Bauarbeiter trinkt in der Hitze ein Glas Wasser
Initiativen gegen die steigende Hitzebelastung auf den Baustellen sind in Zeiten des Klimawandels essentiell.
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Initiativen gegen Hitze-Belastung auf der Baustelle

Das Wetter hält eine Branche ganz besonders auf Trab. Die Baubranche sieht sich mit einer steigenden Anzahl besonders heißer Tage vor großen Herausforderungen und begegnet diesen mit deutlichen Maßnahmen.

Der Klimawandel stellt die Bauindustrie vor erhebliche Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die steigende Anzahl der "Hitzetage". Sowohl die PORR AG als auch eine Allianz aus Bau-Sozialpartnern und der ASFINAG setzen sich aktiv für den Schutz der Gesundheit der Bauarbeiter ein und starten umfassende Initiativen, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

PORR Maßnahmen gegen Hitze

Die PORR AG hat eine umfangreiche Hitzeschutz-Initiative ins Leben gerufen und eine Task Force gegründet, um Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeitenden zu setzen.

Diese umfassen beispielsweise den Einsatz klimatisierter Pausenräume auf Baustellen, die Anschaffung von Arbeitsmitteln mit Dach und Klimaanlagen sowie die Nutzung verschiedener Beschattungs- und Verneblungslösungen. Zusätzlich werden Hitzeanlaufstellen im gesamten Unternehmen eingerichtet. PORR betont die Notwendigkeit einer branchenweiten Zusammenarbeit und politischer Unterstützung, um effektive Arbeitszeitregelungen zu schaffen, die den veränderten Klimabedingungen Rechnung tragen.

Allianz für mehr Fairness am Bau bei Hitze

Parallel dazu haben die Bau-Sozialpartner (Gewerkschaft Bau-Holz, Bundesinnung Bau und Fachverband der Bauindustrie) gemeinsam mit der ASFINAG eine Bewusstseinskampagne gestartet, um die bestehenden Schutzmaßnahmen und Regelungen stärker ins Bewusstsein zu rücken. Diese Kampagne richtet sich nicht nur an die Bauarbeiter, sondern auch an Anrainer und Autofahrer, um für mehr Verständnis bei Bauzeitverschiebungen in die kühleren Morgenstunden zu sorgen.

Maßnahmen und Ziele der Kampagne

Zu den Maßnahmen gehören die Verlagerung der Arbeitszeit in kühlere Tagesrandzeiten und im Extremfall die Einführung von „hitzefreien Stunden“. Ab einer Temperatur von 32,5 Grad Celsius kann der Arbeitgeber die Schlechtwetterregelung wegen Hitze anwenden. Zudem werden Pausenräume klimatisiert, Arbeitsmittel mit Dach und Klimaanlagen angeschafft und verschiedene Beschattungs- und Verneblungslösungen getestet.

Josef Muchitsch, GBH-Bundesvorsitzender, betont: „Unsere Kampagne soll dafür sorgen, dass Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter unter Bedingungen arbeiten, die ihre Gesundheit nicht gefährden. Schutzmaßnahmen wie angepasste Arbeitszeiten, Wassertrinken und ausreichende Pausen sind wesentlich, um die Belastungen durch die Hitze zu minimieren. Die Möglichkeit von ‚Hitzefrei ab 32,5  Grad muss stärker in Anspruch genommen werden. Ich appelliere an alle Baufirmen und Auftraggeber, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, damit heuer kein Bauarbeiter mehr unter der Hitze leiden muss. Mit unserer Allianz setzen wir ein gemeinsames Zeichen für die Gesundheit unserer Bauarbeiterinnen und Bauarbeitern und sichern gleichzeitig die Qualität und Effizienz bei dringend notwendigen Bauinvestitionen.”

Unterstützung durch die ASFINAG

Die ASFINAG unterstützt diese Initiative und wickelt bereits 95 Prozent des gesamten Bauvolumens nach einer entsprechenden Ö-Norm ab, wonach bei Überschreiten der Temperatur von 32,5 Grad Celsius der Fälligkeitstag eventueller Pönalen um diesen Werk- oder Kalendertag verlängert wird. In den heißesten Sommermonaten werden Baustellen auf Autobahnen zudem stark reduziert. ASFINAG-Vorstand Hartwig Hufnagl erklärt: „Dass auf Autobahn-Baustellen die beauftragten Bauunternehmen im Sommer zur Mittagszeit manchmal ihre Arbeiter abziehen, könnte in Zukunft öfter erforderlich sein. Das sollte auch für alle verständlich sein, denn auf Baustellen gibt es keine Klimaanlage wie im Auto.“

ASFINAG-Vorstand Hartwig Hufnagl: „Dass auf Autobahn-Baustellen die beauftragten Bauunternehmen im Sommer zur Mittagszeit manchmal ihre Arbeiterinnen und Arbeiter abziehen, könnte in Zukunft öfter erforderlich sein. Das sollte auch für alle verständlich sein, denn auf Baustellen gibt es keine Klimaanlage wie im Auto. Wir begrüßen mehr Fairness am Bau und am Arbeitsplatz generell, denn auch unsere Mitarbeitenden entlang der Strecke sind von den Folgen des Klimawandels betroffen.“

Dazu der Obmann des Fachverbands der Bauindustrie Peter Krammer: „Ich möchte an dieser Stelle mit der Mär von der bösen Baufirma aufräumen, der die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitert egal ist und die bei allen Witterungen ihre Arbeiterinnen und Arbeiter auf die Baustellen schickt. Die Gesundheit unserer Leute ist uns wichtig und die schützen wir auch! Dennoch stellen Fertigstellungstermine für jede als Auftragnehmer tätige Baufirma eine Drucksituation dar und das Problem der zeitabhängigen Baustellen- und Overhead-Kosten – sprich die bei einer Bauzeitverlängerung zusätzlich anfallenden Kosten – ist ungeklärt. Hier werden noch Lösungen zu diskutieren sein.“

Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz trotz Hitze

Die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze können in Kombination mit schwerer körperlicher Arbeit enorm sein. Laut Angaben der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt AUVA reichen die ersten Symptome von Konzentrationsverlust, Schwindel und Übelkeit bis zu Krämpfen und Bewusstlosigkeit. Das führt zu einem erhöhten Unfallrisiko bis hin zu Langzeitfolgen wie schwerwiegenden Herz-Kreislaufkrankheiten.

DI Raimund Kleinhagauer, Experte für Ergonomie in der AUVA: „Die AUVA unterstützt diese Kampagne, da sie bei der Verbesserung von Arbeitsbedingungen und Verhältnissen ansetzt, etwa durch die Vermeidung von Hitze und Sonneneinstrahlung. Das entspricht einer Gefahrenbekämpfung an der Quelle und damit dem STOP-Prinzip im Arbeitnehmer:innenschutz. Maßnahmen, die Arbeitgeber setzen können, reichen von der Verlagerung von Arbeitszeiten über die Abschattung von Arbeitsplätzen bis hin zum Rotieren der Arbeiter:innen von stark hitzeexponierten in kühlere Arbeitsbereiche. Das verringert nicht nur die Hitze-, sondern auch die UV-Belastung der Beschäftigten. Die Klimaveränderung bringt schließlich auch eine höhere UV-Belastung mit sich – der „weiße Hautkrebs“ wurde mit 1. März 2024 in die Liste der Berufskrankheiten aufgenommen.

Neben verhältnisorientierten Maßnahmen ist auch auf den personenbezogenen Schutz zu achten. Kopfbedeckung und Nackenschutz dürfen auf der Baustelle nicht fehlen, ebenso wie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Sie ermöglicht das Schwitzen und hält die natürliche Kühlfunktion des Körpers aufrecht. Viele weitere Maßnahmen für einen Hitzeschutzplan hat die AUVA in ihrem Merkblatt M.plus 012 zusammengefasst.“