Architekt Peter Kompolschek
Peter Kompolschek, Architekt und Vorsitzender in den nationalen BIM-Normungsgremien sowie Mitglied der EU BIM Group

„Warum Planer auf Open BIM setzen sollten“

In der BIM-Community wird die Frage nach der vernünftigen Umsetzbarkeit von offenen Lösungen für die gemeinsame Arbeit an digitalen Gebäudemodellen heftig diskutiert. Hier gilt vorab zu klären, was unter offenem / geschlossenem BIM verstanden wird.

Geschlossenes BIM ist, wenn alle Planungsbeteiligte die erarbeiteten Daten in dem Format eines Herstellers (Graphisoft, Autodesk,…) bereitstellen und in diesem Datenformat zusammenarbeiten. Der Vorteil dieser Arbeitsweise ist offensichtlich und für die Nutzer bestechend einfach. Es gibt keinen Verlust von Information, da es zu keiner Zeit zu einem Datenexport in ein gemeinsames, ein übergeordnetes, ein offenes Format kommt. Der Nachteil ist, dass sämtliche Daten grundsätzlich mit derselben Software erarbeitet werden müssen.

Dem gegenüber versteht man unter „offenem BIM“ die Methodik, in der die Projektbeteiligten unter Verwendung eines offenen Datenformats – im Regelfall IFC (Industrial Foundation Classes) an einem integralen Projekt zusammenarbeiten. Der zu erwartende Nachteil ist, dass durch den Export in ein offenes Format es zum Verlust von Information kommen kann. Der Vorteil für diese Herangehensweise ist aber ebenso offensichtlich: Durch das Verwenden eines offenen Datenformats können die unterschiedlichen Beteiligten in einem BIM-Projekt, mit der für ihre Anwendung idealen Software Informationen erarbeiten, bereitstellen und austauschen.

Hier stellt sich die Frage, wie idealerweise die Zusammenarbeit der Gewerke zu erfolgen hat. Ist es Aufgabe zum Beispiel des Tragwerksplaners Änderungen im Architekturmodell vorzunehmen, oder ist es klüger, das Architektenteam auf Änderungswünsche, die aus der Tragwerksplanung erwachsen hinzuweisen? 

Wenn wir uns die Leistungsbilder der Planer-Gewerke betrachten und darüber hinaus die Frage der Haftung vor Augen halten, wird es die bessere Lösung sein, die beteiligten Mitplaner auf Anforderungen aus dem eigenen Tun hinzuweisen, so wie es bisher auch üblich war. Dafür gibt es auch erstklassige Softwarewerkzeuge!

Ein weiteres Argument für den Einsatz von offenem BIM ist die Lebensdauer von Dateiformaten. Ausgehend von den Produktzyklen von Bau-Software ist es Faktum, dass proprietäre Datenformate nach einiger Zeit nicht mehr gelesen werden können. Einzig textbasierte Datenformate, dazu zählt neben dem allseits bekannten DXF (Drawing Interchange Format) auch IFC, können auch nach Jahrzehnten von Software interpretiert werden.

Das ist auch das wesentlichste Argument für offene BIM Lösungen. Daten werden in der Planungsphase erarbeitet, in der Konstruktionsphase angereichert, vervollständigt, während des Betriebs schließlich verwendet. Irgendwann, spätestens nach dreißig Jahren des Betriebs, kommt es entweder zum Abbruch oder zur Umgestaltung des Bauwerks, da sollten die BIM Daten noch immer zur Verfügung stehen. 

Zusätzlich ist der Einsatz von offenen BIM Lösungen jedenfalls im Einklang mit unserem Vergaberecht!

Was Bauherren und Planer tun sollen, ist die Softwareindustrie auf die Wichtigkeit von offenen BIM Lösungen hinzuweisen. Besonders unter dem Aspekt der vernetzten, interdisziplinären Zusammenarbeit in einem gemeinsamen Datenumfeld ist offenes BIM unverzichtbar!