OpenBIM-Lösung bevorzugt
Robert Staufer-Wierl, Geschäftsführer der ib-data GmbH, präsentierte zu Beginn die Neuerungen von Version 8.1a. „Ich habe mir die Arbeitszeiten aller, die an der Entwicklung beteiligt waren, angesehen. Umgerechnet auf eine Person ergibt dies ein Arbeitsaufwand von 71 Monaten…oder 1.080 Liter Kaffee“, scherzte Staufer-Wierl.
Die Entwicklungsschwerpunkte im letzten Jahr lagen vor allem bei einer intelligenten OpenBIM-Lösung und der Erweiterung zu anderen Plattformen und Softwareprodukten. Ab sofort können Ausschreibungs-Leistungsverzeichnisse mit nur wenigen Klicks auf die „eVergabe+“ Plattform des Auftragnehmerkataster Österreich (ANKÖ) hochgeladen und dort veröffentlicht werden. Die Schnittstelle zu digiplan - einer Software, die Aufmaße aus gedruckten Plänen, PDFs oder Fotos mobil ermittelt – ermöglicht die rasche Überleitung der erfassten Mengen in die ABK-Bauabrechnung und die dortige Weiterverarbeitung. Ein weiteres Highlight ist die mobile ABK-Zeiterfassung. „Wir haben in diesem Bereich unsere erste App für mobile Geräte unter iOS bzw. Android released“, so Staufer-Wierl. Stunden und Spesen werden auf mobilen Endgeräten per App oder im Browser per Web-App erfasst und in Echtzeit an die ABK-Datenbank übergeben. Dort stehen sie sofort zur weiteren Auswertung zur Verfügung.
Bedeutende Neuerungen gibt es auch in im Projektmanagement, in der Büroorganisation und im AVA-Bereich. Insgesamt wurden 1.500 Ergänzungen und Neuerungen eingearbeitet. Mehr als ein Drittel davon waren Wünsche seitens der Anwender, die darin realisiert werden konnten. „Über 15.000 Anwender vertrauen mittlerweile auf eine ABK-Anwendung. Es freut mich sehr, dass wir unseren Anwendern all diese Neuheiten im neuen ABK8-Jahresrelease ab sofort zur Verfügung stellen können“, so Staufer-Wierl.
Der Entwicklungsprozess einer OpenBIM-Lösung
Stefan Perschy aus der ABK-Softwareentwicklung informierte die Gäste über den Entwicklungsprozess von ABK-BIM. BIM und die zugrundeliegenden Prinzipien sind keine Erfindung der letzten Jahre. „Wir haben bereits vor vielen Jahren begonnen, uns mit der Thematik auseinanderzusetzen. Im Mai 2018 trafen wir schließlich die Entscheidung: ABK8 soll BIM können“, so Perschy. Der Projektablauf war von Herausforderungen geprägt. So gab es noch keine oder nur mangelhafte Standards und keine etablierten Vorgangsweisen. „Neben rein technischen Sachverhalten galt es auch andere Aspekte zu behandeln, etwa den Anwendungskomfort. Die Erwartungshaltungen waren sehr unterschiedlich. Nicht nur die unserer Anwender, sondern auch von uns selbst“, erklärt Perschy. Die Entwicklung wurde vorangetrieben und die erste Phase abgeschlossen: im Mai 2019 folgte die erste Betaversion.
Mitte Jänner 2020 wurde ABK-BIM offiziell mit dem Jahresrelease 2020 veröffentlicht. Dieses basiert auf der OpenBIM-Methode, um einen durchgängigen Datenfluss – von der Planung bis zur Ausschreibung - mittels offener, softwareneutraler Standards sicherzustellen. „Wir haben uns bewusst für die softwareneutrale OpenBIM-Lösung entschieden. Damit lassen sich Daten aus allen IFC-fähigen CAD-Paketen verarbeiten“, betont Perschy.
ABK-BIM: Die Lösung für OpenBIM und AVA
Anschließend präsentierte ABK-Vertriebsleiter Wolfgang Rosner die OpenBIM-Lösung live in ABK8. „Die Vorgangsweise von ABK-BIM beschränkt sich im Wesentlichen auf fünf Schritte“, so Rosner. Ein Gebäudemodell in Form einer IFC-Datei, ganz gleich welcher Herkunft, wird in ABK importiert. Mittels ABK-BIM-Viewer erfolgt die erstmalige grafische Darstellung, die eine visuelle Überprüfung ermöglicht. Anschließend wird das Gebäudemodell interpretiert, d.h. Mengeninformationen, Attribute und geometrische Daten aus der IFC-Datei werden ausgelesen und Kategorien zugeordnet. „Mittels Interpreter werden die wesentlichen Merkmale und Kennwerte herausgefiltert. So beugen wir eine Datenflut in der weiteren Verarbeitung vor“, erklärt Rosner.
„Um nun von diesen modellierten Bauelementen zu den entsprechenden LV-Positionen samt Preisen zu gelangen, hat sich die Elementmethode im Bereich Kostenmanagement bewährt“, so Rosner weiter. Es folgt die Zuordnung von BIM-Objekten mit ABK-Elementen. Die Mengen hierfür werden durch die bereits erfolgte Interpretation aus der IFC-Datei ausgelesen und automatisch in die Mengenermittlungen zum ABK-Element übertragen. Abschließend erfolgt die Auswertung. „Mittels dieser Methode können nun Kostenpläne, etwa nach ÖNORM B 1801, oder Leistungsverzeichnisse nach ÖNORM A 2063 generiert werden“, fasst Rosner zusammen.
Der Workflow mit ABK-BIM
Mit ABK-BIM werden mit wenigen Arbeitsschritten aus einer IFC-Datei ein Kostenplan und ein Leistungsverzeichnis erstellt.
- Import der IFC-Datei
IFC ist ein definiertes, international anerkanntes Austauschformat von 3D-Gebäudemodellen sowie deren zugeordneten Informationen und regelt den softwareneutralen Datenaustausch u.a. im CAD-Bereich. Es ist somit ein wichtiger Beitrag zur Ermöglichung von OpenBIM. Mittels Schnittstelle wird die IFC-Datei direkt in ABK importiert.
- Darstellung der IFC-Datei
Der ABK-BIM Viewer dient zur grafischen Darstellung eingelesener IFC-Dateien. Wird eine IFC-Datei eingelesen, so findet hier die erstmalige Betrachtung des Gebäudemodells statt. Der BIM-Viewer kann später jederzeit während der gesamten Bearbeitung geöffnet und zur Betrachtung bzw. visuellen Überprüfung herangezogen werden.
- Interpretation der IFC-Datei
Mit Hilfe des ABK-Interpreters wird eine teilautomatisierte Interpretation der aus der IFC-Datei gewonnenen Informationen durchgeführt. BIM-Mengeninformationen, Attribute und geometrische Daten aus der IFC-Datei werden ausgelesen und Kategorien zugeordnet, u.a. BIM-Typen und BIM-Materialien. Dies erleichtert später die Bearbeitung bzw. Zuordnung der BIM-Objekte für das Erstellen von Kostenplänen und Leistungsverzeichnissen.
Beim ABK-Interpreter handelt es sich um eine skriptbasierende Anwendung, die somit jederzeit flexibel ergänzt und abgeändert werden kann. Dadurch ist es auch möglich, mehrere Interpreter zu erstellen, z.B. je nach verwendetem CAD-Programm oder Planer.
Übersichtliche Ordnerstrukturen ermöglichen ein einfaches Arbeiten. So lässt sich in der BIM-Gliederung die generelle Gliederungsstruktur der Layer, Zonen oder Gruppen aus der IFC-Datei erkennen. In der BIM-Raumstruktur befindet sich die raumweise Gliederung des Planers aus der IFC-Datei. Damit lässt sich auch eine einfache Raumliste schnell generieren.
- Verknüpfung von BIM-Objekten mit ABK-Elementen
Um von diesen modellierten Bauelementen zu den entsprechenden LV-Positionen samt Preisen zu gelangen, hat sich die Elementmethode im Bereich Kostenmanagement bewährt.
Jedem BIM-Objekt der IFC-Datei wird zumindest ein entsprechendes ABK-Element aus einem Elementkatalog zugeordnet. Jedes dieser ABK-Elemente besteht u.a. aus den zugehörigen Positionen, die wiederum eine effiziente, genaue und nachvollziehbare Kostenermittlung ermöglichen. Die Mengen hierfür werden aus der IFC-Datei ausgelesen und automatisch in die Mengenermittlungen zum ABK-Element sowie dessen Positionen übertragen.
So wird parallel zur IFC-Datei eine Projektelementliste aufgebaut. Diese wird bei Bedarf mit fehlenden Elementen für die Ausschreibung ergänzt - etwa mit Elementen für die Baustellengemeinkosten oder anderen Leistungen, die nicht im Gebäudemodell dargestellt sind.
- Auswertung: Erstellung von Kostenplänen und Leistungsverzeichnissen
Aus dieser Projektelementliste kann aufgrund der Elementmengen, der anteiligen Positionsmengen und Preisen ein Kostenplan erstellt bzw. ein Leistungsverzeichnis generiert werden.
Der Kostenplan wiederum kann nun in den Projektkostenmanager übergeleitet und dort weiterverwendet werden. Das aus dem Gebäudemodell generierte Leistungsverzeichnis wird in den ABK-AVA-Bausteinen auf gewohnte Art und Weise sowie gemäß ÖNORM A 2063 weiterverarbeitet.
ABK-BIM – Quo vadis?
Die Entwicklung von ABK-BIM ist mit dem Jahresrelease 2020 nicht abgeschlossen. Derzeit ist diese Lösung bereits bei den ersten Anwendern im alltäglichen Einsatz. Ein Anwender ist Architekt Siegfried Diesenberger. Er berichtete aus der Praxis. „BIM ist ein Prozess, der ein Bauprojekt von Beginn der Planungsarbeit bis zur Fertigstellung und im Idealfall über den gesamten Lebenszyklus begleitet. Das erfordert verstärkte Kommunikation aller Beteiligten und geeignete Software zum Datenaustausch in integralen offenen Prozessen, barrierefrei!“, so Diesenberger.