„Lean bedeutet Projekte effizienter abzuwickeln“
Wer heut noch glaubt genauso bauen zu können, wie wir das vor 50 oder 100 Jahren getan haben, wird in den kommenden Jahren Stück für Stück vom Markt verdrängt werden. Die aktuell vorherrschende Hochkonjunkturphase der Bauwirtschaft wird mit steigenden Zinsen bald ein Ende finden. Zuerst wird der Industriebau, nicht zuletzt wegen der politischen Entwicklung in Großbritannien und den USA, aber auch der Zinssituation, in der sich nicht mehr jedes Investment rechnet, danach der Bau von Büroflächen und schließlich der Wohnungsbau davon betroffen sein. Nachhaltig ausgerichtete Unternehmen rüsten sich bereits seit einigen Jahren für die kommenden Herausforderungen.
Eine Antwort auf die Fragen der anstehenden Veränderungen ist hierbei der Einsatz von Werkzeugen und Methoden, um die eigene Effizienz zu erhöhen – und das ist genau der Hebel, den Lean Construction nutzt. Zum einen setzen wir Projekte bereits von Anfang an anders auf, in dem wir umfassender und ganzheitlich denken, zum anderen aber gehen wir verstärkt in die Kommunikation und setzen auf kollaborative Bauabwicklung und Agilität.
Lean ist kein Ansatz um Projekte mit allen Mitteln billiger zu gestalten. Es ist vielmehr ein Ansatz, um sie effizienter abzuwickeln, kürzer zu halten, sowie hohe Qualität auf Anhieb zu liefern. Nacharbeiten und Wartezeiten binden Kapazitäten und führen zu hohen, unnötigen Kosten in einem Bauprojekt.
Agiles und schlankes Bauen wird zu einer Kernkompetenz, die zunehmend aktiv nachgefragt wird. Im Grunde genommen kann der Kunde damit sicher stellen, dass die Mitarbeiter der eingekauften Gewerke bereit sind, über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken. Die konsequente Ausrichtung aller Aktivitäten auf den Projekterfolg, besonders durch eine strukturierte Interaktion mit allen anderen Gewerken, wird allen Beteiligten den entscheidenden Wettbewerbsvorteil sichern. Damit werden sie zur Kostenführerschaft im Wettbewerb geführt und können selbst ihre Ertragslage anhaltend positiv beeinflussen.
Projekte können so in kürzerer Bauzeit, mit idealem Ressourceneinsatz und geringstmöglicher Fehlerquote abgeschlossen werden. Zudem werden Bauprojekte flexibler, da die Bereitschaft aller Beteiligter agil auf Veränderungen zu reagieren steigt.
Aus diesem Grund setzen sowohl institutionelle Kunden, wie auch am Bau beteiligte Unternehmen auf die Vorteile von Lean Construction.
Dr. Martin Fiedler ist kaufmännischer Leiter der Lean Construction Beratung beim deutschen Ingenieurbüro Frieser-Uhlrich und Autor des Buches „Lean Construction – Das Managementhandbuch. Agile Methoden und Lean Management im Bauwesen“, das kürzlich im Springer Verlag erschienen ist.