
Reputationsstudie: So nachhaltig ist der Ruf im Netz
Nachhaltigkeit ist längst zu einem zentralen Anliegen der Verbraucher aber auch Auftraggeber geworden, die vermehrt nach umweltfreundlichen und ethisch verantwortungsvollen Produkten und Dienstleistungen suchen. „Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen ihre Online-Reputation im Bereich der Nachhaltigkeit aktiv pflegen und aufbauen, um das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen und langfristig erfolgreich zu sein“, so Axel Maireder, Geschäftsführer des Institut für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) in Wien: „Dies gilt zunehmend auch für B2B-Unternehmen: So ist ein guter Ruf essenziell, um die Glaubwürdigkeit und Transparenz im Bereich Nachhaltigkeit zu stärken.“
Das Institut für Management- und Wirtschaftsforschung hat in Kooperation mit a3BAU die Unternehmen der Bau- und Bauzulieferindustrie hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeits-Reputation im Netz analysiert. Datengrundlage ist die Sammlung
- aller Beiträge, Posts und Kommentare zu den 306 größten Unternehmen der Bau- und Bauzulieferindustrie und Immobilienwirtschaft mittels Webcrawling und Social Listening
- aus allen öffentlichen Onlinequellen: Social Media (Facebook, Twitter, Youtube, Instagram), Nachrichtenmedien, Blogs, Branchenmedien, Foren, Webseiten
- innerhalb eines Jahres von 1. Juli 2022 bis 30. Juni 2023
In diesen Beiträgen wurden insgesamt rund 144.000 konkrete Aussagen zu den Unternehmen identifiziert und analysiert. Die Bewertung der Aussagen zu den Unternehmen erfolgte mittels KI-basierter Textanalyse. Dabei wurde die thematische Zuordnung zu Reputationsdimensionen (siehe Kasten „Wie exzellente Reputation entsteht“) und die Tonalität der Aussagen (positive, neutrale oder negative Bewertung) erhoben.
Top 15 Bauunternehmen
Die Porr konnte bei den Themen Innovation und Nachhaltigkeit mit Beteiligungen an Forschungsprojekten zur Wiederverwertung von Materialien punkten, vermittelt aber auch durch Rekordauftragsstand und Umsatzsteigerungen. Positiv fällt das Unternehmen auch im Zusammenhang mit den Themen Personalmanagement und Lehrlingsausbildung auf.
Rhomberg Bau ist an Projekten beteiligt, die sich auf erneuerbare Energien, Klimaschutz und Energieautonomie konzentrieren, ebenso fallen innovative Bauansätze wie modulare Holz-Hybrid-Bauten, aber auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz und serielle Sanierungsprozesse beim positiven Image ins Gewicht.
Die strategische Entscheidung der Strabag, sich aufgrund des bevorstehenden Lieferkettengesetze aus Afrika zurückzuziehen, hat ebenso mediale Wellen geschlagen wie die anhaltenden Diskussion rund um die Beteiligung von Oleg Deripaska. Dennoch konnte sich das Unternehmen von Platz 6 im Vorjahr (Grund war hier vor allem die Berichterstattung um die Baukartell-Strafen) auf Platz 3 zurückkämpfen. Grund waren viele positive Berichte über den finanziellen Erfolg und die Geschäftstätigkeit der Strabag .
Für Handler Bau GmbH hat sich die Berichterstattung rund um Personalthemen positiv aufs Ranking ausgewirkt (von Platz 11 auf Platz ). Insbesondere dass sich Handler für zwei neue Geschäftsführerinnen entschieden hatte und die „Austria’s Best Managed Company“ Auszeichnung bekommen hat.
Auch Hilti & Jehle GmbH fiel dieses Jahr durch sehr gute Arbeitnehmer:innen-Bewertungen auf, die zu einem Neueinstieg auf Platz 11 führten.
Top 15 Bau-Zulieferer
Akquisitionen und Expansion prägen auch in diesem Jahr die Berichterstattung über Wienerberger, die ihren Platz 1 verteidigen konnte. Das Unternehmen plant, sich als Anbieter von innovativen Systemlösungen zu positionieren und hat mittlerweile eine breite Palette von Dienstleistungen anzubieten, was positiv aufgefallen ist.
Investitionen in Modernisierungen und die Beteiligung an einer EU-Forschungsinitiative zur CO2-Reduzierung, schlugen sich in der Medien-Berichterstattung über die RHI Magnesita nieder, ebenso wie mehrere Übernahmen und weitere geplante Zukäufe.
Baumit ist in innovativen Technologien wie 3D-Betondruck aktiv und zielt mit Produkten auf CO2-Reduzierung ab. Positiv wahrgenommen werden auch die Ausbildungsprogramme für Lehrlinge und der Award für die Business Superbrands Austria.
Internorm hat einen hohen Auftragsstand und plant, rund 60 Millionen Euro zu investieren. Die Sanierung von Gebäuden und innovative Produkte mit integriertem Sonnenschutz und die "I-tec Open"-Technologie fallen positiv ins Gewicht.
Neu im Ranking ist die Steinbacher Dämmstoff Gesellschaft m.b.H., die vor allem mit Investitionen in Photovoltaik und Steigerung der Energieeffizienz punkten konnte.
Top 15 Gebäudetechnik
Viessmann hat seine Klimasparte, einschließlich der Wärmepumpen, an den US-Konzern Carrier Global verkauft und ist nun einer der größten Anteilseigner von Carrier Global. Das Unternehmen gilt im Bereich der Wärmepumpen als ein Innovationsführer.
Ein Umsatzwachstum von 30 Prozent im Jahr 2022, eine weitere Investitionsoffensive standen im Vordergrund der Berichterstattung über Austria Email. Vor allem betont das Unternehmen die Wichtigkeit der Energiewende und bietet emissionsfreie Produkte und „Green Jobs“ an und schaffte es so als Neueinsteiger gleich unter die Top 3 unter den Gebäudetechnik-Anbietern.
Windhager plant den Bau eines großen Produktions- und Entwicklungszentrums in Pinsdorf, was auf Innovation und Weiterentwicklung hindeutet. Hinweise auf Marktveränderungen liegen das Unternehmen von Platz 1 auf Platz 3 absteigen, wobei der Markt für Pelletheizungen „über Nacht eingebrochen“ ist, was wirtschaftliche Herausforderungen für das Unternehmen darstellt.
Top 10 Holzverarbeiter
Millionenstrafen für illegale Marktabsprachen und Vorwürfe bezüglich illegal geschlagenem Holz kennzeichneten die Berichterstattung über Egger Holz. Als ausgezeichneter Lehrbetrieb legt das Unternehmen großen Wert auf die Lehrlingsausbildung. Auch die Investition in ressourcenschonende Technologien und Recycling als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie lassen Egger den Platz an der Spitze verteidigen.
Binderholz hat mit "b_solution" eine innovative, individuell planbare Systembaulösung für den mehrgeschossigen Wohnbau entwickelt. Das Unternehmen arbeitet an der Optimierung der Lieferkette durch Verlagerung der Transporte auf die Schiene und wurde als „Staatlich ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“ und „Ausgezeichneter Tiroler Lehrbetrieb“ gewürdigt.
Auf dem dritten Platz liegt Kaindl, dass besonders durch seine Altholz-Verbrennungsanlage sowie den Plan für ein Biomasse-Heizkraftwerk auffiel. Letzteres soll bis 2025 insgesamt 18.300 Haushalte in Salzburg versorgen.
Top 3 Fertighausanbieter
Bei den Fertighausanbietern hat sich die Reihenfolge komplett gedreht. Hartl Haus konnte mit Investitionen in Exoskelette für Mitarbeiter und ökologische Bauweisen punkten.
Griffner hat als erster Fertighausanbieter in Österreich die baubiologische Zertifizierung des international anerkannten Instituts für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN erhalten. Positiv wirkte sich auch die Berichterstattung über energieautarke Holzhäuser und den Service der „Sorglospakete“ aus.
Elk hat das Elk Experience Center eröffnet, Europas erstes hybrides Beratungszentrum für den Hausbau, das Technologien der Virtual und Augmented Reality nutzt. Die Berichterstattung über vorgefertigte Sanitärzellen, um den Bauzeitraum zu verkürzen und modernste Haustechnik, um nahezu energieautarke Gebäude zu errichten, führte zu einer Platzierung unter den Top 3.