutztechnisch zu modernisieren, dessen historische Substanz aber so weit als möglich zu erhalten. Teile des von 1910-1912 für den Wiener Bankverein errichteten Hauses stehen zudem unter Denkmalschutz. „Wir haben es bei vielen historischen Gebäuden nur noch mit Nachbauten zu tun – oft liegt das tatsächlich am Brandschutz. Beim Haus am Schottentor haben wir mit allen Mitteln dafür gekämpft, genau das zu vermeiden“, so Geschäftsführer Ing. Werner Hoyer-Weber. Das Vorhaben glückte mit Recherchen weit über gängige Regelwerke hinaus sowie mit einer akribischen Spurensuche in über 100 Jahre alter Baudokumentation.

Unkonventionelle Planung mit Zeitreise

Die größte Herausforderung lag im Erhalt der Eisenbetonrippendecke über dem Hochparterre. Während der Feuerwiderstand von Bestandsdecken in Österreich üblicherweise mit Statik-Literatur aus den 1970ern beurteilt wird – oft mit dem Ergebnis, dass Brandschutzunterdecken oder andere Maßnahmen erforderlich werden – wählte Hoyer Brandschutz bewusst den schwierigeren Weg. Das Ingenieurbüro stellte sich die Frage, ob der Bestandsschutz noch gilt, der aber immer zum Zeitpunkt der Errichtung zu betrachten ist.Eine brandschutztechnische Einzelbewertung erbrachte die nötigen Antworten. Dabei recherchierte das Ingenieurbüro weit über gängige Literatur und die Landesgrenzen hinaus, prüfte 140 Seiten mit statischen Berechnungen aus der Errichtungszeit und rekonstruierte so den Feuerwiderstand der Decke Schritt für Schritt. Am Ende konnte diese, ebenso wie das denkmalgeschützte Glasfeld im Oktogon, im Original erhalten werden. Das bedeutete auch, dass kostenintensive Baumaßnahmen entfielen, weniger CO2-Emissionen entstanden und der Ressourcenverbrauch des Bauvorhabens gesenkt wurde.

Kassensaal
Um den Feuerwiderstand der Decke im ehemaligen Kassensaal zu prüfen, wurden die statischen Berechnungen aus dem Jahr 1913 herangezogen © Robert Tober

Rückenwind für die Imagekorrektur

Die Jury würdigte das Projekt für den umsichtigen Umgang mit dem Denkmalschutz, der zeitgemäßen Brandschutz mit möglichst geringen Eingriffen in die historische Bausubstanz verbindet. „Oft wird unsTechnikern nachgesagt, dass wir mit ‚unseren‘ komplexen Normen Sanierungen massiv erschweren. Hier gibt es ein Team, das so lange recherchiert, gerechnet und geprüft hat, bis man klüger war als die Norm. Es hat uns fasziniert, dass Denken dazu führt, dass Dinge bleiben können“, erklärte der Jury-Vorsitzende DI Dr. Peter Holzer im Rahmen der Verleihung. In der Geschichte des Staatspreis Ingenieurconsulting ist Hoyer Brandschutz der erste Ausgezeichnete überhaupt aus dem Bereich der Brandschutzplanung. „Der Ruf unserer Branche ist nach wie vor belastet, obwohl Projekte wie diese zeigen, dass der Brandschutzden Stempel des Verhinderers nicht verdient. Es liegt auch in unserem Berufsverständnis, neue Lösungen zu suchen und zu finden. Auch wenn das bedeutet, umzudenken, oder wie beim Haus am Schottentor schlicht solange zu ‚raufen‘, bis ein genehmigungsfähiger Ansatz am Tisch liegt“, so Hoyer-Weber.