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Für die Energiewende bedarf es geeigneter Rahmenbedingungen, fordert der Österreichische Verband für Elektrotechnik
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Energiewende

Es steht außer Zweifel, dass eine Dekarbonisierung unserer Energieversorgung im Wesentlichen auf Strom aufbauen wird. Um die CO2-Neutralität möglichst rasch zu erreichen, bedarf es geeigneter Rahmenbedingungen.

„Technisch ist die Energiewende absolut machbar“, sagt Kari Kapsch, Präsident des Österreichischen Verbands für Elektrotechnik, „aber es fehlen die geeigneten Rahmenbedingungen“. Um diese zu schaffen, hat der Verband sechs Forderungen an die Politik formuliert:

  1. Stabile Netze: Wenn die Energieversorgung auf erneuerbaren Energien aufbaut, ist ein adäquater Netzausbau erforderlich, um eine sichere und stabile Versorgung zu gewährleisten, weil Wind und Sonne beispielsweise nicht 24/7 zur Verfügung stehen. Konkret fordert der Verband Fördermaßnahmen zur Entwicklung innovativer Technologien.
  2. Verkürzung der Genehmigungsverfahren: Der Zeitplan zur Umsetzung der Energiewende (#mission2030) ist ambitioniert und nicht in Einklang mit den derzeit zu lange dauernden Genehmigungsverfahren zu bringen.
  3. Akzeptanz in der Bevölkerung: Der Ausbau der Anlagen erneuerbarer Energieträger muss gesellschaftlich akzeptiert sein, sonst können die erforderlichen Maßnahmen für die Energiewende nicht umgesetzt werden.
  4. CO2-Bepreisung: Die Kosten für Energie müssen in ein ganzheitliches Steuersystem eingebettet werden, ohne den Wirtschaftsstandort und die soziale Stabilität Österreichs zu gefährden.
  5. Wesentliche Säule E-Mobilität: Um die Elektromobilität in den Alltag zu integrieren, gilt es vor allem gesetzliche Hürden zu beseitigen, wie sie im Miet- und Wohnrecht derzeit bestehen und steuerliche Anreize zu schaffen.
  6. Anpassungen am Arbeitsmarkt: Der Fachkräftemangel trifft im Bereich der innovativen Energieversorgung besonders zu. Dementsprechend muss die Ausbildung in den relevanten Zweigen angepasst und verstärkt auf die Berufsmöglichkeiten hingewiesen werden.

Das OVE-Positionspapier zur Umsetzung der Energiewende steht unter www.ove.at zum Download.

Statement Gerhard Christiner, OVE-Vizepräsident:

„Die Klimakrise ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, aber wir haben Probleme in der Operationalisierung. Wir müssen uns darum bemühen, den Transaktionsprozess in Gang zu bringen. Auf der einen Seite brauchen wir dafür die Netze, auf der anderen Seite müssen wir den Verbrauch reduzieren. Um die Energiewende bis 2030 mit 100 % Strom umzusetzen, brauchen wir 30 TWh mehr im Vergleich zu heute. Konkret würde das drei- bis viermal mehr Strom aus Windkraft, zehn- bis zwölfmal mehr Strom durch Photovoltaik und rund 20 Prozent mehr Strom aus Wasserkraft bedeuten, denn derzeit sind wir ein Importland. Das ist die Pflicht. Die Kür bedeutet: Wie integrieren wir diese Kapazitäten in unser Versorgungssystem? Dazu brauchen wir auf der einen Seite neue Technologien, auf der anderen Seite ein Marktsystem, das flexibler und auf die Versorgung durch erneuerbare Energien ausgerichtet ist. Derzeit geben wir rund 140 Millionen Euro im Jahr für das Engpassmanagement aus, um die Versorgung durch das Anfahren von Gaskraftwerken zu stützen.“

Statement Hans Auer, Institut für Energiesysteme an der TU Wien:

„Redispatch* nennt man diese Netzstabilisierungsmaßnahmen, die wir alle über die Netzkosten bezahlen. Dieses Geld, dass mittlerweile mehrere hundert Millionen Euro verschlungen hat, sollten wir in den Ausbau adäquater Netze investieren. Schon allein deshalb, um die drohenden Strafzahlungen in Höhe von bis zu neun Milliarden Euro zu vermeiden. Das ist nämlich Verbrennen von Steuergeld. Um unsere Energieversorgung zukunftsfit zu machen, bedarf es regulatorischer Maßnahmen. Vorstellbar wäre eine Art one-stop-Shop in regulatorischer Hinsicht für die Umsetzung der gebäudeintegrierten Photovoltaik, um die Dekarbonisierung des Gebäudesektors voranzutreiben.“

* Redispatch bedeutet die temporäre Anpassung der Leistungseinspeisung (von Kraftwerken), um auftretende regionale Überlastungen im Übertragungsnetz zu vermeiden.

Für eine erfolgreiche Energiewende braucht es ein Zusammenspiel aller Systeme. Die wesentlichen Eckpunkte sind in der Grafik des Österreichischen Verbands für Elektrotechnik festgehalten:

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