Junge Architektin über Bauplänen
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Ab sofort Niedrigstenergiestandard

Die Übergangsfrist der EU-Gebäuderichtlinie [EPBD 2010] endete zum Jahreswechsel, seit 1.1.2021 werden daher in Österreich nur noch Niedrigstenergiegebäude gebaut, die heimische Ausgestaltung des Nearly Zero Energy Building (NZEB). Was bedeutet das für Passivhaus & Co. – die anderen Gebäudekonzepte?

Ein ökologisch optimiertes Gebäude braucht keine aktive Heizung — vor allem keine mit fossilen Energieträgern —, wenn es gut geplant, ausreichend gedämmt und dicht ausgeführt wird. Dann ist der Wärmeverlust minimal und dementsprechend auch der Heizwärmebedarf. Diese bauphysikalischen Regeln sind im Passivhaus-Konzept konsequent umgesetzt, es erfüllt daher die Voraussetzungen der EPBD und hätte bereits 2010 zum Standard werden können. Dagegen gab es jedoch massiven Widerstand. Stattdessen hat Österreich für seine Version des NZEB ein eigenes Konzept entwickelt, bei dem bauphysikalische Minderleistung durch Energiezufuhr ausgeglichen werden kann – das Niedrigstenergiegebäude. Im Sinne des Artikels 2, Ziffer 2 der Richtlinie 2010/31/EU ist das „ein Gebäude, das eine sehr hohe, nach Anhang I bestimmte Gesamtenergieeffizienz aufweist. Der fast bei Null liegende oder sehr geringe Energiebedarf sollte zu einem ganz wesentlichen Teil durch Energie aus erneuerbaren Quellen — einschließlich Energie aus erneuerbaren Quellen, die am Standort oder in der Nähe erzeugt wird — gedeckt werden.“

Macht das die Gebäudekonzepte überflüssig, weil ohnehin alle Neubauten Niedrigstenergiehäuser sein müssen? Bis zum heurigen Durchgang der „Zukunft Bauen“ zeigt sich ein differenziertes Bild. Sicher ist, dass das 3-Liter-Haus langsam, aber sicher verschwinden wird — vom namengebenden 3-Liter-Auto  redet ohnehin schon lange niemand mehr. Die gleiche Entwicklung wäre auch beim inhaltlich vergleichbaren Niedrigenergiehaus zu erwarten.

Dessen Marktaussichten haben sich jedoch zuletzt verbessert: Zwei Drittel der Befragten meinen, dass es zukünftig im Markt dominieren oder zulegen wird, mit Durchschnittsnote 2,16 liegt es nur knapp hinter dem Niedrigstenergiehaus mit Note 1,98. Wird das Realität, würden wir allerdings die Vorgaben der EPBD verfehlen!

Die übrigen Platzierten folgen als Block ohne signifikante Unterschiede mit den Noten
2,37: Nullenergiehaus / Zero Energy Building / CO2-neutrales Haus / Energieneutrales Haus / ‚Passivhaus plus’ lt. Passivhaus Institut PHI
2,40: klimaaktiv Haus
2,55: Plusenergiehaus / Passivhaus plus lt. BMVIT / Energieautarkes Haus / ‚Passivhaus premium’ lt. PHI 
2,58: Passivhaus.

Die Zeitreihen der Marktaussichten von 2011 auf 2020 zeigen trotz des stabilen Gesamtbilds einige nennenswerte Veränderungen:

Neben dem 3-Liter-Haus verzeichnet auch das Passivhaus einen signifikanten Rückgang - von der Spitze mit Note 2,0 auf Rang 6 mit 2,58, trotz der leichten Verbesserung gegenüber dem Vorjahr. Steigende Tendenzen bei Niedrigenergiehaus und klimaaktiv Haus verpassen knapp die Signifikanz.

Quelle: expertenbefragung.com